Nach dem Favoritensterben nutzten Francesca Schiavone (Italien) und Samantha Stosur (Australien) die Gunst der Stunde und stehen erstmals in ihrer Karriere in einem Grand-Slam-Endspiel. Spätzünderin Schiavone, die als erste Italienerin überhaupt ein Major-Finale erreichte, küsste nach ihrem Abbruchsieg leidenschaftlich den roten Sand. „Das schmeckt wirklich sehr gut, ich bin einfach glücklich“, sagte die 29-Jährige, die beim Stand von 7:6 (3) von der verletzungsbedingten Aufgabe ihrer russischen Konkurrentin Jelena Dementjewas (Wadenzerrung im linken Bein) profitierte. Die an Nummer fünf gesetzte Olympiasiegerin konnte nach dem Satzgewinn Schiavones wegen einer Wadenzerrung im linken Bein nicht weiterspielen.
„Die Schmerzen waren zu stark. Ich hätte es nicht länger durchgehalten. Ich konnte kaum normal laufen. Ich habe mir die Verletzung in meinem Zweitrundenspiel zugezogen“, sagte Dementjewa, die bereits ihr 46. Grand-Slam-Turnier bestritt, aber trotz dreier Finalteilnahmen noch nie eines gewann.Die 26-jährige Stosur baute ihre diesjährige Sandplatzbilanz durch das 6:1, 6:2 gegen die an drei gesetzte Jelena Jankovic (Serbien) auf imposante 20:2 Siege aus und ist morgen (15.00 Uhr) im Finale die Favoritin. „Ich bin bereit dafür. Es ist für uns beide das erste Endspiel, es wird sicher spannend“, erklärte Stosur, die die topgesetzte Serena Williams (USA) im Viertel- sowie Justine Henin (Belgien) im Achtelfinale ausgeschaltet hatte.
Schiavone verbessert sich durch ihren ersten Finaleinzug bei einem Major-Turnier in der Weltrangliste auf Platz sieben – und steht mit 29 Jahren erstmals in der Top 10. Damit ist sie die älteste Spielerin seit zwölf Jahren, die in die Phalanx der besten zehn Spielerinnen einbricht. Am 23. Juni feiert die Mailänderin ihren 30. Geburtstag.
Mit Spannung erwartet werden die beiden Halbfinal-Spiele der Herren heute. Der Überraschungs-Gast der Vorschlussrunde ist Jürgen Melzer. Der Österreicher ist auf den Spuren seines Landsmanns Thomas Muster, der 1995 in Paris gewann. Dem 29-Jährigen hing das Makel des ewigen Talents an. Bis er Ende 2007 den schwedischen Coach Joakim Nyström engagierte. Die Zeit des „Tennis-Casanova“ (ehemalige Liebschaften aus dem Tennis-Bereich: Myskina, Cibulkowa, Vaidisova) sind vorbei. Im Viertelfinale zeigte Melzer nach 0:2-Satzrückstand gegen Djokovic Kämpferherz. Im Halbfinale gegen Nadal wird er die Flucht nach vorne suchen: „Wenn ich mit ihm von hinten herumspiele, kann ich nicht viel gewinnen.“ Der Spanier, viermaliger Sieger des Turniers, zeigt Respekt vor seinem heutigen Gegner: „Jürgen ist sehr gefährlich und spielt auf einem extrem hohen Niveau.“
Im anderen Halbfinale stehen sich Tomas Berdych (Tschechien/Nr. 15) und Robin Söderling (Nr. 5) gegenüber.
Tennis in Zahlen
French Open in Paris(16,8 Millionen Euro)
Frauen, Halbfinale: Samantha Stosur (AUS/Nr. 7) – Jelena Jankovic (SRB/Nr. 4) 6:1, 6:2, Francesca Schiavone (ITA/Nr. 17) – Jelena Dementjewa (RUS/Nr. 5) 7:6 (3) Aufgabe Dementjewa
Finale (morgen): Stosur – Schiavone
Herren, Halbfinale (heute): Robin Söderling (SWE/Nr. 5) – Tomas Berdych (CZE/Nr. 15), Jürgen Melzer (AUT/Nr. 22) – Rafael Nadal (ESP/Nr. 2)
Mixed, Finale: K. Srebotnik/N. Zimonjic (SLO/SRB/Nr. 6) – J. Schwedowa/J. Knowle (KAZ/AUT) 4:6, 7:6 (5), 11:9
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