Thierry Klein
LUXEMBURG – Vergangenen Montag war das Thema der Schulorganisation für die Rentrée 2010/11 bereits von den Verantwortlichen des Schöffenrates angesprochen worden, doch wegen Zeitmangels war es zu keiner Abstimmung gekommen. Auch bestand seitens der Räte Aufklärungsbedarf bezüglich der Umsetzung der vor gut einem Jahr beschlossenen Reform im Primärschulunterricht in den hauptstädtischen Schulen.
Eröffnet wurde der Reigen durch Rat Claude Radoux (DP), der fehlende Ressourcen für eine integrative Schulpolitik bemängelte. Auch fragte er nach einer Bilanz nach einem Jahr Reform. Seine Schlussfolgerung: „Wir müssen schauen, in welchen Schulen Fortschritte erzielt wurden und in welchen es noch etwas hapert. Wir sollten Vergleiche zulassen.“
Viele Bedenken
Herzhafter an das Thema heran ging Rat Marc Angel (LSAP). Er forderte mehr Zeit zum Überlegen und Debattieren „über die wohl wichtigste Abstimmung des Jahres“. Er zeigte sich „schockiert“ über die Weise, wie die Schulorganisation in der letzen Sitzung in aller Eile gehandhabt worden sei. Er ging weiter in seiner Kritik: „Wir haben den Eindruck, dass der Schöffenrat sich für die Schulpolitik desinteressiert.“ Die vom Gesetz vorgesehenen „Plans de réussite scolaire“ (PLS) seien bislang nur in fünf von insgesamt 19 Grundschulen angenommen worden. Auch forderte der sozialistische Rat, dass die Mitglieder der neu geschaffenen „Comités scolaires“ sich mehr aufs Terrain begeben müssen, um die konkreten Probleme der Schulen zu erfassen. Auch die langen Wartelisten für die „Foyers scolaires“ bereiteten ihm Sorgen: Seines Wissens sei die Lage beispielsweise in Merl dramatisch.
Die Redner verlangten auch, dass der Dialog zwischen den Eltern, den Schülern und den Lehrkräften systematisiert werden müsse und nicht nur auf Nachfrage zustande kommen dürfe. Besonders der ADR-Rat Jacques-Yves Henckes brachte diese Forderung zur Aussprache.
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Rätin Vronny Krieps (DP) ihrerseits äußerte ihre Bedenken über die Zukunft der psycho-sozialen Dienste der Stadt Luxemburg im schulischen Umfeld. Man müsse wissen, ob der „Service pédago-psycho-socio-médical“ (PPSM) weiter von der Stadt unterstützt wird, auch wenn diese die Kosten nicht alleine tragen könne. In ihrer Antwort insistierte Schöffin Viviane Loschetter (déi gréng), verantwortlich für das Schulwesen, dass das neue Schulgesetz in der Hauptstadt nur schwer auszuführen sei. Es gebe viele prozedurale Schwierigkeiten, und auch beim Umsetzen der Vorgaben (beispielsweise über die Rolle der „Agences de qualité“) sei man sich im Erziehungsministerium auch nicht immer einig.
„Nächstes Jahr, wenn die Pläne der 19 Schulen alle vorliegen, reden wir Tacheles. In der jetzigen Unsicherheit können wir nur versuchen, dieses Übergangsjahr so gut wie möglich zu überbrücken“, so Loschetter. Die Permutationen und Neuaufteilungen in den Schulen hätten bis jetzt beim besten Willen nicht abgeschlossen werden können. Die Stadt stehe aber zu ihren Verpflichtungen, so auch zum PPSM.
Neue Musikschule
Im Laufe einer hitziger werdenden Debatte sagte Bürgermeister Paul Helminger über die Schulreform: „Wir müssen die Suppe auslöffeln, die uns andere eingebrockt haben.“ Mit den Enthaltungen der Fraktionen von LSAP und CSV wurde die provisorische Schulorganisation gestimmt.
Der von Schöffin Lydie Polfer vorgelegte Bericht über die Organisation des „Conservatoire de musique“ erhielt einstimmige Absegnung. Um die Platzprobleme des 2.600 Schüler (44 Prozent davon wohnen in der Stadt) zählenden Instituts zu beheben, werde mit dem Bau einer Musikschule in Bonneweg im Frühjahr 2011 begonnen. Rat Carlo de Toffoli (déi gréng) schlug vor, Räume der umliegenden Lyzeen auf „Geesseknäppchen“ für das „Conservatoire“ zu nutzen, wenn diese nicht gebraucht werden.
Die Gemeindeverwaltung bekam ein weiteres Jahr Zeit, um ihren Bebauungsplan (PAG) gemäß Gesetz von 2004 zu ändern.
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