Ein urbaneres Flair

Ein urbaneres Flair

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Von Laura Tomassini

Es ist soweit: Die Tram fährt! Diesen Satz hörte und las man in allen Ecken der Stadt. Nach den offiziellen Veranstaltungen am Sonntagmorgen durften ab Nachmittag dann auch alle Bürger und Besucher Luxemburgs die ersten Meter mit dem neuen Verkehrsmittel wagen.

Kurz nach 16.00 Uhr ging es für mich in Richtung Luxexpo. Das Auto vor den Ausstellungshallen abgestellt, erreichte ich nach knapp anderthalb Minuten zu Fuß die Haltestelle, wo bereits mehrere Dutzend Fahrgäste aufgeregt warteten. Um 16.17 Uhr „rollte“ dann auch die Tram ein. Ein netter Anblick, denn die einzelnen Wagen und Fenster leuchten in unterschiedlichen Farben.

Ich entschied mich für das rosafarbene Abteil, Mädchen-Klischee direkt erfüllt. Im Inneren erwartete mich viel Freiraum, ein türkises Interieur, aber vor allem blau leuchtende Kopfteile an den Sitzen. Ich setzte mich direkt an die Eingangstür, links auf einen Zweierplatz, neben eine ältere Dame.

Kein Sauna-Feeling

Um 16.22 Uhr ging die Fahrt dann los – natürlich mit gewohntem ersten Ruck, bei dem die stehende Hälfte der Fahrgäste erst mal schnell Halt an den Griffen suchte. Anders als in französischen Metros (an welche die Tram optisch erinnert) war die Heizung zwar an, trotz warmer Winterkleidung entstand aber Gott sei Dank kein Sauna-Feeling.

Gut gefüllt ging es also in Richtung Auchan, offiziell als Alphonse-Weicker-Haltestelle gekennzeichnet. Relativ schnell fiel mir (und den fragenden Blicken der anderen Fahrgäste nach auch den anderen) auf, dass jegliche Wegweiser im Inneren der Tram fehlen – weder die bekannte monotone Stimme aus öffentlichen Verkehrsmitteln noch die Bildschirme an der Decke informierten über unseren Aufenthaltsort. Verwirrend, wenn man sich nicht in der Stadt auskennt.

Trotzdem war die Atmosphäre entspannt: Zwar mussten sich alle etwas quetschen, um auch noch in die einzelnen Wagen zu passen, doch die erwartete Hektik von Straßenbahnen aus anderen Ländern blieb aus. Genau wie die anderen nutzte ich die Zeit zwischen den Stopps, um erste Fotos und Videos von dieser Neuheit in Luxemburg zu machen – schließlich gehöre ich nicht der Generation an, die sich noch an die Original-Tram von damals erinnert.

Auch die weitere Fahrt war angenehm; einzig die Orientierungslosigkeit an den Haltestellen – nicht alle besitzen Wartehäuschen mit Beschilderung – irritierte mich definitiv.

Beim vierten Stopp hörte ich dann auch zum allerersten Mal seit meinem Einstieg das Piep-Geräusch der Türen, vorher war es mir nicht aufgefallen. „Die Tram ist leise!“, heißt es auf den Flyern – ja, das ist sie. „Man hört sie gar nicht kommen“, meinte ebenfalls ein älterer Herr zu einem späteren Zeitpunkt. Für meinen Geschmack vielleicht etwas zu leise – zumindest wenn die Türen sich schließen, will man doch wissen, wann man seine Tasche noch schnell reinziehen muss.

Ist hier Schluss?

An der „Rout Bréck-Pafendall“-Haltestelle stieg ich nach kurzem Zögern – „Ist hier Schluss?“, fragte ich mich – aus und beendete meine erste Tour mit der Tram. Die anschließende Fahrt mit der Standseilbahn zu den Zuggleisen erinnerte mich etwas an Skiurlaub, vielleicht aber auch nur wegen des Schnees und der zahlreichen Mützenköpfe.

Die Erklärung zur fehlenden Beschilderung im Innern der Tram und an den einzelnen Haltestellen lieferte mir schließlich ein netter Herr vom Luxtram-Team: „Eigentlich sollten die Anzeigen heute schon funktionieren, wir wurden allerdings vom Wetter überrascht und haben es nicht mehr rechtzeitig geschafft, alles einzuschalten.“ Solange sich das in näherer Zukunft ändert, ist alles halb so wild.

Um 17.13 Uhr setzte ich mich dann wieder in die Tram zurück in Richtung Luxexpo, diesmal aber ins blaue Abteil. Nach etwa 14 Minuten war das gewünschte Ziel schon wieder erreicht.

Trotz genereller Verwirrung bezüglich der Frage, wann und wo man denn nun ein- bzw. aussteigen soll, kann man eigentlich nicht meckern: Für den ersten Tag „rollte“ die Tram doch ganz passabel durch die Gegend und verlieh der Stadt direkt ein urbaneres Flair.

L.Marx
11. Dezember 2017 - 10.59

„Eigentlich sollten die Anzeigen heute schon funktionieren, wir wurden allerdings vom Wetter überrascht und haben es nicht mehr rechtzeitig geschafft, alles einzuschalten.“ Da waren die CFL schneller. Die kündigten auf einzelnen Zügen der Linie 60 am Samstag schon die Haltestelle Howald an ... fuhren aber ohne Halt durch.