SerieHistorisches und architektonisches Esch (34): Gasturbinenhalle

Serie / Historisches und architektonisches Esch (34): Gasturbinenhalle
Die ehemalige Gasturbinenhalle, ein Gebäude aus Ziegelsteinen, einem typischen Baustoff der Industriearchitektur Foto: © Christof Weber, 2015

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Das 1871 gegründete Hüttenwerk Esch-Schifflingen, damals Metzeschmelz, ist eines der ersten modernen Hüttenwerke im luxemburgischen Erzbecken. Als Eigentum des 1911 gegründeten neuen Unternehmens Arbed wurde das Werk 1912/1913 zu einem integrierten Stahlwerk ausgebaut und modernisiert. Es wurde mit zwei neuen Hochöfen, einem Thomas-Stahlwerk und Walzwerken ausgestattet.

Die Elektrifizierung des Werkes Schifflingen begann 1908 mit der Installation von zwei Gasmaschinen, die an einen Generator zur Erzeugung von Gleichstrom gekoppelt waren. Eine dritte Gruppe kam 1911 hinzu. Die Anlage erwies sich jedoch sowohl hinsichtlich der Leistung als auch der Auslegung (Gleichstrom) als unzureichend, um die neuen Stahl- und Walzwerke zu versorgen. Ein Drehstromkraftwerk wurde 1912/13 installiert. Die Hauptkomponenten des neuen Kraftwerks waren Gasturbinen mit drei Turbogeneratoren von je 4.000 kW. Sie wurden von einer Batterie von fünf Mehrrohrkesseln bedient, die mit Hochofengas befeuert wurden. Diese Einheit wurde im Laufe der Jahre erweitert und modernisiert. Das Gleichstromkraftwerk wurde 1933 endgültig stillgelegt. Die Gleichstromversorgung aus dem Drehstromnetz erfolgte durch rotierende Umformer. In den Jahren 1950/51 wurde eine neue elektrische Zentrale auf der Schlackenhalde des Werks Terres Rouges installiert.

Die ehemalige Gasturbinenhalle ist ein Gebäude aus Ziegelsteinen, einem bis Anfang des 20. Jahrhunderts in der Industriearchitektur häufig verwendeten Baustoff. Charakteristisch sind die großen Fensterflächen, die schlichten Dekorationselemente wie der geschwungene Giebel über der Korbbogenöffnung und das Oberlicht im Blechdach, das Tageslicht ins Innere des Gebäudes lässt.

Interessant ist, dass die ehemalige Gasturbinenhalle, die nicht mehr genutzt wurde, um 1992 dem „Service des sites et monuments“ zur Klassierung als Industriedenkmal vorgeschlagen wurde. Das Gebäude wurde jedoch nie unter Denkmalschutz gestellt, und auch die Idee, es in ein Kulturzentrum umzuwandeln, wurde nicht verwirklicht.

Glücklicherweise wurde das Gebäude zu Beginn des 21. Jahrhunderts von der Soteg SA erworben, die es in Büros umwandelte. Das beauftragte „Atelier d’architecture et de design Jim Clemes“ entwarf ein Haus-im-Haus-Konzept, um die Außenarchitektur des Gebäudes zu erhalten. Der Innenraum bleibt weitgehend offen und wird durch eine Stahlkonstruktion sowie Holz- und Glastrennwände für die Büros gekonnt genutzt. Gegenüber der Halle befindet sich die Pumpstation A, die zu einem Sitzungs- und Konferenzraum umgewandelt wurde. Gegenwärtig gehört das Ensemble, einschließlich eines neuen Verwaltungsgebäudes neben der ehemaligen Turbinenhalle, der Firma Encevo.