Claude Molinaro
Dass Luxemburg über die Jahre zu einem multikulturellen Land geworden ist, ist kaum zu bestreiten (s. Grafik). Frühere europaweite Studien hatten bereits gezeigt, dass Luxemburger Ortsansässige generell eine positive Einstellung zur Immigration pflegten. Allerdings unterschieden diese Studien nicht zwischen Luxemburgern und Nicht-Luxemburgern, was hierzulande aber unbedingt mit in Betracht gezogen werden müsse, argumentieren die Verfasser der Studie.
In ihrer Studie analysierten sie, inwieweit sich drei Gruppen mit verschiedenem Immigrations-Hintergrund (S. Kader) in ihrer Haltung gegenüber Zuwanderern unterscheiden. Acht Aussagen wurden den Befragten zur Bewertung vorgelegt:
Immigranten nehmen den Einheimischen die Arbeit weg.
Immigranten untergraben das Kulturleben.
Immigranten verschlimmern das Kriminalitätsproblem.
Immigranten belasten das Sozialsystem.
Der Ausländeranteil wird eine Gefahr für die Gesellschaft.
Es ist besser für die Gesellschaft, wenn Zuwanderer ihre eigenen Traditionen bewahren.
Zusätzlich sollten zwei Aussagen über die Einstellung zur Zuwanderung bewertet werden.
Wegen dem hohen Ausländeranteil in Luxemburg fühle ich mich als Fremder.
Es gibt heutzutage zu viele Zuwanderer in Luxemburg.
Analysiert man die Resultate aufgrund der unterschiedlichen Herkunft, so sieht man, dass die Einheimischen die negativste Einstellung zu den Immigranten haben, gefolgt von den Zuwanderern der zweiten Generation.
Als Beispiel die Frage zu den Immigranten und der Arbeit: 30 Prozent der Luxemburger denken, dass Zuwanderer den Einheimischen Arbeit wegnehmen. Unter den Immigranten der zweiten Generation ist dieser Prozentsatz gleich hoch. Von den Einwanderern der ersten Generation teilen allerdings nur 15 Prozent diese Auffassung. Was die Frage zur Kriminalität angeht, so sind 58 Prozent der Luxemburger mit der Aussage einverstanden, 53 Prozent der „zweiten Generation“ und lediglich 34 Prozent der „ersten Generation“.
Die „erste Generation“ ist im Allgemeinen positiver gegenüber Zuwanderern eingestellt als die beiden anderen Gruppen.
Die Tatsache, dass der Prozentsatz der „zweiten Generation“ näher bei dem der Luxemburger liegt, deuten die Forscher als Indiz der Anpassung.
Zusätzlich zu den erwähnten Fragen analysierten die Forscher die Kontakte der drei Gruppen zu Zuwanderern. Je weniger Kontakte Luxemburger zu der ausländischen Bevölkerung pflegen, umso stärker ausgeprägt ist ihre negative Einstellung.
Die Einkommensklasse scheint die Einstellung zur Immigration ebenso zu beeinflussen wie das Ausbildungsniveau: Je höher diese sind, desto positiver die Einstellung. Dies wird damit erklärt, dass Menschen am unteren Teil des sozialen Spektrums am ehesten mit den Einwanderern um Arbeitsplätze konkurrieren müssen.
Anpassung
Die Intensität der Kontakte zu anderen Ausländern beeinflusst auch erheblich die Einstellung der „ersten Generation“ zur Immigration: Je weniger Kontakte, desto kritischer werden die Zuwanderer bewertet. Die neuen Zuwanderer werden von der „ersten Generation“ auch umso negativer beurteilt, je intensiver die Kontakte zu den Luxemburgern sind. Auch dies wird als Zeichen von Anpassung gewertet.
Innerhalb der „zweiten Generation“ hängen die Antworten davon ab, ob ein Elternteil oder beide Eltern im Ausland geboren wurde. Stammt ein Elternteil aus Luxemburg, so ist die Einstellung den Zuwanderern gegenüber erheblich negativer.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können