„Der Wolf ist nicht weit weg“

„Der Wolf ist nicht weit weg“
(KORA&Wildhüter C. Spadin)

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Im Saarland hat er schon mehrere Schafe gerissen. Wann wagt der Wolf den Schritt über die Grenze nach Luxemburg? Biologe Laurent Schley von der Naturverwaltung kennt die Antwort.

Wann kommt der Wolf nach Luxemburg?

Dr. Laurent Schley ist Biologe und stellvertretender Direktor der Naturverwaltung. Er beschäftigt sich seit Jahren mit der Ausbreitung des Wolfs und der möglichen Rückkehr nach Luxemburg.

Laurent Schley: Seit der Wolf 1992 unter Schutz gestellt wurde, breitet er sich wieder in Europa aus. Relevant sind vor allem die italienisch-französische und die deutsch-polnische Bevölkerungsgruppen. Erstere dehnt sich nach Norden bis in die Schweiz, den Jura und die Vogesen hin aus. Die deutsch-polnische Population hat große Teile Ostdeutschlands bis nach Hannover besiedelt. Auch an der niederländischen Grenze wurden schon Rudel gesichtet. Von den Rudeln werden jedes Jahr einige Tiere abgestoßen, die bis zu 1.000 km zurücklegen können. An jedem Ort in ganz Kontinentaleuropa kann von heute auf morgen ein Wolf auftauchen.

Am nächsten an Luxemburg sind die Rudel, die in den Vogesen und am Lac de Madine gesichtet sowie die Tiere, die kürzlich erst in Rheinland-Pfalz und wahrscheinlich auch im Saarland detektiert wurden. Der Wolf ist nicht weit weg. Er kann zu jedem Zeitpunkt hier auftauchen. Er muss aber nicht. Es kann auch sein, dass er erst in zehn Jahren nach Luxemburg kommt.

In einer Stellungnahme behauptete die Jägerföderation FSHCL im Juni, die Bestände entwickelten sich äußerst dynamisch. Stimmt diese Aussage?

Die erste Reproduktion in Deutschland an der polnischen Grenze fand 2001 statt. Mittlerweile gibt es in der Bundesrepublik 25 Rudel mit insgesamt 200 bis 300 Tieren. Diese Population wird sich nun auch irgendwann mit der italienisch-französischen vermischen. Das Tier beispielsweise, das 2012 in Rheinland-Pfalz illegal erschossen wurde, war schon 2011 in Rhein-Hessen angefahren worden, das haben DNA-Tests bewiesen. Damals ging jeder davon aus, dass es aus der polnisch-deutschen Population stamme, doch tatsächlich kam es aus der französisch-italienischen Gruppe. Die Entwicklung ist in der Tat sehr dynamisch, da hat die FSHCL recht. Ich möchte an dieser Stelle auch ausdrücklich den nuancierten und positiven Ansatz der Luxemburger Jägerföderation loben, die ja mitteilte, dass sie die Rückkehr des Wolfs begrüßt.

Wovon ernähren sich Wölfe?

Wölfe gehören zur Kategorie der Karnivoren. In unseren Gegenden würden sie vorwiegend größere Säugetiere wie Rehe oder Wildschweine und auch mal ein Hirschkalb verzehren, aber auch kleinere Tiere wie Mäuse und Ratten. Auch Füchse werden von Wölfen getötet, doch in diesem Fall steht häufig ein Konkurrenzkampf zwischen Predatoren im Vordergrund. Wölfe fressen aber auch pflanzliche Nahrung wie z.B. Fallobst. Aas steht auch auf ihrem Speiseplan, vorausgesetzt, sie finden welches.

Auch Schafe und manchmal Ziegen werden gerissen, vor allem im Jura und in den Alpen, wo große Herden ungeschützt auf Wiesen weiden.

Das gesamte Interview mit Dr. Laurent Schley lesen Sie in der Donnerstagsausgabe des Tageblatt sowie als E-Paper.

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