Donnerstag13. November 2025

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Luxemburg-Stadt„Apéri’tour“ in Bonneweg: Bürgerveranstaltung mit Verbesserungspotenzial

Luxemburg-Stadt / „Apéri’tour“ in Bonneweg: Bürgerveranstaltung mit Verbesserungspotenzial
Die Bürger und Bürgerinnen über Projekte, die in den verschiedenen Vierteln umgesetzt werden, informieren: das ist der Sinn und Zweck der „Apéri’tours“ Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Bei den sogenannten „Apéri’tours“ in Luxemburg-Stadt informiert der Schöffenrat die Bevölkerung über Projekte in den 24 Stadtvierteln und tauscht sich dabei mit den Menschen vor Ort aus. Der Besuch bei der Veranstaltung in Bonneweg am Donnerstagabend zeigt, dass es bei der Umsetzung etwas hapert.

„Apéri’tour“ nennt der Schöffenrat es, wenn dessen Mitglieder sich in den verschiedenen Vierteln mit der Bevölkerung treffen und bei einem Rundgang Details zu Projekten, die dort umgesetzt werden, erläutern. Wie der südliche Teil von Bonneweg in Zukunft aussehen soll, interessierte am frühen Donnerstagabend offenbar viele: Denn mehr als 80 Personen nahmen dort an der „Apéri’tour“ teil. Sie wurden dabei unter anderem über die geplante Begrünung der place Léon XIII, den Bau von Sozialwohnungen und über andere Pläne informiert.

Einwohnerin Milly Hellers beschreibt ihr Viertel als lebendig und multikulturell und sagt, dass man dort aber auch viel von sozialen Problemen mitbekommt
Einwohnerin Milly Hellers beschreibt ihr Viertel als lebendig und multikulturell und sagt, dass man dort aber auch viel von sozialen Problemen mitbekommt Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Erstmals war auch die Polizei mit zwei Beamten bei der Veranstaltungsreihe präsent, die im Juni in Dommeldingen/Eich/Weimerskirch begann und bei der bereits Rundgänge unter anderem durch die Oberstadt, Clausen/Neudorf/Weimershof oder auch Cents auf dem Programm standen. „Wir wurden bei den Apéri’tours vom eigenen Erfolg überrannt. Bei der ersten Ausgabe musste Frau Polfer in Eich selbst den Verkehr regeln, damit die vielen Leute über die Straße gehen konnten. Danach haben wir bei der Polizei Unterstützung angefragt“, erklärte der Erste Schöffe Maurice Bauer (CSV) am Donnerstagabend.

Manche Einwohnerinnen und Einwohner nutzten am Donnerstag dann gleich die Gelegenheit, den Polizeibeamten vor Ort von ihren Sorgen zu berichten oder diese um Rat zu fragen, was den Umgang mit Obdachlosen im Viertel angeht. Denn klar ist: Die Lebenslage von unter anderem Menschen ohne festen Wohnsitz ist in Bonneweg ein Thema. „Das Viertel lebt und es ist multikulturell – was mich nicht stört. Aber man bekommt hier viel von den sozialen Problemen mit“, erklärte Milly Hellers während des Rundgangs durch ihr Viertel. Elf Jahre lang lebte sie in Bonneweg, bevor es sie aus beruflichen Gründen an einen anderen Ort zog. Seit zwei Jahren wohnt die Luxemburgerin nun aber wieder in dem am Bahnhof gelegenen Viertel. 

Kritik an Umsetzung

Am Donnerstag war auch die Renovierung vom Centre Ulysse im Dernier Sol – einer Notunterkunft für Obdachlose – kurz Thema. Die Erklärungen dazu und zu anderen Plänen der Gemeinde waren allerdings nicht immer gut zu verstehen. Das auch, weil wie gewöhnlich mehrere Flugzeuge tief über Bonneweg flogen und laut zu hören waren. „Oft ist das abends um 23.00 Uhr noch der Fall“, beschwerte sich ein Mann, als Lydie Polfer unterwegs ihre Erklärungen kurz wegen des Lärms unterbrechen musste. 

Auch eine 30-Jährige, die seit sieben Jahren in Bonneweg lebt, merkte an, dass sie Schwierigkeiten hatte, die knappen Erklärungen der Bürgermeisterin zu verstehen. „Ich bin aus Neugierde hergekommen, weil ich wissen will, was in den kommenden Jahren hier vorgesehen ist. Ich habe allerdings nicht gehört, was eben gesagt wurde“, erklärte die Frau, die wegen ihrer Anstellung beim Staat ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will. „Vielleicht könnte man die Menschen in Gruppen aufteilen – immer mit einer Person von der Gemeinde, die spricht“, überlegte sie beim anschließenden „Patt“ im Kulturzentrum.

Lob für Idee

„Es ist dauernd eine Kamera dabei, um wahrscheinlich alles für die Social-Media-Kanäle der Gemeinde festzuhalten, aber ein Mikrofon konnte man nicht organisieren“, wunderte sich nach der Tour eine Frau, die in Bonneweg arbeitet. Sie und ihre Kolleginnen erzählten, dass sie sich mehr Erklärungen zu den konkreten Projekten gewünscht hätten. Wer das will, muss sich während der „Apéri’tours“ aktiv an die zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinde Luxemburg vor Ort wenden und ihnen Fragen dazu stellen.

Eine Einwohnerin begrüßte die Initiative und sagte, dass sie mit ihrer Präsenz Interesse an der Aktion und dem Viertel, in dem sie seit sieben Jahren lebt, zeigen wollte. Auf von der Stadt bereitgestellten Kärtchen schrieb sie nach der Tour nieder, was sie persönlich in ihrem Viertel stört: dass Bäume zu oft für Baustellen weichen müssten. Ihr Feedback sowie die Ergebnisse von einer aktuellen Umfrage auf der Webseite der Gemeinde zum Leben in den verschiedenen Vierteln werden in die Vorbereitung von Stadtviertelveranstaltungen fließen, die für 2025 geplant sind. Die nächste „Apéri’tour“ findet übrigens am Sonntagmorgen statt und wird durch das Bahnhofsviertel gehen. Mehr Informationen gibt es unter vdl.lu.