Ben Geiben war stets bestens informiert

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Die Spur Ben Geiben galt lange Zeit als die vielversprechendste. Am Dienstag geben die Ermittler weitere Details über die Ermittlungsarbeit in diese Richtung.

Fortsetzung am Dienstag der Zeugenaussage der Ermittler in der Sache Ben Geiben. Der ehemalige Superflic der Gendarmerie galt lange Zeit als Hauptverdächtiger in der Affäre Bommeleeër. Wie Aussagen am Montag vor Gericht zutage brachten, wurden die Ermittlungen recht schlampig geführt.

Dieser Eindruck erhärtete sich am Dienstag. Sogar eine Hausdurchsuchung beim Geheimdienst SREL im Jahr 2003 kann keine Unterlagen zur Spur Geiben zutage fördern. Zudem herrschte beim SREL nach dem Umzug vom Stadtzentrum nach Gasperich viel Durcheinander. Das Archiv lag, so Ermittler Carlo Klein, in Kisten bis zur Decke im Keller.

Französischer Geheimdienst

Vor Gericht tauchte ein Dokument des französischen Geheimdienstes auf. Der Inhalt könne nur vom SREL stammen, meinte die Verteidigung. Laut diesem Dokument soll Geiben bereits 1986 zu den Attentaten ausgesagt haben. In Luxemburg weiss man jedoch nichts davon. Der SREL sei der Hauptverantwortliche, dass Geiben nicht belangt worden sei, ereiferte sich Me Gaston Vogel.

Geiben wurde am Rande des Anschlags auf das Justzgebäude am 19. Oktober 1985 observiert. Eine erste Beobachtung, zusammen mit der Gendarmerie durchgeführt, wurde jedoch abgebrochen. Warum die Operation abgeblasen wurde, ist unklar. Vor Gericht wurde jedoch kritisiert, dass ein enger Freund von Geiben, der ehemalige BMG-Chef Jos Steil, an der Observation beteiligt war. Schlechte Polizeitaktik, kommentierte Carlo Klein. Steil soll sogar Falschinformationen gestreut haben, um die Ermittler auf falsche Spuren zu bringen.

Eine zweite Observation Geibens, diesmal am 20. Oktober 1985 und allein vom SREL durchgeführt, wurde nicht unterbrochen. Die SREL-Agenten verfolgten Geiben bis zur Privatwohnung von Jos Steil, dann bis zum Schießstand in Reckental. Sie begleiteten Geiben auch bei seiner Rückfahrt nach Belgien, unterbrachen die Aktion jedoch bei Bastogne. Wie am Dienstag vor Gericht bekannt wurde, war Geiben stets über die Observation informiert. Wer sein Informant war, ist bisher nicht gewusst.

Gladio, Stay-Behind

Die Geheimdienste und die Nato-Geheimarmee Stay-Behind wirken in der Bommeleeër-Affäre mit, zumindest vor Gericht. Wird neben dem SREL und dem deutschen BND auch der italienische Geheimdienst und die geheime Nato-Truppe in Italien, Gladio, der italienische Stay-Behind-Ableger, zur Sprache kommen? Wie vor Beginn der Sitzung am Dienstag bekannt wurde, soll Licio Gelli, Mitbegründer der einflussreichen, italienischen P2-Loge, vom SREL abgehört worden sein. Gelli soll sich während längerer Zeit auch in Luxemburg aufgehalten haben. Zum Einsatz kam dabei die ominöse präparierte Uhr, mit der auch das Gespräch zwischen Premierminister Jean-Claude Juncker und Ex-SREL-Chef Marco Mille aufgezeichnet worden war.

Licio Gelli, während des Krieges Mitglied der Schwarzhemden Mussolinis, soll nach dem Zweiten Weltkrieg gute Kontakte zum US-Geheimdienst CIA gehabt haben. Er soll auch eine einflussreiche Rolle im Projekt Gladio in Italien gespielt haben. Seiner P2-Loge gehörten damals einflussreiche Beamten, Journalisten, Wirtschaftskapitäne wie Silvio Berlusconi und Bankiers an.

(fo/lmo/Tageblatt.lu)