Zugegeben – schon beim Gedanken, ein Mann entscheidet sich ganz bewusst, zu Hause zu bleiben und alle dazugehörigen Aufgaben zu übernehmen, schleichen sich ungewollt Klischeebilder an: Schürze, Kochlöffe, Putzlappen. Die Frage, wie ernst der Mann es damit meint, hängt im Schlepptau.
" class="infobox_img" />Die Betten machen, gehört für Marc Kollwelter zum Tagesablauf dazu. (Bild: Tageblatt.lu)
" class="infobox_img" />Ein Kaufmannsladen lädt zum Spielen ein. (Bild: Tageblatt.lu)
" class="infobox_img" />Die Kinder können nach Lust und Laune zwischen Hüpfpferd, -ball und Kicker-Spiel wählen. (Bild: Tageblatt.lu)
Bereits kurz nach Gesprächsbeginn kommt Zweifel an diesen Klischees auf. Die Idee zu Hause zu bleiben, sobald er Vater wird, habe er schon immer gehabt, sagt Marc Kollwelter im Tageblatt.lu-Interview. „Wer Kinder hat, muss das Drumherum einmal kennengelernt haben. Man muss putzen, kochen, die Kinder in die Schule fahren, mit ihnen zum Arzt gehen. Ich wollte das alles miterleben.“ Es wäre für ihn nie in Frage gekommen, sich anders zu entscheiden, denn dann hätte er das Gefühl gehabt, etwas verpasst zu haben: „Ich wollte nicht später feststellen, dass meine Kinder zehn Jahre alt geworden sind und ich ihre Kindheit versäumt habe, weil ich nie zu Hause war.“
Organisation ist das A und O
Arztbesuche, Elternabende und Freizeitgestaltung, das volle Programm hat Marc Kollwelter übernommen, nachdem seine Frau, die Grundschullehrerin ist, wieder in den Beruf zurückging. Nach dem zweiten Kind, entschied er sich, sein Arbeitspensum zur Hälfte zu reduzieren. Zwei Faktoren haben diese Umstellung möglich gemacht: der Beruf als Busfahrer und die Zustimmung des Arbeitgebers. Da er nur ein paar Kilometer weit weg von seinem Arbeitsplatz wohnt, kann Kollwelter auch außer den vereinbarten Tage und Stunden eingesetzt werden.
Damit beide Eltern Kinder und Beruf so gut vereinbaren können, muss die Organisation stimmen. Wenn seine Frau zu Hause ist, kann Marc Kollwelter seinen Beruf ausüben, (dienstags und donnerstags oder abends. Wenn es manchmal zeitlich knapp wird, können die Kinder zu den Nachbarn gehen, dessen Nachwuchs selbstverständlich auch mal am Mittagstisch der Kollwelter-Familie sitzt.
Der Tagesablauf wird durch die Schulzeiten der Kinder (4 und 6 Jahre) diktiert. Nachdem die Kinder in der Schule sind, geht es für den Vater im Haushalt weiter: Betten machen, putzen, einkaufen, kochen. Nach dem Mittagessen, wobei er auf gesunde Ernährung achtet, sind entweder Schule oder Hausaufgaben und anschließend Basteln, Schwimmbadbesuch oder Spielen angesagt. Im Garten können sich die Kinder austoben, oder drinnen Tischfußball, mit dem Kaufmannsladen spielen oder malen. Wenn aber das Haus, das zu einem Paradies für die beiden gestaltet ist, mal dem Spielplatz den Vortritt lassen muss, dann ist Marc Kollwelter oft als einziger Mann unter Frauen. Ein Problem hat er damit nicht: „Ich bin auch hier gerne mit meinen Kindern zusammen.“
Unterschiedliche Reaktionen aus dem Umfeld
Was aber sagen Männer, wenn sie von seinem Leben erfahren? „Die Reaktionen sind unterschiedlich. Manche Männer fragen mich, ob ich keine Angst habe, später mit einer kleinen Rente zu leben oder im Fall einer Trennung mittellos da zu stehen.“ Kollwelter begegnet Bemerkungen, wie „Ich sehe nur dich auf dem Spielplatz“ mit Humor und dreht sarkastisch den Spieß um: „Ich begegne auch nur dir hier und nie deinem Mann“. Überhaupt strahlt dieser Mann eine Zufriedenheit, die man fast greifen kann. Er wurde erst mit 35 Jahren Vater, hat davor viele Länder durch seine Arbeit bereist. Aus der Gesellschaft ausgeschlossen, fühle er sich aber nicht. „Da ich meine Arbeit nicht ganz aufgegeben habe, treffe ich mich mit meinen Kollegen regelmäßig.“
Manchmal, sagt Marc Kollwelter, gäbe es doch noch einen kleinen Wermutstropfen, wenn die Kollegen von den Reisen erzählen, die er selbst früher gefahren sei. „Aber das ist jetzt so.“ Auslandsfahrten seien immer noch drin, gerade war eine zweitätige Fahrt nach Bonn geplant, so dass die Verbindung mit dem Leben vor den Kindern, immer bestehen bleibt.
Immer da ist auch der Respekt seiner Frau gegenüber der Leistung, die er täglich bringt: „Meine Frau weiß selbst, was Haushalt bedeutet, so dass sie meine Arbeit zuhause und beruflich zu schätzen weiß. Umgekehrt, weiß ich genau, was sie alles neben voller Berufstätigkeit und Kindern leistet.“ Gerechte Arbeitsaufteilung, die Verbindung zum Beruf nicht abreißen lassen und selbst mit sich zufrieden sein, das scheinen die Gründe für die innere Ausgeglichenheit, die Marc Kollwelter seinem Gegenüber ausstrahlt. Das, was er sagt, ist nicht gekünstelt, sondern ehrlich: „Schließlich freuen sich meine Kinder, dass Papa so viel Zeit mit ihnen verbringt. Das ist die beste Belohnung für mich.“
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