Diekirch: Neue Brauerei nur wenn sie wirtschaftlich rentabel ist

Diekirch: Neue Brauerei nur wenn sie wirtschaftlich rentabel ist

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Am vergangenen Donnerstag hatten die Brasserie de Luxembourg und die Investitionsgesellschaft Saphir Capital Partners kurzfristig zu einer Pressekonferenz geladen, während der die Zukunft der Diekircher Brauerei als gesichert dargestellt wurde. Uns liegt jetzt ein vertrauliches Dokument von Saphir vor, das jene Details des Deals enthält, die am Donnerstag nicht genannt wurden.

Robert Schneider

Aus dem Dokument wird ersichtlich, dass die Konjunktive des Pressetextes über den Bau einer neuen, kleineren Brauerei in Diekirch durchaus ihre Bedeutung haben.
Was als Rettung der Zukunft der Brauereistadt Diekirch dargestellt wurde, hängt von der wirtschaftlichen Lebensfähigkeit einer solchen Produktionsstätte ab.

Das Geschäftsmodell

Bereits in der Einleitung der Projektbeschreibung der Investitionsgesellschaft (vom 19. April 2010) heißt es hierzu: „Während der letzten Monate hatte Saphir Capital Partners weitgehende Diskussionen mit AB InBev (Eigner der Brasserie de Luxembourg).
Das angekündigte Ziel ist der Erhalt der Brauaktivitäten und eine Absicherung von Arbeitsplätzen in Diekirch bei einem attraktiven Rückfluss der Investitionen. Nach langen Diskussionen haben wir ein vorläufiges Einverständnis mit AB InBev gefunden, das darin besteht, dass die Gebäude und das Baugelände übernommen werden und – falls wirtschaftlich lebensfähig – in einer zweiten Phase eine neue Brauerei an einem neuen Standort gebaut wird.“ Zu diesem Zweck wird eine Gesellschaft, die HOLDCO, gegründet, der NEWCO 1 (Besitzer des Geländes und der Gebäude) sowie NEWCO 2 (Besitzer und Betreiber einer neuen Brauerei) gehören wird.

Das Geschäft wird wie folgt ablaufen: Die Brauerei wird ihren Besitz für 14,1 Millionen Euro an NEWCO 1 abgeben und HOLDCO kauft 100 Prozent der NEWCO-1-Aktien. Eine Brauaktivität in den alten Diekircher Anlagen wird durch einen Mietvertrag von einer Laufdauer von wenigstens fünf und maximal sechs Jahren ermöglicht.

Die jährliche Miete für die aktuelle Diekircher Brauerei soll sich laut dem Dokument auf 512.000 Euro sowie die Unterhalts- und Versicherungskosten belaufen.

Die neue Brauerei

NEWCO 2 soll eventuell in eine neue Brauerei auf einem neuen Standort („si économiquement viable“) investieren.

Die Stadt Diekirch werde das Gelände zur Verfügung stellen und der neue Betrieb sei ab dem Jahr 6 (nach Abschluss der Verträge) funktionsfähig und würde bis zum Jahr 10 ausschließlich Diekirch-Bier produzieren (Anmerkung der Redaktion: Von Mousel geht keine Rede mehr).
Die neue Brauerei würde zu gleichen Teilen durch eine Bank, die nationale Investitionsgesellschaft und neues Kapital finanziert werden. AB InBev fungiere als Entwicklungspartner für diese Braustätte und kümmere sich um Design, Überwachung und Ausstattung (falls nötig).

Es könne laut dem Dokument ein strategischer/industrieller Partner für den Betrieb der neuen Brauerei gesucht werden und die Möglichkeit bestehe, den Vertrag mit AB InBev über die zehn Jahre hinweg zu verlängern. Langfristig könnten weitere Marken hier produziert werden.

Die Produktionsstätte soll eine Kapazität von 120.000 Hektoliter pro Jahr haben (die Brasserie de Luxembourg kam 2009 auf 147.000 Hektoliter Bier) und würde für die Summe von schätzungsweise fünf Millionen Euro errichtet. Als Baugelände würde sich die Industriezone „Friedhaff“ eignen.

Ziel der Gelände- und Gebäudetransaktion ist die Schaffung von Mehrwert durch den Verkauf an eine Immobiliengesellschaft. Dies soll zwischen dem Jahr 3 und dem Jahr 6 geschehen.

Mehrwert

Weshalb die neue Brauerei denn überhaupt in den Dokumenten vorkommt, wird ebenfalls in den uns vorliegenden Dokumenten ersichtlich: „le déploiement d’une brasserie à Diekirch est une condition nécessaire à la maximisation du potentiel immobilier, notamment afin d’obtenir de la Commune de Diekirch le reclassement du terrain en zoning résidentiel et d’obtenir le soutien de la SNCI“ (die Entwicklung einer Brauerei in Diekirch ist eine notwendige Bedingung, damit die Gemeinde das Gelände als Wohnungsbauzone reklassiert und um die SNCI-Kredite zu erhalten).

Im Rahmen des Wohnungsbauprojektes sollen zehn Prozent Sozialwohnungen gebaut werden. Das historisch geschützte Gebäude der Brauerei (Fläche von knapp 5.000 Quadratmetern) soll erhalten und renoviert werden.

Daneben muss im Rahmen des Wohnungsbaus ein Teil der notwendigen Bodensanierung (geschätzte 250.000 bis 500.000 Euro) finanziert werden.