Der Wert der Arbeit zähle in dem bestehenden Wirtschaftssystem nicht mehr, bedauert der Minister. Er rief die Gewerkschaften dazu auf, „ein Gegenmodell“ aufzubauen, in dem der Wert der Arbeit wieder seinen Platz habe. Nur wenn das gelinge, werde man die Arbeitslosigkeit in den Griff bekommen und auch sichere Arbeitsplätze erhalten und schaffen können.
Zwar freut sich Schmit darüber, dass die Arbeitslosigkeit in der Wirtschaftskrise und danach nicht ganz so stark angestiegen ist wie in den Nachbarländern, mit derzeit 5,8 Prozent aber sei sie für Luxemburg doch auf einem sehr hohen Niveau.
Leiharbeiter statt Festangestellte
Eine bedenkliche Entwicklung hat Schmit bei der Einstellungspolitik der Unternehmen in der Phase des Aufschwungs festgestellt. In der Krise abgebaute Arbeitsplätze würden jetzt vor allem mit Leiharbeitern auf der Basis von Zeitarbeitsverträgen ersetzt. „Im Juni 2010 hat diese Form der Beschäftigung um 26 Prozent zugenommen“, bemerkt er. Das sei eine Entwicklung, die man als Regierung so nicht wolle und nicht weiter hinnehmen werde.
Als „schwindelerregend“ bezeichnete Schmit auch die Zunahme der Langzeitarbeitslosen Deren Anteil stieg von knapp 33 Prozent im August 2009 auf 40 Prozent im August 2010 an. Von den 13.700 Personen, die Ende August bei der Adem (Administration de l’emploi) eingeschrieben waren, ist damit fast jeder zweite seit mehr als 12 Monaten auf der Suche nah einem neuen Job. Zwar wurde dieser Entwicklung durch eine Änderung bei der Arbeitslosengeldregelung Rechnung getragen, dass das jetzt länger und etwas grosszügiger berechnet werde, sei aber sicherlich nur ein schwacher Trost für die Betroffenen, räumt er ein.
Problem niedrige Qualifikation
Am stärksten von der Arbeitslosigkeit betroffen sind niedrigqualifizierte Personen und Immigranten. 33 Prozent der Arbeitslosen haben die portugiesische Nationalität, dies obwohl die Portugiesen nur 16 Prozent der Bevölkerung in Luxemburg stellen.
Allein die in der Umsetzung befindliche Reform der Arbeitsmarktverwaltung werde das Problem nicht lösen können, bemerkt der Arbeitsminister. Eine wirkliche Lösung führe nur über eine Bildungsoffensive, betont er.
Neben den Anstrengungen im Bereich der klassischen Schulausbildung und der Weiterbildung müsse endlich auch die seit Jahren diskutierte Idee einer „Ecole de la deuxième chance“ in die Praxis umgesetzt werden. Das alles dauere viel zu lange.
Nicolas Schmit informierte vor dem OGBL-Kongress auch, das die neue Agentur der Adem in Differdingen am 10. November den Betrieb aufnehmen wird.
lm.
De Maart
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