Donnerstag6. November 2025

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100 Jahre geben Anlass zum feiern

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Inmitten viel Prominenz im großen Auditorium der Philharmonie lud das Limpertsberger Lyzeum ehemalige und aktuelle Schüler und Professoren zu einer Feier, um diesen runden Geburstag würdevoll zu begehen.

Thierry Klein

LUXEMBURG – In Anbetracht einer stolzen Vergangenheit und in Erwartung einer nicht minder verheißungsvollen Zukunft kann das hauptstädtische Gymnasium, jetzt wo 100 Jahre intensive Lehrtätigkeit geleistet wurden, sich selbst feiern. Diese Feierstunde lockte dann auch einige hochkarätige Persönlichkeiten im das zu diesem Zweck eigens umfunktionierte große Auditorium der Philharmonie.

Eine ganz musikalische Zeremonie

Unter anderem hatten Erbgroßherzog Guillaume, ehemaliger Schüler des „Lycée Robert Schuman“ (LRSL) und der nach eigener Aussage dort immer mit viel Freude gearbeitet hatte, aber auch Erziehungsministerin Mady Delvaux-Stehres sowie der Minister für nachhaltige Entwicklung und Infrastrukturen, Claude Wiseler, hatten den Weg in das weite Rund des Auditoriums gefunden.

Nach einer musikalischen Einlage von Schülern der Quatrième mit dem Titel „We have a dream“ ergriff die Direktorin des Robert Schuman Gymnasiums, Michèle Remakel, in einer kurzen Begrüßungsrede das Wort.
Sie ging auf die Ursprünge ihrer Sekundarschule ein, welches im August 1909 die offizielle Erlaubnis zur Grundsteinlegung erhielt. Im Jahr darauf folgte dann die Eröffnung des „Meedercherslycée“ in Luxemburg. Die Idee, ein Lyzeum einzurichten, das sich der Wissensvermittelung an damals in Fragen des gesellschaftlichen Lebens benachteiligte Mädchen verschrieb, sei in einer ersten Phase auf alles andere als nur Begeisterung gestoßen, so Direktorin Remakel.
„Die Fähigkeit, Rückschläge zu überwinden und auf seine Stärken sowie auf die Solidarität der Gemeinschaft zu zählen, sind heute wichtiger denn je“, definierte die Rednerin den immer vielfältiger werdenden Erziehungsauftrag an Schulen und Pädagogen.

Leider sei es in unserer heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich, sich auf die Disziplin und Begeisterungsfähigkeit der Schüler zu verlassen. Schulen müssten sich zusehends der Alltagsbewältigung und des Funktionierens innerhalb einer Gemeinschaft widmen. Deshalb sei das Profil eines Lyzeums heute weniger schärfer als noch vor einigen Jahrzehnten.
„Dennoch ist es unsere Pflicht, junge Leute zum selbstständigen Denken, zum kritischen Hinterfragen, ja sogar manchmal zur Auflehnung anzuregen“, so die Kernaussage des Vortrages der Direktorin. Unter solchen Voraussetzungen könnten Schüler dann mit Energie, Verstand und Gefühl ihre akademische Laufbahn beziehen.
Die ehrenamtliche Direktorin des LRSL, Anne-Marie Werner, hob in ihrer Ansprache vor allem die außergewöhnlichen Rollen von gelehrten Frauen im Entstehen dieses Vorreiterprojekts vor hundert Jahren hervor.

Herausforderungen meistern

So hätten Persönlichkeiten wie Aline Mayrisch de Saint-Hubert, Anne Befort und Anne-Marie Speicher (Literaturfreunden ist sie bekannt) sich verdienstlich für das Lyzeum eingesetzt oder durch universitäre Laufbahnen die akademische Exzellenz des damals noch „Meedercherslycée“ genannten Instituts unterstrichen.

Viel Idealismus sei in dieser Zeit vonnöten gewesen, um die Idee eines gleichberechtigten Zugangs zum Sekundarunterricht zu realisieren. Immer wieder von musikalischen oder tänzerischen Aufführungen aufgelockert, fußten die Ansprachen anlässlich dieser „séance académique“ nicht desto trotz in ernsten Hintergründen.
So war beispielsweise die Rede von einem „individualistischen Dreh“, den die Gesellschaft im Lauf der letzten Jahre erfahren habe und das Unterrichten nicht unbedingt einfacher mache. Das Schulwesen könne aber mit konsequenter Wertevermittlung zum Zusammenhalt der Gemeinschaft beitragen.
Eugène Becker, Präsident des Professorenkomitees, sprach von den Vor-und Nachteilen, die sogenannte „Demokratisierung des Unterrichtswesens“ den Schulen und Lehrern gebracht habe.
Um seine Gründung vor 100 Jahren zu feiern, veröffentlicht das Lycée Robert Schuman ein „Livre du Centenaire“.

Bis zum 15.April kann das Buch bei den Verantwortlichen des Lyzeums erworben werden. Danach ist das Werk im Handel erhältlich.Einerseits sei Wissen und Weiterbildung für fast alle Gesellschaftsteile erschlossen worden, andererseits habe diese „Massifikation“ auch Schüler zum Studieren animiert, die jedoch den Wert von Anstrengung, Einsatz und Willen zum Lernen nur schwer erkennen können.

Diesen jungen Menschen gelte Begeisterung für Schule einzuflößen. „Sich Erkenntnisse aneignen zu dürfen, soll und muss nach wie vor als Privileg verstanden werden“, appellierte Becker an die Schulgemeinschaft.
Ministerin Delvaux-Stehres würdigte in ihrer Rede den Pioniergeist und den unbändigen Enthusiasmus der Gründerväter- (und Mütter), die ein Lyzeum der Offenheit, Toleranz und intellektuellen Größe in der Schullandschaft Luxemburgs etabliert haben. In diesem Sinne könnten frohen Mutes weitere hundert Jahre angestrebt werden.