Retro 2020Bevor die Innenstädte verwaisen: Der lokale Handel muss weiter unterstützt werden

Retro 2020 / Bevor die Innenstädte verwaisen: Der lokale Handel muss weiter unterstützt werden
Damit es im nächsten Jahr nicht zu einem Sterben der lokalen Geschäftswelt kommt, müssen die Geschäfte zum einen Kreativität beweisen und zum anderen müssen die Kunden das Angebot annehmen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Pandemie hat viele Fragen zu unserem tagtäglichen Konsumverhalten aufgeworfen. „Buy Local“ könnte eine Antwort auf diese Fragen sein. 

„Die Pandemie ist ein Vergrößerungsglas“, hat Psychologe Prof. Dr. Claus Vögele im Interview zu den psychologischen Folgen der Krise gesagt. Der Satz hat es aus Platzgründen nicht in die Zeitung geschafft und ist mir trotzdem bis heute im Gedächtnis geblieben.

Der Psychologe meinte damit, dass Probleme wie soziale Ungleichheiten durch die Umstände vergrößert und glasklar ans Tageslicht befördert werden. Menschen, die sich in prekären Arbeitsverhältnissen befinden, haben Angst vor dem Jobverlust. Diejenigen, die sowieso schon nicht viel haben, drohen in die Armut abzurutschen. Und Menschen, die vorher gut zurechtkamen, spüren kaum Veränderungen oder es geht ihnen noch besser als vorher. Die sanitäre Krise offenbart auch die schwierigen Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals.

Doch nicht nur Probleme werden durch die Krise hervorgehoben: Das Jahr 2020 hat das Potenzial, zu einem Weckruf nach mehr Nachhaltigkeit zu werden. Sie kann den Ansporn bieten, etwas Positives aus den letzten zwölf Monaten zu ziehen und die Gesellschaft langfristig verändern. Das Virus hat die Gesellschaft dazu gezwungen, zu entschleunigen. Die Welt ist wieder kleiner geworden: Anstatt sich Lebensmittel und Kleidung aus aller Herren Länder zu bestellen, schauen sich viele nach lokalen Alternativen um. Für den lokalen Handel bietet sich jedenfalls jetzt die Gelegenheit, mit etwas Kreativität und Durchhaltevermögen neue Kundschaft für die Post-Corona-Zeit anzuwerben.

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr mussten vor wenigen Tagen viele Geschäfte ihre Türen schließen. Um trotzdem wenigstens ein paar Einnahmen zu haben, wird „click & collect“ für viele Geschäftsbetreiber zu einem kleinen Hoffnungsschimmer. In vielen Städten haben die Verantwortlichen „ihren“ Geschäften finanziell unter die Arme gegriffen. Staatliche Beihilfen sollen die Verluste zumindest etwas abfedern.

Die Plattform „Lëtzshop.lu“ konnte in den letzten Monaten von einem unerwarteten Aufschwung profitieren. Initiativen wie #mäindiddeleng haben während des Lockdowns im Frühling an die Solidarität der „Diddelenger“ appelliert – mit Erfolg. Die Düdelinger Geschäftsinhaber freuten sich über die Unterstützung ihrer Stammkundschaft. Trotzdem haben heute viele Geschäftsbetreiber nach den letzten Monaten keine Rücklagen mehr – bereits zu viele Einbußen mussten in diesem Jahr hingenommen werden.

Vielleicht ist die Corona-Krise eine Chance, um sich wieder bewusst zu machen, dass die lokalen Anbieter trotz Amazon und Co. immer noch gebraucht werden. Jeder kann sich ein Bild davon machen, wie verwaist die Innenstädte mit den geschlossenen Geschäften, Friseursalons, Restaurants und Cafés aussehen.

Vielleicht kann ein Vorsatz für 2021 ein grundsätzliches Umdenken des eigenen Kaufverhaltens sein – und damit wäre ein erster Schritt in Richtung nachhaltiger Konsum getan. 

Gross
31. Dezember 2020 - 18.25

Nein, muss er nicht. Die Schmiede, Sattler, Krämer und Schuster sind auch ohne Hilfe verschwunden, die hier schaffen's auch ohne Hilfe zu verschwinden. Und verschwinden werden sie.