Am Montag beginnt in Luxemburg der Bommeleeër-Prozess. Auf der Anklagebank: zwei ehemalige Mitglieder der Gendarmerie. Diese beteuern ihre Unschuld.
30. Mai 1984: Ein Sprengsatz explodiert an einer Hochspannungsleitung zwischen Brouch und Beidweiler. Es entsteht kaum Sachschaden. Am 2. Juni wird der Mast durch einen zweiten Sprengsatz zerstört. (Tageblatt-Archiv)
Eine bis zu 20 Meter hohe Stichflamme schießt aus der Kanalisation. (Tageblatt-Archiv)
5. Juli 1985: Unweit des Asselscheuerhof bei Eisenborn wird ein "Booby Trap" (Sprengfalle) entdeckt. (Google Maps)
Am gleichen Abend explodiert in den Heilig-Geist-Kasematten ein weiterer Sprengsatz. Ein Eierwecker zündet die Bombe. Eine wichtige Telefonleitung wird zerstört. (Jean-Luc Linster)
27. Juli 1985: Die Zentrale des "Luxemburger Wort" wird Ziel der Attentäter. (Tageblatt-Archiv)
Ermittler vor Ort suchen nach Spuren. (Tageblatt-Archiv)
28. August 1985: Es knallt während der Schobermesse auf einer Polizeiwache am Kreisverkehr Schuman. Wenige Minuten geht ein zweiter Sprensatz im wenige Meter entfernten Direktionsgebäude der Straßenbauverwaltung in die Luft. (Google Maps)
30. September 1985: Ein Sprengsatz zerstört das Dach der Schwimmhalle auf Kirchberg. (Tageblatt-Archiv)
19. Oktober 1985: Ein Sprengsatz explodiert auf einem Balkon des Justizpalastes. (Tageblatt-Archiv)
9. November 1985: Zwei Sprengsetze zerstören das Landesystem am Flughafen Findel. (Tageblatt-Archiv)
Der Sachschaden geht in die Millionen. Ermittler suchen nach Spuren. (Tageblatt-Archiv)
12. April 1985: In einem Wald bei Bourscheid explodiert in einem Ferienhaus eine Bombe. Die Holzbude wird zerstört. (Google Maps)
9. November 1985: In der nähe von Heisdorf im Grünewalt wird ein Hochspannungsmast gesprengt. (Tageblatt-Archiv)
Im Schnee finden die Ermittler Spuren der Täter
16. Februar 1986: Auf das Auto der Tocher von Notar Camille Hellinckx wird ein Anschlag verübt. Niemand wird verletzt. (Tageblatt-Archiv)
25. März 1986: Das Haus des früheren Gendarmerie-Kommandanten, Colonel Jean-Pierre Wagner (M.), ist Ziel eines Bombenanschlags. Niemand wird verletzt. Es war die letzte Bombe der Täter. (Tageblatt-Archiv)
Die beiden suspendierten Polizisten Joseph Wilmes (l.) und Marc Scheer werden beschuldigt, in die Attentate verwickelt zu sein. Sie gehörten damals der "Brigade Mobile" an, eine Spezialeinheit der Gendarmerie. (Tageblatt-Archiv)
27. April 1985: Am Stafelter im Grünewald explodieren an zwei Hochspannungsleitungen Sprengsätze. (Tageblatt-Archiv)
7. Mai 1985: Zwischen Helfent und Schléiwenhaff explodiert eine Sprengladung. (Tageblatt-Archiv)
Fazit: Vier weitere Masten sacken ein. Herunterhängende Kabel sorgen für einen Unfall auf der Escher Autobahn. (Tageblatt-Archiv)
27. Mai 1985: Ein bis zu 10 Kilo schwerer Sprengsatz explodiert auf dem Gelände der Gendarmerie in Luxemburg-Verlorenkost. Ziel waren die Büros zweier Ermittler in der Anschlagsserie. (Tageblatt-Archiv)
28. Mai 1985: Zwischen Scheidhof und Itzig wird ein Strommast gesprengt. (Google Maps)
Ziel des Anschlags waren die Büros zweier Ermittler in der Affäre. (Tageblatt-Archiv)
23. Juni 1985: An der Autobahnausfahrt Luxemburg-Hollerich explodiert ein Sprengsatz an einer Gasleitung. (Tageblatt-Archiv)
Fast 29 Jahre nach dem ersten Bombenanschlag beginnt am Montag in der Cité judiciaire in Luxemburg der Bommeleeër-Prozess. Dabei geht es um die Attentatsserie, die zwischen 1984 und 1986 das Land in Atem gehalten hat. Ziel der Attentäter waren Infrastruktureinrichtungen wie Strommaste, das Telefonnetz, eine Gasleitung, das Gebäude von Gendarmerie und Justiz, Privathäuser und der Findel. Menschenopfer waren dabei jedoch nicht zu beklagen.
Die Ermittlungen waren von Pleiten begleitet. Mal wurde schlampig vor Ort recherchiert, mal verschwanden Beweismaterial und andere wichtige Unterlagen. Erst 2004 tauchten neue Hinweise auf. Die Ermittlungen, die nach Angaben der Staatsanwaltschaft zu keinem Zeitpunkt eingestellt worden waren, wurden intensiviert. Im November 2007 dann teilte Staatsanwalt Robert Biever mit, dass zwei ehemalige Mitglieder der Brigade Mobile der Gendarmerie der Täterschaft verdächtigt würden.
Alle Weg führen zur Gendarmerie
Alle Spuren weisen laut Angeklageschrift auf Kreise in der Gendarmerie hin. Eine These, die auch von Experten aus dem Bundeskriminalamt bestätigt wird. Die beiden Angeklagten, denen ab heute Montag der Prozess gemacht wird, haben stets ihre Unschuld beteuert. Rechtsanwalt Gaston Vogel, Strafverteidiger einer der beiden, hatte bei der Anklageerhebung sogar von einem „leeren“ Dossier gesprochen.
Auf drei Monate sind die Gerichtsverhandlungen terminiert. Gehört werden sollen rund 90 Zeugen, darunter auch Mitglieder der großherzoglichen Familien.
Stay behind
Neuer Paukenschlag vergangene Woche, als ein anonymer Zeuge von Militärübungen in den 1980er Jahren berichtet, bei denen auch Sabotageakte geübt worden sein sollen. Die Übungen seien zusammen mit ausländischen Spezialeinheiten durchgeführt worden. Die Spur soll zu Stay behind führen, einem Netzwerk kleiner, militärisch ausgebildeter und ausgerüsteter Gruppen in den Nato-Ländern, die im Falle einer ausländischen Besatzung im Hinterland des Feindes operieren sollten.
In der Bommeleeër-Affäre hat die Justiz die Spur zu Stay Behind bisher stets zurückgewiesen. Sie soll jedoch nach Ansicht von Me Gaston Vogel ernsthaft berücksichtigt werden. Er hat vergangene Woche eine Vertagung des Prozesses gefordert. Auch darüber dürfte am Montagnachmittag im Gerichtssaal in Luxemburg geredet werden.
Verfolgen Sie den Prozessbeginn auf Tageblatt.lu und lesen Sie die detailierte Berichterstattung im Tageblatt.
Daisy Schengens Laufbahn beim Tageblatt begann 2010 als Online-Redakteurin, später in der Lokalredaktion, bevor sie leitende Redakteurin des Magazin-Hefts wurde. Ihre Schwerpunkte umfassen die Themengebiete Gesundheit und Ernährung. Die gebürtige Bulgarin hat einen Magisterabschluss in Germanistik und Politikwissenschaft an der Universität Trier. Mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrem Sohn lebt sie an der Mosel. Wenn sie nicht über Genuss und Gesundheit schreibt, widmet sie sich dem Tanz(-sport).
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