Sonntag9. November 2025

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Feier mit Geschichte und Geschichten

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LUXEMBURG - Die Femmes socialistes (FS) hatten sich zu ihrem 40-jährigen Jubiläum eine etwas andere Feier einfallen lassen.

Zwar gab es Reden, einen historischen Rückblick und ein kulturelles Rahmenprogramm: Dennoch unterschied sich die Feier von den sonst üblichen akademischen Sitzungen.

Lydie Schmit

Schifflingerin, Historikerin, Gemeinderätin, Abgeordnete, Europaabgeordnete, Präsidentin der Frauen-Internationale und somit Vizepräsidentin der Sozialistischen Internationale unter Willy Brandt, aber auch engagierte Gegnerin von Astrid Lulling; dies sind nur einige der Etappen im kurzen Leben von Lydie Schmit.

Die „LSAP-Präsidentin in schwieriger Zeit (1974-1979)“, wie Ben Fayot sie u.a. in seinem kurzen Referat bezeichnete, starb 1988 und wurde nur 49 Jahre alt. Dennoch war sie eine der wichtigsten Persönlichkeiten der sozialistischen Partei und der Femmes socialistes.

Zurzeit entsteht im Auftrag der Stiftung Lydie Schmit, deren Präsident Fayot ist, eine Biografie über die engagierte Sozialistin, die von Historikerin Renée Wagener bis 2013 bzw. 2014 fertiggestellt werden soll.

(r.s.)

So waren es nicht die FS-Präsidentin Michèle Diederich oder Parteipräsident Alex Bodry, die den stärksten Applaus ernteten: Anita Wagner, auch in etwas reiferem Alter noch in rhetorischer Hochform, ging in ihrer aus zahlreichen Parteisitzungen und Schifflinger Gemeinderatssitzungen bekannten direkten Art auf die Gründungsjahre ein. Sie räumte auch mit ansonsten in der Frauenorganisation umstrittenen Äußerungen, (so tritt sie vehement gegen Quoten ein) mit Anekdoten aus der Gründerzeit der FS, also den frühen Siebzigern, so richtig ab.

Der Schifflinger Bürgermeister Roland Schreiner hatte die FS am Abend begrüßt, ehe Präsidentin Michèle Diederich auf die Wurzeln und verschiedenen historischen Etappen sowie die aktuellen Spielarten des Feminismus einging.

Radikal

So lernten die staunenden männlichen Gäste, dass etwa Exponentinnen des radikalen Feminismus die Anzahl der Männer in der gesamten menschlichen Gesellschaft auf zehn Prozent reduzieren wollen; erst dann seien freie Entscheidungen zum Wohle aller möglich.

Ganz so radikal geben die FS sich nicht; auch wenn sie der Mutterpartei in den Anfangsjahren wohl ganz schön einheizten. Die verlangten finanziellen Unterstützungen wurden ihnen jedenfalls meist problemlos gewährt.

Epoche 1971-2011

Philo Gunther-Marx, Marion John-Muller, Sylvie Krier-Bechberger, Fabia Demaret-Monte, Taina Bofferding und Catia Gonçalvez präsentierten anschließend gemeinsam die Epoche 1971-2011.

Dabei beschränkten sie sich nicht auf politische Ereignisse und FS-Interna, sonder bezogen kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen mit ein.

Nachdem Ben Fayot über die Schifflinger Sozialistin Lydie Schmit referiert hatte (siehe nebenstehenden Rahmen), zeichnete Parteipräsident Alex Bodry stellvertretend für alle Aktiven der FS die Politikerinnen Lydie Err, Lise Linster, Anita Wagner und Tilly Jung aus. Bei dieser Gelegenheit bemerkte Bodry, bei den Gemeindewahlen seien immerhin 42 LSAP-Kandidatinnen in den Porporzgemeinden gewählt worden. Er ging, ebenso wie Anita Wagner, auf die bewegten Anfangsjahre der FS ein, als diese besonders in Schifflingen mit Anhängerinnen der abtrünnigen Astrid Lulling zu kämpfen hatten.

Kuchen und Kabarett

Umtrunk, Kuchen und Kabarett (die SPIC-Revue wurde gezeigt) schlossen die Feier in Schifflingen, Gründungsort der Femmes socialistes, am 21. Oktober 1971 ab.