Bommeleeër-Prozess findet statt

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LUXEMBURG - Der Bommeleeër-Prozess findet statt. Der Kassationsgerichtshof hat am Donnerstag einen Einspruch der Angeklagten zurückgewiesen. Me Gaston Vogel gibt sich wenig überrascht.

Mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Anschlagsserie, die das ganze Land in Atem gehalten hat, soll es nun doch zum Prozess kommen. Der Kassationsgerichtshof wies den Einspruch der zwei Angeklagten zurück. Angeklagt sind zwei ehemalige Gendarmeriebeamten. Deren Rechtsanwälte, Me Gaston Vogel und Me Lydie Lorang, hatten den Antrag gestellt, wegen fehlender Beweise auf den Prozess zu verzichten.

Weder positiv noch negativ überrascht sei er über das Urteil, so Me. Gaston Vogel. Es sei ein Neutrum. Dass es so ausgehen würde, sei seit Anbeginn bekannt gewesen. Die Antrag wurde als nicht zulässig erkannt. Etwas anderes sei auch nicht zu erwarten gewesen, da der Kassationsgerichtshof nur über ein gesprochenes Urteil befinden kann. Man habe jedoch etwas Zeit gewonnen, um die umfangreichen Dossiers zu studieren, so Me Vogel Tageblatt.lu gegenüber.

Beide Angeklagten, Marc Scheer und Jos Wilmes, waren zum Zeitpunkt der Bombenanschläge Mitglied der „Brigade mobile“ der Gendarmerie. Sie haben immer wieder ihre Unschuld betont. „Es kann sein, dass wir als Sündenböcke hingestellt werden“, hatte Scheer im Januar in einem Interview gesagt. Es gebe keine Beweise. Beide waren von den Untersuchungsrichtern gehört worden. Es könne sein, dass sie sich dabei schlecht ausgedrückt hätten, so Scheer. Deshalb seien sie beschuldigt worden.

20 Anschläge

Zwischen 30. Mai 1984 und 25. März 1986 waren insgsamt 20 Anschläge verübt worden. Über die Hintergründe wird bis heute spekuliert. Zu Beginn war von Erpressungsversuchen gegen die damalige Stromgesellschaft Cegedel die Rede, da die Anschlagsserie mit der Sprengung von zwei Hochspannungsmasten begonnen hatte. Mehrere Geldübergaben scheiterten. Unklar bleibt bisher auch, wieviel Personen an den Anschlägen beteiligt waren. Immer wieder wurde die Verantwortlichen bei den Ordnungskräften gesucht. Insbesondere wurde die damalige Brigade mobile der Gendarmerie genannt. Deren damalige Chef Pierre Reuland wurde später Generaldirektor der neu gebildeten Polizei, wurde jedoch 2008 seines Amtes entbunden, wegen mangelhafter Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden in der Bommeleeër-Affäre.

Gerüchte über eine mögliche Beteiligung eines Mitglieds des großherzoglichen Familie an der Anschlagsserie waren 2006 von der Staatsanwaltschaft Luxemburg entkräftet worden. Ein Zeuge soll Prinz Jean von Luxemburg unweit eines Tatortes gesehen haben. Den Namen des Verdächtigen hatte der Zeuge nur Premierminister Jean-Claude Juncker anvertrauen wollen. Laut Staatsanwaltschaft befand sich Prinz Jean zu jenem Zeitpunkt jedoch im Ausland, wo er an einer Jagd teilgenommen haben soll.