Montag17. November 2025

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Ein perfektes Ansichtskartenmotiv seit mehr als 1.000 Jahren: Die Burg von Bourscheid

Ein perfektes Ansichtskartenmotiv seit mehr als 1.000 Jahren: Die Burg von Bourscheid

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Auf unserer Reise durch die Welt der Schlösser und Burgen sind wir heute im Norden des Landes unterwegs. Auf einem von der Sauer umschlossenen Felsvorsprung treffen wir auf die Burg von Bourscheid.

Von unserem Korrespondenten André Feller

Die Burg in Bourscheid liegt, anders als viele andere Burgen und Schlösser, außerhalb der Ortschaft. Ursprünglich war die Burganlage als Fluchtburg, also ein sicherer Rückzugsort für die Einwohner des gleichnamigen Dorfes, vorgesehen. Im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zu einem strategischen Militärstandpunkt des Grafen von Luxemburg. Die Burg liegt auf einem von Nordwesten aus zugänglichen Schieferfelsen, 150 Meter über dem rechten Ufer der Sauer, zwischen 360 und 380 Meter über dem Meeresspiegel.

Verschiedene Baustile durch Anbau

Die Anlage umfasst etwa 12.000 Quadratmeter und gehört flächenmäßig zu den größten Burgen des Landes. Wie aus archäologischen Ausgrabungen hervorgeht, kann der Baubeginn auf das Jahr 1000 datiert werden, zuvor befanden sich hier ältere Bauten aus der römischen, karolingischen, merowingischen und ottonischen Zeit. Die gesamte Anlage wurde im Laufe der Jahrhunderte acht Mal erweitert, dies erklärt die verschiedenen Baustile der Burg. Die äußere Ringmauer stammt aus den Jahren 1350-1384. Das Stolzemburger Haus wurde im Jahr 1384 errichtet, die Vorburg um 1477. Die Kapelle wurde 1650 erweitert, um 1750 wurde das Stolzemburger Haus vollständig umgebaut. Die 100 Jahre zuvor erweiterte Kapelle sowie der Palas waren zu diesem Zeitpunkt bereits teilweise verfallen.

Der erste Burgherr namens Bertram von Bourscheid wird im Jahr 1095 erwähnt. Er war Vogt der Abtei Echternach und verwaltete die Burg in deren Auftrag. Die Herren von Bourscheid waren bis 1512 im Besitz der Burg. Nach dem Ableben des letzten Burgherrn ohne direkte Nachfolger wurde die Burganlage, wie damals üblich, unter vielen Erben aufgeteilt, angefangen bei seinen beiden Schwestern sowie den Mitherren der Familien Metternich-Zievel, Zant von Merl, Ahr und Schwartzenburg.

1626 gelang es Gerhard von Metternich, sämtliche Anteile zu vereinen. Metternichs Urenkel Hugo Franz Wolf verkaufte die Herrschaft im Jahr 1753 an Demoiselle Constance de Mathelin de Rolley. Maria Theresia von Eltz-Rodendorf, die Nichte des Urenkels, klagte gegen diesen Kaufakt. Ihr wurden 1762 insgesamt vier Fünftel der Burg zugesprochen. 1795 konnte Maria Theresia den verbleibenden Fünftel erwerben. Die Burgherrin war ebenfalls Besitzerin der Burg von Freisdorf in Frankreich.

Mondlicht am helllichten Tag

Ihr Sohn, Franz Joseph Ignaz Nepomuk Schenk von Schmidtburg, veräußerte 1812 die Burg Bourscheid, die sich zu diesem Zeitpunkt in einem schlechten Zustand befand. Der Zahn der Zeit nagte in den Folgejahren an der Burg. Schließlich erwarb der Luxemburger Staat im Jahr 1972 die Ruinen und ließ die Burg renovieren.

Die heutige Ansichtskarte ist eine Besonderheit in der Welt der Ansichtskarten. Es handelt sich um eine sogenannte Mondscheinkarte. Mit fotografischen und drucktechnischen Tricks, noch lange bevor eine digitale Bildbearbeitung geschweige denn ein Computer existierte, wussten Drucker und Fotografen, bezaubernde Landschaften ins Mondlicht zu rücken. Um 1900 waren diese Ansichtskarten sehr beliebt, vermittelten sie doch ein romantisches nächtliches Mondschein-Szenario, obwohl das Foto bei Tageslicht aufgenommen wurde. Trotz Nostalgie scheinen die Karten aus heutiger Sicht unrealistisch zu sein, die Technik von damals war begrenzt. Die Nachtstimmung entstand zum einen in einer bläulichen Färbung, oftmals durch einen Überdruck in einem blauen Farbton. Anhand einer Aussparung eines kleinen Kreises, ob nun in der fotografischen Belichtung oder durch den Druck, konnte der Vollmond nachgeahmt werden.

Eigentlich war es für die damaligen Verhältnisse schon ein Wunder der Technik, um das nächtliche Vollmond-Szenario nachzuahmen. Es dauerte bis in die 1940er-Jahre, bis Negativfilme so weit ausgereift waren, um nächtliche Aufnahmen anzufertigen. Die Mondscheinkarten starben mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs langsam, aber sicher aus.

J.C. KEMP
26. Oktober 2018 - 17.41

Wusste nicht, dass es vor 1000 Jahren schon Ansichtskarten gab. Aber man lernt nie aus!

:-)