CoronavirusIn Petingen wurden die Einwohner mit einer Million Masken versorgt

Coronavirus / In Petingen wurden die Einwohner mit einer Million Masken versorgt
Vor dem Nationalen Kegelzentrum befand sich einer der Verteilerstandorte Foto: Gemeinde Petingen/Serge Breyer

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In Luxemburg sollen alle Einwohner über 16 Jahre ein Set mit 50 Gesichtsmasken erhalten. Das sind 30 Millionen Masken, die von den Gemeinden an ihre Einwohner verteilt werden müssen. Die Verteilung der Schutzmasken wurde von den Gemeindeverwaltungen in Zusammenarbeit mit der nationalen Rettungsdienstbehörde (CGDIS) vorgenommen. Sie fand vom 25. bis zum 30. Mai statt. Auf dieses Datum hatten sich die Gemeinden im Syvicol, dem Dachverband der Luxemburger Städte und Kommunen, geeinigt.

Die Gemeinde Petingen zählt rund 20.000 Einwohner. Folglich mussten dort etwa eine Million Gesichtsschutze verteilt werden. Keine leichte Aufgabe. In der Gemeinderatssitzung vom 18. Mai kündigte Bürgermeister Pierre Mellina (CSV) an, dass der für die Veranstaltungen verantwortliche Beamte Serge Breyer für die Organisation der Verteilung verantwortlich zeichnen wird. Am 15. Mai stellte der Gemeindemitarbeiter dem Schöffenrat seinen Plan vor. Dieser sah neben den klassischen Drive-in-Stellen auch Abholstandorte für Fußgänger vor. Die Masken wurden vom CGDIS geliefert und in der Sporthalle in Petingen zwischengelagert. Dort konnten die Einwohner vom 25. bis dem 30. Mai zwischen 8 und 20 Uhr an insgesamt sechs Standorten einen Gutschein, den sie per Post erhalten hatten, gegen ein Maskenset umtauschen.

In Petingen wurde ein Drive-in-Abholort auf dem Parkplatz des Nationalen Kegel- und Tenniszentrums (QT) eingerichtet. Fußgänger konnten die Schutzmasken im Kulturhaus „A Rousen“ abholen. In Rodange sollten sich die Fußgänger zur Sporthalle in der rue Jos Moscardo begeben. Autofahrer erhielt ihr Mundschutzset auf dem Parkplatz des PiKo-Schwimmbads. In Lamadelaine konnten die Bewohner ihre Chirurgenmasken entweder auf dem Parkplatz „Rollenger Millen“ oder im Freizeitzentrum in der rue Grousswiss bekommen. Informiert über die Aktion wurde die Bevölkerung auf der kommunalen Internetseite, in den sozialen Netzwerken, via Info-Kanal und per Flyer.

Besondere Regeln für Risikogruppen

Pro Haushalt sollte sich lediglich eine Person zum Verteilungsstandort begeben. Wer keinen Gutschein hatte, bekam keine Maske. Menschen, die keinen solchen bekommen hatten, wurde geraten, die Hotline der Regierung (80 02 80 80) anzurufen. Als „gefährdet“ eingestufte Bürger ab 70 Jahre hatten zudem die Möglichkeit, eine Vertrauensperson mit der Abholung zu beauftragen. Sie konnten aber auch die Gemeindeverwaltung kontaktieren, um sich die Schutzmasken nach Hause liefern zu lassen. Die Dienstleistung wurde aber nur wenig genutzt. An den Verteilerstellen musste der Zwei-Meter-Abstand beim Warten eingehalten werden und auch das Tragen einer Schutzmaske war Pflicht.

Bei der Verteilung hatte das Innenministerium gemeinsam mit den Rettungsdiensten einen Verteilerschlüssel ausgearbeitet. Einzelpersonen erhielten ein Set mit 50 Masken, Haushalte mit zwei Menschen fünf Pakete mit jeweils 20 Masken, Haushalte mit drei Personen fünf 20er- und ein 50er-Paket. Bei vier Personen wurden zehn Pakete mit jeweils 20 Masken verteilt, bei fünf waren es zehn 20er-Sets und ein 50er-Set und bei sechs Personen 15 20er-Sets. „Man hatte viele Sets mit nur 20 Schutzmasken geliefert. Da mussten wir halt etwas rechnen“, erzählt Serge Breyer.

Bademeister und Feuerwehrleute halfen

In Lamadelaine übernahm der Rettungsdienst die Verteilung, im Rodange waren hingegen die Bademeister, die sich wegen der Schließung des Schwimmbads zurzeit in einer „dispense“ befinden, im Einsatz. An den übrigen vier Standorten wechselten sich insgesamt 46 Gemeindebeamte ab. Es waren immer zwei Angestellte vor Ort. Gearbeitet wurde in drei Schichten: von 8 bis 12, von 12 bis 16 und von 16 bis 20 Uhr. Alle Mitarbeiter wurden mit Masken, Desinfektionsmittel und Handschuhen ausgestattet.

Die Verteilung lief reibungslos ab. „Die Leute waren sehr verständnisvoll und geduldig. Zwischenfälle gab es keine“, so ein zufriedener Serge Breyer. Damien aus Petingen lobte die Organisation, kurzen Wartezeiten und Freundlichkeit der Mitarbeiter. Cathy aus Rodange warnt aber: „Um die Krankheit einzudämmen, ist vor allem die Zwei-Meter-Distanz wichtig. Masken sind ein guter zusätzlicher Schutz, können die Leute aber auch in falsche Sicherheit wiegen.“

Was passiert aber, wenn man vergessen hat, sein Set abzuholen? „Kein Problem“, beruhigt Breyer. „Ab dem 8. Juni wird man seine Masken in einer ‚Bude’ vor dem Rathaus abholen können. Dort wird während der Öffnungszeiten der Gemeinde immer jemand vor Ort sein.“

Zahlen

An den sechs Verteilerstellen wurden zwischen dem 25. und dem 30. Mai insgesamt 14.100 Gutscheine abgegeben: 4.200 im Kulturzentrum „A Rousen“, 2.550 vor dem Nationalen Kegelzentrum, 2.400 in der Rodanger Sporthalle, 2.650 vor dem PiKo-Schwimmbad, 1.300 im Lamadelainer Freizeitzentrum und 1.000 bei der „Millen“. 50 Personen ließen sich das Maskenset nach Hause liefern. 150 Sets wurden in die Altenheime der Gemeinde gebracht. Insgesamt wurden rund 715.000 Masken an 14.300 Einwohner verteilt. Anspruch darauf haben die rund 16.300 über 16-Jährigen in Petingen. Bleiben also etwa 2.000 Personen, die den Gutschein noch nicht eingelöst haben.

Gutschein-Kopien

Es gab keine großen Probleme während der Aktion. „Allerdings wollten auch Einwohner aus anderen Gemeinden wie Käerjeng, Differdingen, Monnerich oder sogar aus dem nahen Ausland Masken bei uns erhalten. Das ging natürlich nicht“, berichtet Serge Breyer. Für die Grenzgänger waren nämlich spezielle Verteilerstellen eingerichtet worden. Auch hätten einige Unternehmen Sets abgeholt. „Sie waren eigentlich gar nicht vorgesehen. Ihnen wurden von anderer Stelle  Sets mit fünf Masken pro Arbeitnehmer zur Verfügung gestellt. Wenn die Betriebe aber aus der Gemeinde kamen, erhielten sie trotzdem ein Set von uns“, so der Gemeindemitarbeiter. Für Kopfschütteln sorgten aber die Leute, die versuchten, mit Gutschein-Kopien Masken zu erschleichen. Die Gemeinde sei dabei, diese Fälle zu analysieren und über eine angemessene Reaktion nachzudenken, so Breyer. Des Weiteren gab es einige Probleme beim „Registre national des personnes physiques“, das als statistische Grundlage für die Verteilung genommen wurde. Hier waren nämlich Weggezogene noch in Petingen gemeldet und Zugezogene noch nicht. Betroffene konnten aber die Helpline der Regierung anrufen und gemeinsam wurde dann eine Lösung gefunden.