Dienstag28. Oktober 2025

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Die Hauptbeschuldigte musste vom Mord gewusst haben

Die Hauptbeschuldigte musste vom Mord gewusst haben

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Die Sitzung war am Montag fast ausschließlich Nicolas gewidmet, jenem Angeklagten also, der sich in die Hauptbeschuldigte unsterblich verliebt und zwei Mordanschläge auf ihren Mann verübt hatte.

Romain Durlet
 
LUXEMBURG – Psychiater Dr. Roland Hirsch ging kurz auf das Vorleben des Beschuldigten ein, der einer kinderreichen Familie entstammt, als Dachdecker und dann als Hüttenarbeiter tätig war und 2003 wegen eines Rückenleidens mit 52 Jahren in Rente ging. Bis 1992 hatte er ein stürmisches Leben geführt: Sein Strafregister wies 44 Einträge auf, die von Einbruchsdiebstahl bis zu Verfehlungen im Straßenverkehr reichten.

Hirsch bescheinigt ihm eine niedrige Intelligenz, Gedächtnisstörungen, Mangel an Selbstkritik und fehlende Einsicht. Der Angeklagte war von der Hauptbeschuldigten, die 20 Jahre jünger ist als er und der er komplett verfallen war, manipuliert und ausgenutzt worden.
Nicolas wird beschuldigt, zwei Mordversuche begangen zu haben, und zwar habe er die Bremskabel des späteren Opfers durchtrennt und ihm kurze Zeit später mit einem Komplizen vor der Garage aufgelauert und versucht, ihn mit einem an einer Stange befestigten Messer zu erstechen, was jedoch misslingen sollte, da das Messer an der Hosenschnalle des Mannes abprallte und kaputt ging.

Schlechte Taktik

In der Voruntersuchung hatte Nicolas seine Taten eingestanden, was ihm als positiv angerechnet wurde, doch verspielte er am Montag diesen Vorteil, als er dem Gericht jetzt auf einmal weismachen wollte, er habe im Endeffekt den Nebenbuhler, also den Mann seiner Angebeteten, nicht töten wollen. Er legte eine Geschichte vor, die die Kriminalkammer ihm nicht abkaufte.

Zu seinem Handeln selbst erklärte er, er habe während zwei Jahrzehnten keine feste Freundin gehabt und er habe geglaubt, diese sei die Richtige. Wieso er denn nicht hellhörig geworden sei, fragte Präsident Prosper Klein, als die „Richtige“ ihn aufforderte, ihren Mann zu töten? Er habe nicht überlegt und sei von ihr manipuliert worden, meinte Nicolas. „Tja, wann di al Scheiere brennen …“, schlussfolgerte der Präsident. Der Beschuldigte gab an, er habe sich ein neues Leben, zusammen mit ihr, aufbauen wollen, habe aber gemerkt, dass sie noch einen anderen Liebhaber hatte, den sie ihm als ihren Bruder vorgestellt, allerdings mehrere Male in seiner Gegenwart abgeknutscht hatte.

Und dann ein entscheidender Satz: „Tina rief mich morgens um zehn Uhr an und erklärte, die Tat sei vollbracht, ihr Mann sei getötet worden. Das Ganze sehe nach einem Unfall aus.“
Das dürfte die nicht geständige Hauptbeschuldigte aber jetzt in Schwierigkeiten bringen, denn sie erklärte, nichts vom Tod ihres Mannes gewusst zu haben, bis die Polizei es ihr am Nachmittag mitteilte! Sie wusste es aber schon morgens, zu einem Zeitpunkt also, da nur die Täter davon in Kenntnis gewesen sein konnten.
Hätte er den Mann getötet, hätte er 50.000 Euro abkassiert und sein Komplize 20.000 Euro, so der Beschuldigte.