„HIV ist heute sehr gut behandelbar“

„HIV ist heute sehr gut behandelbar“
(AFP/Manjunath Kiran)

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Menschen, die heute HIV-positiv sind, haben praktisch die gleiche Lebenserwartung wie andere Menschen, so Vic Arendt, Infektiologe im "Centre hospitalier de Luxembourg".

Die Vereinten Nationen haben ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2030 sollen HIV und Aids weltweit eingedämmt werden. Bei der Prävention müssen besonders Kinder und Jugendliche in den Blick genommen werden, fordern Organisationen aus Anlass des Welt-Aids-Tages. Vic Arendt ist Infektiologe im „Centre hospitalier de Luxembourg“ und Präsident des Aids-Komitees im luxemburgischen Gesundheitsministerium. Seit 1988 arbeitet et mit HIV. Wir haben uns mit ihm über das Thema unterhalten.

78 Neuinfektionen

2014 gab es in Luxemburg 96 Neuinfektionen. Bis Mitte November 2015 wurden 78 neue Fälle gezählt (54 Männer und 24 Frauen), schreibt das Gesundheitsministerium am Montag.

Am Häufigsten wird der Erreger durch Geschlechtsverkehr unter heterosexuellen Partnern (Mann und Frau) übertratgen, gefolgt von homo- und bisexuellen Kontakten sowie Infektionen bei Drogegabhängigen, heißt es. (Tageblatt.lu)

Tageblatt: Herr Dr. Arendt, Sie sind sozusagen seit den Anfängen von HIV in den 1980er Jahren dabei. Was hat sich in den letzten drei Jahrzehnten im Bereich HIV verändert?

Vic Arendt: Alles hat sich verändert. Heute kennt man die Infektion in all ihren Facetten. Am Anfang gab es viel Obskurantismus. Ärzte und Pflegepersonal waren verkleidet wie heute bei Ebola.

Aber als ich 1988 angefangen habe, wusste man schon, dass HIV nicht so leicht übertragen wird. In meiner Anfangszeit als Arzt war ich in Brüssel in der Klinik. Dort hatten wir 20 Betten in unserer Abteilung und die waren größtenteils mit HIV-Patienten belegt, die schon schwer krank waren. Damals sind auch noch viele an Aids gestorben.

(…)

Was bedeutet es heute für den Alltag von Menschen, mit HIV zu leben?

Es bedeutet, dass HIV-positive Menschen heute im Prinzip fast die gleiche Lebenserwartung und Lebensqualität haben wie Gleichaltrige bei vergleichbarem Lebensstil. Es heißt auch, dass sie, außer, dass sie eine Tablette pro Tag nehmen müssen, kaum mehr Einschränkungen haben, und dass sie selbstverständlich auch in jedem Beruf arbeiten können.
Natürlich müssen sie darauf achten, das Virus nicht zu übertragen, indem sie ihre Therapie regelmäßig nehmen und bei Gelegenheitssex Kondome benutzen.

Es gibt also keine Nebenwirkungen durch die Therapie mehr?

Die große Mehrzahl der Menschen, die heute mit HIV leben, haben keine oder nur geringe Nebenwirkungen durch ihre Therapie. Bei den anderen zehn Prozent können Nebenwirkungen wie Müdigkeit, erhöhte Cholesterin- oder Zuckerwerte auftreten.

Ein weiterer großer Durchbruch erfolgte 2008. Da wurde erstmals offiziell bekannt, dass HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie viel weniger oder praktisch nicht mehr infektiös sind. Wie geht das?

Die modernen Medikamente verringern die Zahl der Viren so stark, dass sie nicht mehr im Plasma nachzuweisen sind.

Wenn die sogenannte Viruslast, also im Prinzip die Zahl der Viren im Plasma, seit mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze liegt, gilt der HIV-positive Mensch als sexuell nicht mehr infektiös.

Diese Schutzmethode sollte aber nur in festen Beziehungen und nicht bei wechselnden Sexualpartnern angewandt werden und nur dann, wenn der HIV-positive Mensch seine Medikamente auch regelmäßig nimmt.

Außerdem: Falls andere sexuell übertragbare Infektionen vorliegen, sollte man lieber auf ein Kondom zurückgreifen.

Lesen Sie das vollständige Interview in der heutigen Print-Ausgabe des Tageblatt.