Freitag24. Oktober 2025

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„Gewerkschaften sollen gesellschaftliches Gegenmodell aufbauen“

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"Bankengewinne und Boni sind zwei Jahre nach der Krise schon wieder an der Tagesordnung. Derweil haben wir eine anhaltende Beschäftigungskrise." Das sagte Luxemburgs Arbeits- und Beschäftigungsminister Nicolas Schmit auf der Generalversammlung der "section immigrés" des OGBL am Samstag Morgen in Remich.

Der Wert  der Arbeit zähle in dem bestehenden Wirtschaftssystem  nicht mehr,  bedauert der Minister.  Er  rief   die   Gewerkschaften dazu auf,  „ein Gegenmodell“  aufzubauen,  in dem  der   Wert der Arbeit wieder  seinen Platz habe.  Nur wenn das  gelinge, werde  man  die  Arbeitslosigkeit in den Griff bekommen und auch sichere  Arbeitsplätze  erhalten und schaffen können. 

Zwar freut sich Schmit darüber, dass  die Arbeitslosigkeit  in der Wirtschaftskrise und danach nicht  ganz so stark angestiegen ist  wie in den Nachbarländern,  mit derzeit 5,8 Prozent aber sei  sie für Luxemburg doch  auf einem  sehr hohen Niveau. 

Leiharbeiter statt Festangestellte

Eine bedenkliche Entwicklung  hat Schmit bei der Einstellungspolitik der Unternehmen  in  der Phase des Aufschwungs  festgestellt. In der Krise abgebaute Arbeitsplätze würden  jetzt vor allem  mit Leiharbeitern  auf der Basis von Zeitarbeitsverträgen ersetzt.  „Im Juni 2010 hat diese Form der  Beschäftigung um  26 Prozent zugenommen“, bemerkt er.  Das sei eine Entwicklung, die  man als Regierung so  nicht  wolle und nicht weiter hinnehmen werde. 

Als „schwindelerregend“  bezeichnete Schmit auch die  Zunahme der Langzeitarbeitslosen  Deren Anteil  stieg von knapp 33 Prozent im  August 2009 auf  40 Prozent im August 2010 an.  Von den  13.700 Personen, die  Ende August  bei der Adem (Administration de l’emploi) eingeschrieben waren, ist damit fast jeder zweite seit  mehr als 12 Monaten auf der Suche nah einem neuen Job.  Zwar   wurde dieser Entwicklung durch eine  Änderung bei der Arbeitslosengeldregelung Rechnung getragen, dass das jetzt  länger und etwas grosszügiger berechnet werde, sei aber sicherlich nur ein schwacher Trost für die Betroffenen, räumt er ein.

Problem niedrige Qualifikation

Am stärksten von der Arbeitslosigkeit betroffen sind  niedrigqualifizierte  Personen und  Immigranten.  33 Prozent der Arbeitslosen  haben  die portugiesische Nationalität, dies obwohl  die Portugiesen nur 16  Prozent der  Bevölkerung in Luxemburg stellen.  

Allein die in der Umsetzung befindliche Reform  der  Arbeitsmarktverwaltung   werde  das Problem nicht lösen können, bemerkt der Arbeitsminister.   Eine wirkliche Lösung führe nur über  eine Bildungsoffensive,  betont er.  

Neben  den  Anstrengungen  im Bereich  der klassischen Schulausbildung und der Weiterbildung müsse  endlich auch die  seit Jahren diskutierte Idee  einer  „Ecole de la deuxième chance“  in die Praxis umgesetzt werden.  Das alles dauere viel zu lange. 

Nicolas Schmit   informierte  vor  dem  OGBL-Kongress auch, das  die neue  Agentur der Adem in Differdingen  am 10. November  den Betrieb aufnehmen wird.  

lm.