Es war ein historischer Tag für die Mosel: Am 26. Mai 1964 wurde der Fluss nach sechs Jahren Ausbau mit einem feierlichen Korso für den Frachtverkehr freigegeben. Mit Staustufen vom französischen Metz über Luxemburg bis nach Koblenz konnten erstmals große Güterschiffe bis zu 1500 Tonnen die Mosel befahren. „Ein Meilenstein in der Geschichte des Dreiländerecks“, sagt der Präsident der Moselkommission, Max Nilles, in Luxemburg. Keiner habe damals aber damit gerechnet, dass der Schiffsverkehr so rasch Fahrt aufnehmen würde.
50 Jahre nach der Eröffnung der Großschifffahrtsstraße feiert die internationale Moselkommission das Jubiläum vom 2. bis 4. Juni mit einem Festakt im luxemburgischen Schengen, einem Kongress in Trier und einem Kolloquium im französischen Malbrouck. Die 544 Kilometer lange Mosel entspringt in den französischen Vogesen und mündet in Koblenz in den Rhein.
„Ein politischer Akt“
Der Kanalisierung der Mosel mit 28 Staustufen war auch „ein politischer Akt“, sagt Nilles, der im luxemburgischen Nachhaltigkeitsministerium für Binnenschifffahrt zuständig ist. Frankreich hatte nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Ausbau gedrungen, um die Hüttenindustrie in Lothringen über den Rhein mit den Seehäfen zu verbinden.
Als sich 1955 die Bevölkerung an der Saar für eine Angliederung an die Bundesrepublik entschied, knüpfte Frankreich sein OK an den Moselausbau – es kam 1956 zum Moselvertrag. Frankreich erweiterte bis 1979 den Ausbau nach Neuves-Maisons. Von 1992 bis 1999 wurde die Fahrrinne dann noch von 2,70 Meter auf 3,00 Meter vertieft.
Schnelle Entwicklung
Ursprünglich ging man davon aus, dass zehn Millionen Gütertonnen pro Jahr über die Mosel geschifft würden. „Diese Menge wurde bereits 1970 erreicht“, sagt Nilles. Es ging weiter: Bis 16,2 Millionen Gütertonnen in 2006. Dann kam die Krise. „Weniger Produktion heißt weniger Transport.“ Doch seit 2013 legt die Fracht mit gut 14 Millionen Gütertonnen wieder zu. Neben rund 10 000 Güterschiffen sind in den Sommermonaten etwa 5000 Fahrgastschiffe unterwegs.
„Die Mosel ist heute einer der am stärksten befahrenen Nebenflüsse des Rheins“, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt, Jörg Rusche, in Duisburg. Mit ihrem starken Güter- und Fahrgastverkehr sei sie in Deutschlands nur noch mit dem Mittelrhein vergleichbar. „Die Mosel ist aber auch Opfer ihres eigenen Erfolges“, sagt Rusche. Die Schleusen seien seit 20 Jahren ständig überlastet, oft gebe es lange Wartezeiten an den Staustufen. „Jede Stunde kostet Unternehmen Geld.“
Zweite Kammer für die Schleusen
Um den Verkehr zu entlasten, bekommen die zehn deutschen Schleusen nun zweite Kammern. In Zeltingen und Fankel ist das schon geschehen, in Trier hat der Bau jüngst begonnen. An sich eine gute Sache, sagen Nilles und Rusche. Nur an den Plänen des Bundes, erst 2036 damit fertig zu sein, stören sie sich. „Man muss das beschleunigen“, meint Nilles. „Ich hoffe, dass das Projekt deutlich vor 2030 fertig wird“, sagt Rusche.
Schließlich sehen die Experten jede Menge Wachstumspotenziale: Neben Kohle, Koks, Getreide, Eisen und Stahl gebe es einen Markt für neue Produkte, sagt Nilles. Etwa Windräder mit großen Rotorblättern. Rusche verspricht sich zudem Wachstumschancen im Containerverkehr. Der stecke bislang mit knapp 4000 Containern noch „in den Kinderschuhen“. Zum Vergleich: Auf dem Rhein sind zwei Millionen unterwegs. In Containern werde „alles“ vom Würfelzucker bis zum Oberhemd transportiert. Im Jahr 2025 könnten 17 bis 18 Millionen Tonnen über die Mosel gehen, schätzt Nilles.
Die Wasserqualität ist gut
Und wie sieht es mit der Wasserqualität aus? „Sie hat sich in den vergangenen Jahren definitiv verbessert“, sagt der Referent für Fischerei bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz, Lothar Jörgensen. Dies zeige sich daran, dass zuvor verschollene Fischarten in der Mosel wieder neu auftauchten: etwa die Quappe, der Maifisch, der Lachs und die Meerforelle. Heute gebe es wieder rund 40 Fischarten, nachdem es in den 1970er und 1980er Jahren maximal 15 Arten gewesen seien.
Unter anderem habe eine verbesserte Kläranlagentechnik zum saubereren Wasser beigetragen. Zu den neuen Arten gehörten aber „auch welche, die wir nicht so gerne mögen“, sagt Jörgensen. Etwa Grundelarten, die aus dem Donauraum eingewandert seien. Auch die beiden räuberischen Fischarten Rapfen und Welse hätten sich stark verbreitet.
De Maart

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