Qatar Airways hat Cargolux längst wieder verlassen. Noch immer lassen die Umstände der Übernahme die Gemüter in Luxemburg jedoch nicht zur Ruh kommen. Einem Audit-Bericht der Unternehmensprüfer von PricewaterhouseCoopers zufolge ging bei diesem Deal alles mit rechten Dingen zu. Es habe keinen Alleingang von Finanzminister Luc Frieden gegeben, so eine der Schlussfolgerungen des Berichts, der am Dienstag vorgestellt wurde.
Friedens Rolle habe darin bestanden, die Übernahme zum Abschluss zu bringen. Die 2010 begonnenen Gespräche waren wegen der Preisfrage ins Stocken geraten. Die Kataris boten 100 Millionen Dollar an, die Regierung forderte 135 Millionen. Bei einem Besuch von Frieden im Februar 2011 in Doha, an dem auch Erbgroßherzog Guillaume teilnahm, einigte man sich schließlich auf 117,5 Millionen Dollar. Der 35 Prozent-Anteil an Cargolux lag treuhänderisch beim Staat, der sich seit längerem auf der Suche nach einem geeigneten Partner für die Gesellschaft befand. Den Vorwurf, Cargolux sei zu einem Vorzugspreis an Qatar Airways gegangen, lässt man somit nicht gelten. Es habe sich um einen mittleren Preis gehandelt. Die Gespräche in Doha seien mit den anderen Regierungsmitgliedern im Vorfeld abgesprochen worden, heißt es im Bericht.
Keine ernsthafte Gegenkandidatur
Während Wochen hatte insbesondere Finanzminister Luc Frieden (CSV) wegen des Cargolux-Deals im Visier gestanden. Er soll die Transaktion mit den Kataris im Alleingang gefördert haben, wurde ihm während einer Parlamentsdebatte im Oktober 2012 vorgeworfen. Die Rede war sogar von einem Package Cargolux, Dexia-Bil und KBL. Beide Banken gingen ebenfalls an katarische Investoren. Andere Kandidaten seien dabei kaum berücksichtigt worden. Das stimmt so nicht, so der Audit-Bericht von PWC, der das Verhalten der Regierung bezüglich der Alternativangebote analysierte.
Vom aussichtsreichsten Gegenkandidaten, die chinesische HNA-Gruppe, habe keine konkrete Offerte vorgelegen, hieß es am Dienstag. Andere Anbieter wurden zurückgewiesen, weil sie entweder hauptsächlich finanzielle Interessen verfolgten oder bei ihrem Angebot zu vage blieben. Unter letzteren befand sich auch ein Konsortium, dem die Sicherheitsfirma Sandstone angehörte.
Differenzen
Finanzminister Luc Frieden sieht sich durch den Bericht von PWC in seinen Ausführungen vor dem Parlament bestätigt. Laut Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler war der Deal mit Qatar Airways zu damaligen Zeitpunkt angebracht. Wie sich später jedoch herausstellen sollte, habe es Unterschiede in der strategischen Ausrichtung der Gesellschaft gegeben.
Qatar Airways hatte 2011 35 Prozent der Frachtfluggesellschaft übernommen. Ende 2012 war jedoch bekannt geworden, dass die katarische Gesellschaft Cargolux erneut verlassen würde. Das Aktienpaket brachte der Gesellschaft aus dem Emirat 117,5 Millionen Dollar ein. Soviel hatte sie bei ihrem Einstieg gezahlt.
24 Personen befragt
Die Regierung hatte das Audit bei PWC in Auftrag gegeben, dies nachdem sie dazu vom Parlament beauftragt worden war. In seiner Motion hatte das Parlament keine näheren Details zur Auftragsvergabe vorgegeben. Die Wirtschaftsprüfer interviewten 24 Personen, darunter Minister und Ex-Minister, Vertreter des Aktionariats von Cargolux, hohe Beamte und Berater. Nicht befragt hat man die katarische Seite.
Die Oppositionspartei DP hat bereits ein negatives Urteil zum Bericht gefällt. Seltsam sei es, dass dasselbe Prüfungsunternehmen, das seinerzeit die Regierung beim Deal mit Qatar Airways beraten hat, nun das Vorgehen der Regierung prüft, so der DP-Abgeordnete Fernand Etgen am Dienstag auf RTL. Seltsam sei auch , dass Finanzminister Frieden selbst an der Vorstellung des Berichts teilgenommen habe.
Den Ausschlag für den Ausstieg von Qatar Airways hatte insbesondere das angespannte soziale Klima im Betrieb gegeben. Vor allem die von den katarischen Anteileignern geforderten Einschnitte hatten zu einem Aufstand bei den Gewerkschaften geführt. In Frage gestellt worden war unter anderem das Weiterbestehen des neuen Wartungszentrums. Im Oktober 2012 hatte die Gesellschaft den Kollektivvertrag gekündigt.
De Maart

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