Bei Sudgaz ist man ständig bemüht, den Verbrauchern einen sozialen Gaspreis zu berechnen. Das Syndikat, das sich aus 15 Gemeinden zusammensetzt und an dessen Spitze Will Hoffmann steht, sei nicht auf große Gewinne ausgerichtet.
In die Verkaufspreisgestaltung fließen aber auch die Kosten des Netzes, Nutzungsgebühren und Personalkosten ein. Geprägt werden die Preise aber von Verhandlungen mit den Lieferanten. Sudgaz bezieht ihr Gas von Enovos, der früheren Soteg. Der Einkaufspreis basiert auf den Preisen des internationalen Marktes (eine Art Börse), die an den Rohölpreis gekoppelt sind.
„Diese Kopplung stammt aus früheren Zeiten“, sagte Patrick Jans von Sudgaz. Das sei auch nicht so schlecht, denn es wäre nicht gut, wenn nur ein oder zwei Personen oder Konzerne über die internationalen Gaspreise bestimmen könnten.
Die Gaspreise folgen den Ölpreisen in etwa sechs Monaten Abstand. In Luxemburg werden jährlich insgesamt 15 Terrawattstunden Gas eingekauft.
Die Kunden haben aber auch die Möglichkeit, mittels eines einfachen Formulars den Gaslieferanten zu wechseln. Doch hiervon werde nur sehr wenig Gebrauch gemacht.
Gaslieferungen gesichert
Das in Luxemburg verkaufte Gas stammt aus Norwegen, Holland und nur wenig aus Russland. So haben die Querelen, die Russland mit der Ukraine in Sachen Gaslieferungen hat, kaum Auswirkungen auf Luxemburg. Längerfristige Kontrakte wurden abgeschlossen. In dem Fall, wo in ganz Europa während Wochen Tiefsttemperaturen herrschen, bestehen zum Beispiel bei Luxgaz Abmachungen mit Großabnehmern, die dann im gegebenen Fall ihren Gaskonsum einstellen und auf Heizöl umschalten. Somit bleibt für den Endverbraucher immer genügend Gas in der Leitung.
Sudgaz: Tradition der sozialen Preise
Dass die Preise bei Sudgaz so günstig sind, wird auf die soziale Tradition der jeweiligen Verwaltungsräte zurückgeführt. Sudgaz ist ein Syndikat von 15 Gemeinden, das wohl wie eine S.A. funktioniert, doch die Preise auf dem absoluten Minimum hält. Man sei nicht gewinnorientiert.
Diese Tradition besteht seit den Präsidenten Nic Eickmann, Simone Asselborn-Bintz und dem jetzigen Präsidenten Will Hoffmann. Sudgaz verkauft 150 Millionen Kubikmeter Gas pro Jahr, unterhält 1.000 Kilometer Leitungen und beliefert 35.000 Kunden. Luxgaz beliefert hauptsächlich Zentrum und Osten des Landes. Ihre Kundschaft beläuft sich auf etwa 15.000 und ihr Leitungsnetz beträgt 1.000 Kilometer. Luxgaz hat in seiner Kundschaft mehrere Großabnehmer.
Düdelingen: Klein, aber fein
Auch die Stadt Düdelingen unterhält noch ihr eigenes Gasnetz. Düdelingen ist somit national der kleinste Anbieter. 5.000 Kunden werden über ein 75 Kilometer langes Netz betreut. „So lange wie möglich werden wir den kapitalistischen Tendenzen und der Privatisierung des Gasmarktes wiederstehen“, hieß es in Düdelingen, wo auf den sehr guten Service und das moderne Netz hingewiesen wird.
Das Düdelinger Gaswerk lässt sein Netz auch regelmäßig von unabhängigen Instituten kontrollieren.Mehr dazu in der heutigen Tageblatt-Auflage
Hauptstadt: Gaspreise werden sinken
Auf die Gaspreise in der Stadt Luxemburg angesprochen, wurde uns von Leo (Luxembourg Energy Office) mitgeteilt, dass diese wohl 2010 fallen werden. Das Gas wird in der Stadt Luxemburg demnach billiger.
Das war die gute Nachricht von Jean-Paul Wagner, „administrateur délégué“ von Leo. Die aktuell hohen Preise seien wesentlich durch hohe Netznutzungskosten bedingt. Auch habe man beim Einkauf die Marktlage anders eingeschätzt. Da spielte der Zusammenbruch der Märkte in der Krise 2008 eine große Rolle. Dass die Netzkosten in der Stadt Luxemburg höher als anderswo sind, sei normal, da eben ein Graben in der rue Notre-Dame nicht unbedingt eine billige Angelegenheit sei.
Dennoch werden die Gaspreise sich auch in der Stadt Luxemburg nach unten bewegen. Sobald das ILR („Institut luxembourgeois de régulation“) sowie der Stadtrat grünes Licht gegeben haben, werden die Netznutzungskosten sinken, gefolgt von einer Preissenkung der Gaspreise für Endverbraucher. „Wir werden näher an die Preise der Konkurrenten herankommen“, sagte Wagner. Dennoch seien die Preise bei Luxgaz sehr billig, was aus der Tradition des sozialen Gaspreises hervorgeht. Hier mache man eben keine Gewinne. Leo beliefert 25.000 Kunden und unterhält ein Netz von 5.000 Kilometern. Großabnehmer sind die staatlichen Gebäude, die von einem Blockheizkraftwerk in der „Cité judiciaire“ beliefert werden.
Spezielle Berechnungsformel
Der Gasverkaufspreis wird auf der Basis des Einkaufspreises berechnet. Hier hat aber jeder Anbieter seine eigene Formel, in der Netzkosten, Personal, Anschlüsse sowie Verwaltung und eventuelle Gewinne berücksichtigt werden. Oft bemängeln Kunden die Vorauszahlungen. Diese ermöglichen jedoch, dass der Kunde nicht in den Wintermonaten überbelastet wird. Die Gaswerke zahlen ihre Gasrechnungen bei den Lieferanten.
Jean-Marie Backes (Text),
Martine May, Isabella Finzi,
Alain Rischard (Fotos)
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