Wegen Arbeitslosigkeit nehmen sich pro Jahr rund 45.000 Menschen das Leben. Dies zeigt eine neue Studie der Universität Zürich mit Daten aus 63 Ländern, die im Fachjournal „Lancet Psychiatry“ veröffentlicht wurde. Sie zeigt auch, dass die Finanzkrise von 2008 mehr Suizide auslöste als bisher angenommen.
Fast eine Million Menschen sterben weltweit pro Jahr durch Suizid. Um herauszufinden, wie viele der Suizide im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit stehen, haben die Forschenden der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich Daten von 63 Ländern aus den Jahren 2000 bis 2011 analysiert, wie die Universität Zürich diese Woche mitteilte.
Arbeitslosigkeit
Es zeigte sich, dass sich pro Jahr etwa 230.000 Menschen in diesen Ländern das Leben nahmen. Jeder fünfte dieser Suizide ließ sich direkt oder indirekt mit Arbeitslosigkeit in Verbindung bringen.
Der Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Suizidrate war in allen vier untersuchten Weltregionen (Nord- und Südamerika, Nord- und Westeuropa, Süd- und Osteuropa sowie Nicht-Amerika und Nicht-Europa) ähnlich stark. Daten aus China und Indien waren nicht verfügbar. Auch das Geschlecht oder die Altersgruppe machten keinen Unterschied.
In Ländern mit niedrigerer Erwerbslosigkeit war der Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Suizid sogar stärker ausgeprägt. Dies zeigt laut den Autoren, dass auch in Ländern mit hoher Beschäftigung in Programme investiert werden müsse, die Personen in den Arbeitsmarkt integrieren und ein gesundes Arbeitsklima fördern.
Verunsicherung wirkt sich aus
Auffällig war bei der Studie, dass der Anstieg der Suizidrate dem der Arbeitslosenrate um etwa sechs Monate vorausging. „Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wurde offensichtlich antizipiert und bereits die Verunsicherung über die Entwicklung der ökonomischen Situation scheint negative Konsequenzen zu haben“, erklärt Psychiater und Leiter der Studie, Wolfram Kawohl.
So könne zunehmender Druck am Arbeitsplatz, etwa durch Restrukturierungen, Suizide begünstigen. „Es bedarf einer Schulung von Fachpersonal, etwa in den Personalabteilungen, damit es erhöhte Suizidrisiken bei den Betroffenen besser erkennt und beim Umgang damit helfen kann“, empfahl der Psychiater.
So könnte ein Personalverantwortlicher etwa einen Menschen, dem er kündigen muss und bei dem er ein Suizidrisiko vermutet, auf Hilfsangebote oder psychiatrische Einrichtungen hinweisen. „Schon das würde in manchen Fällen helfen“, sagte Kawohl.
Luxemburg unter dem EU-Durchschnitt
In Luxemburg wählen im Durchschnitt pro Jahr 80 Menschen den Freitod. Durchschnittlich werden 1.600 Selbstmordversuche verzeichnet. Das belegt eine von der nationalen Organisation „Prévention Suicide“ in Auftrag gegebene Studie aus dem Jahr 2013, die sich auf Zahlen zwischen den Jahren 2000 und 2012 beruht. Zwischen 2000 und 2012 setzten 937 Menschen in Luxemburg ihrem Leben ein Ende. 2012 wurden 74 Suizidfälle – 56 Männer und 18 Frauen – hierzulande verzeichnet. 2002 waren es 93 Fälle. 2010 nahmen sich 74 Personen das Leben, 2011 stieg die Zahl auf 81 Selbstmorde bevor sie 2012 sich wieder auf 74 Suizide einpendelte.
Auch in Luxemburg sind es vor allem Arbeitslose, gefolgt von Häftlingen, Senioren sowie Witwern, die sich das Leben nehmen. In 90 Prozent der Suizidfälle litten die Opfer unter seelischen Störungen, die entweder nicht diagnostiziert oder behandelt wurden. Die durschnittliche Selbstmordrate hierzulande lag 2012 bei 9,49, also leicht unter dem EU-Durchschnitt (10,23).
Erhängen und Medikamente
Laut Studie wählten zwischen 2004 und 2006 48 Männer den Freitod vor allem durch Erhängen. In 21 Fällen griff das männliche Opfer zur Schusswaffe. Im gleichen Zeitraum nahmen sich 14 Frauen das Leben durch Schlucken von Medikamenten während 12 Frauen in den Tod sprangen.
Zwischen dem 24. und 26. Februar finden die 9. nationalen Tage der Suizidprävention im „Couvent des Franciscaines“ in der hauptstädtischen Avenue Gaston Diderich statt. Mehr Infos auf www.prevention-suicide.lu
De Maart

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