Mittwoch26. November 2025

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„Der Kirche weht ein rauer Wind entgegen“

„Der Kirche weht ein rauer Wind entgegen“
(dpa/Archiv)

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Eine Entscheidung fürs Leben, weniger Gläubige, Unsicherheit um den Berufsstand: Nicht nur in Luxemburg hat die katholische Kirche mit einem Nachwuchs-Mangel schwer zu kämpfen.

Der Priesterschwund in der katholischen Kirche schreitet nicht nur in der deutschen Grenzregion weiter voran: „Priestermangel gibt es auch in Luxemburg. Es ist kein isolierter Phänomen“, bestätigt Roger Nilles, Pressesprecher der Katholischen Kirche in Luxemburg im Tageblatt.lu-Gespräch am Mittwoch.

Logo" class="infobox_img" />Nicht nur in Deutschland hat die katholische Kirche mit dem Priestermangel zu kämpfen. (Bild: dpa)

Laut Nilles sind die Gründe für den fehlenden Nachwuchs an der Kanzel vielfältig. „Immer weniger Menschen wollen eine Entscheidung für das ganze Leben treffen“, sei es im Privaten oder im Beruf, versucht Nilles zu erklären. „Immer weniger (Menschen) verspüren auch eine tiefe Berufung“. Fehlt diese, fehlen auch die zukünftigen Priester. „Der Kirche weht ein rauer Wind entgegen“, lautet Roger Nilles‘ knappes Fazit in diesem Zusammenhang.

Berufung fürs Leben

Desweiteren „sind die Zahlen der praktizierenden Gläubiger rückläufig“, berichtet Roger Nilles. Mit Sicherheit bestehe eine Verbindung zwischen den Kirchengängern und der Zahl der Berufungen, schiebt er nach. Außerdem wird der Klerus, die Priester im Amt, immer älter. Gleichzeitig werden nur wenige freie Stellen durch junge Priester besetzt.

Im Großen und Ganzen sei die heutige „Zeit von Unsicherheit geprägt“, erklärt Nilles. Die Fragen „Wie geht es mit meiner Berufung weiter? Ist sie fürs ganze Leben?“, im Sinne von Ansehen des Priesterberufs in der Gesellschaft, spielen dabei eine nicht unerhebliche Rolle, so der Pressesprecher. Ob er dabei an der aktuellen Debatte auch zur finanziellen Trennung zwischen Kirche und Staat in Luxemburg anspielt, bleibt offen.

Sicher ist jedoch, dass der Ist-Zustand alles andere als zufriedenstellend ist. „Derzeit studieren 4 Seminaristen für die Erzdiözese im Ausland. Weitere zwei bereiten sich auf die Diakon-Weihe in Echternach. Das ist die Vorstufe zum Priester“, listet Roger Nilles die sechs Kandidaten aufs Priesteramt in Luxemburg auf.

Kirche im Umbruch

Doch nicht nur in Luxemburg gibt es immer weniger Nachwuchs an der Kanzel und ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. „Es ist schon sehr dramatisch“, heißt es aus dem Bistum Trier. Nicht nur, dass die Zahl der aktiven Diözesanpriester in den vergangenen zehn Jahren um 170 auf 361 (ohne Ruhestandspriester) gesunken ist. Auf zehn Priesterverluste im Jahr durch Tod oder Ausscheiden komme derzeit im Schnitt gerade mal ein neuer Priester hinzu. Die Folge: Zahlreiche Pfarrstellen sind derzeit im Bistum Trier unbesetzt.

Immer weniger Männer wollen Priester werden: Dieser Trend gehe einher mit einem ähnlich starken Rückgang bei der Zahl der kirchlichen Trauungen oder Gottesdienstbesucher. Die Zahlen zeigten: „Wir stehen in einem fundamentalen Umbruch: Die Kirche, die wir gekannt haben, ist nicht mehr zukunftsfähig.“