Dienstag21. Oktober 2025

Demaart De Maart

Inklusive oder nicht inklusive?

Inklusive oder nicht inklusive?

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Luxemburg - GLEN („Groupe luxembourgeois d’éducation nouvelle“) distanzierte sich am Dienstag via Pressemitteilung von dem Pilotprojekt „Eis Schoul“, welches sie vor ein paar Jahren mit in die Wege leitete.

Die Entwicklung von „Eis Schoul“ entspräche nicht mehr den Anfangsprinzipien des Projekts, ja sie liefe sogar in eine komplett andere Richtung, sagte GLEN-Präsident Denis Scuto dem Tageblatt gegenüber.

Das große Leitmotiv, mit dem „Eis Schoul“ vor ein paar Jahren angetreten war, ist die inklusive Pädagogik. Die Schule will ausdrücklich den individuellen Bedürfnissen der einzelnen Schüler Rechnung tragen. Die Verschiedenheit der Schüler sollte eine Bereicherung für den Unterricht sein, d.h. alle Kinder, unabhängig von ihren Schwierigkeiten, sollten gemeinsam unterrichtet werden.

Grundprinzip nicht respektiert

GLEN kritisierte nun in einer Pressemitteilung, dass genau dieses Grundprinzip nicht mehr respektiert werde. Die Schüler würden je nach ihren Fähigkeiten oder ihrer Verhaltensmuster in verschiedene Gruppen eingeteilt. Diese „Sonderbeschulung“ würden die Inklusion der Kinder unmöglich machen.

Diese Anschuldigung weist Marc Hilger, Präsident des Schulkomitees von „Eis Schoul“, weit von sich. Die Schule halte nach wie vor am Prinzip der Inklusion fest. Jedes Kind werde in der Schule quasi individuell nach seinen Fähigkeiten betreut. Die Heterogenität der Gruppen sei immer noch gewährleistet, was aber nicht ausschließe, dass einzelne Kinder von einem Lehrer außerhalb der Gruppe unterrichtet würden, nachher aber wieder die Gruppe integrierten.

Entgegen dem, was das Gesetz sagt, werde das Portfolio und die Abschlussarbeit der Schüler bei deren Orientierung nach der Grundschulen nicht mehr in Betracht gezogen, hatte GLEN weiterhin in seiner Stellungnahme kritisiert. Auch diese Anschuldigung sieht Marc Hilger als unbegründet. Das Portfolio sei sowieso nur ein beschreibendes und ergänzendes Element. Entscheidend bei der Orientierung nach der Grundschule seien die vom Schüler erreichten Kompetenzen. Schließlich beruhe auch „Eis Schoul“ wie alle anderen auf dem offiziellen Lehrplan für die Grundschule.

Rechte und Pflichten

Ein weiterer Vorwurf von GLEN richtete sich gegen die sogenannten „ceintures de compétences“, die Kinder, welche nicht die geforderten Verhaltensweisen an den Tag legten, von verschiedenen Aktivitäten ausschließen. Das würde an sich stimmen, sagt Marc Hilger. Es handele sich dabei um soziale Kompetenzen, die ein Kind benötige, um an gewissen Aktivitäten teilzunehmen, z.B. Pünktlichkeit.

Es sei dies ein Teil der Erziehung zur Demokratie. Wo es Rechte gibt, gebe es auch Pflichten, und das müssten die Schüler lernen. Die Einführung solcher Richtlinien sei zudem auch von den Eltern unterstützt worden.

Normaler Lernprozess

Die Kritik, dass die Erzieher („éducateurs gradués“) sich fortan nur um die Kinder mit speziellen Bedürfnissen kümmern sollen, sei nicht ganz angebracht. Man müsse dabei beachten, dass jeder, der in der Schule arbeite, eine genaue Beschreibung seiner Tätigkeit („job description“) brauche. Am Anfang hätten alle nach dem Prinzip gearbeitet, „wir sind alle Freunde und verstehen uns alle gut“. Es habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, und das sei Teil des Lernprozesses, dass man klare „job descriptions“ brauche. Das sei ein normaler Lernprozess für ein Pilotprojekt, wie es „Eis Schoul“ nun mal sei.

Was die demokratischen Strukturen der Schule angeht, welche ebenfalls von GLEN kritisiert wurden, so sagt Hilger, dass alle Entscheidungen des Schulkomitees in voller Transparenz getroffen werden. Er als Präsident sei auf diesen Posten gewählt worden. Und wie in jeder Verwaltung gebe es auch in „Eis Schoul“ einen hierarchischen Vorgesetzten. Dass es nun nach drei Jahren, wo die Schule funktioniert, Meinungsverschiedenheiten gebe, bewertet Marc Hilger als normal. „Aber wir sind keine GLEN-Schule“, betont er, „sondern eine staatliche Grund-, Forschungs- und Ganztagsschule“. Eine direkte Auswirkung auf den Schulbetrieb wird die Mitteilung von GLEN nicht haben.