Dienstag28. Oktober 2025

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„Das Fass ist übergelaufen“

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Am Freitagabend hatte die Schierener Gemeindeführung zum Neujahrsempfang eingeladen. Es sollte, wie es die Tradition verlangt, ein gemütlicher Abend bei guter Stimmung werden, doch erstens kam es anders, als man zweitens dachte.

Anstatt dass Bürgermeister Marc Schmitz am Freitagabend lediglich Dankesworte und die besten Wünsche fürs neue Jahr überbrachte, wartete er mit einer Hiobsbotschaft auf. Er selbst und fünf Gemeinderäte (Guy Berwick, Juliette Kemp, Norbert Simon, Carlos Gonçalves und Fernand Weber) würden ihre jeweiligen Ämter in der Gemeindeführung abgeben, und das mit sofortiger Wirkung. Es bleiben also lediglich Schöffe Camille Pletschette und Rat André Schmit im Amt.

Letzterer sei der Grund für diesen Entschluss, darin sind sich die Genannten einig. Man habe bei Amtsantritt geglaubt, man könne zusammen für und mit den Bürgern arbeiten, doch das Ambiente im Gemeinderat sei zunehmend unerträglich geworden. Rat André Schmit hätte die Atmosphäre mit Hetzkampagnen, mit Verleumdungen und zum Teil sehr aggressivem Vorgehen komplett vergiftet. Man habe dies auch schriftlich dem Innenminister Mitte Dezember mitgeteilt, ja man habe sogar um Hilfe gebeten, da man die Situation nicht mehr im Griff hatte.

Respekt ade

Von gegenseitigem Respekt könne überhaupt nicht mehr die Rede sein. Seit mehr als einem Jahr würde Rat André Schmit nicht mehr nur den Ball spielen, sondern auf die Spieler zielen. In anonymen Schreiben, die an alle Briefkästen verteilt wurden, mit E-Mails und sogar auf einer eigens eingerichteten Internetseite (www.wikileaksschieren.com) hätte André Schmit seinen Provokationen und Verleumdungen freien Lauf gelassen.

Das Fass sei nun übergelaufen, so einer der Betroffenen dem Tageblatt gegenüber. „Mir hunn alles versicht, fir erëm Rou an dat Ganzt ze kréien, mä dat ass eng Saach vun der Onméiglechkeet.“ Die Situation sei derart zerfahren, dass ein normaler Dialog sowohl während der Gemeinderatssitzung als auch außerhalb der offiziellen Treffen nicht mehr möglich sei, deshalb sei man zur Entscheidung gekommen, die Ämter niederzulegen. Nun wird es wohl zu Neuwahlen in Schieren kommen. Bis dahin führt der aktuelle Schöffenrat (Marc Schmitz, Juliette Kemp und Camille Pletschette) die laufenden Gemeindegeschäfte weiter.

Auf die Vorwürfe von Bürgermeister Marc Schmitz angesprochen, sagte Rat André Schmit am Sonntag dem Tageblatt, die Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister und seinen Leuten sei ein Jahr lang gut gegangen. Dann hätten sich die „Magouilles“ gehäuft.

„Gerechtigkeit statt Vetternwirtschaft“

Hier seien Baugenehmigungen erteilt worden, wo ein PAP hätte verlangt werden müssen, was aber nicht geschah, da ein Familienmitglied des Bürgermeisters hier mit im Spiel gewesen sein soll, dort hätte man zugelassen, dass größer gebaut wurde, als das Bautenreglement der Gemeinde dies zulasse, es sei fast nur mehr „à la tête du client“ gehandelt worden.

Die Informationspolitik sei zudem mehr als dürftig gewesen. „Da das Tageblatt sich einige Male kritisch mit dem lokalpolitischen Geschehen auseinandersetzte, wurde diese Zeitung kurzerhand nicht mehr zu den Gemeinderatssitzungen eingeladen. Informationen erhielt nur noch der ‚Hausjournalist‘ vom Wort“, so Rat André Schmit weiter.

„Persönlich habe ich nichts weder gegen den Bürgermeister noch gegen die restlichen Räte, die nun ihr Amt niederlegen. Ich möchte halt nur, dass in Schieren Gerechtigkeit und keine Vetternwirtschaft herrscht.“ Ob es nun zu Komplementar- oder Neuwahlen kommt, war Rat Schmit am Sonntag noch nicht ganz klar. „Es kann aber durchaus sein, dass der Bürgermeister mit seinen fünf Leuten mit ihrer Demission lediglich Neuwahlen heraufbeschwören wollen, damit sie den lästigen Schmit auf diese Weise loswerden“, so André Schmit abschließend.