Dienstag23. Dezember 2025

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Investoren setzen trotz dürftiger Bonität auf Italien

Investoren setzen trotz dürftiger Bonität auf Italien
(Bloomberg)

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Italien und Spanien kommen trotz der weiteren Verschlechterung ihrer Bonitäts-Noten günstiger an frisches Geld. Doch Spanien droht Ungemach von der EU. Die Zweifeln an den jungsten Defizitzahlen wachsen.

Italien musste den Anlegern am Dienstag für dreijährige Anleihen im Gesamtvolumen von 6 Milliarden Euro lediglich eine Rendite von 3,4 Prozent bieten. Damit konnte sich das klamme südeuropäische Land wesentlich günstiger refinanzieren als Mitte Januar, als noch fast fünf Prozent fällig wurden. „Das war eine erfolgreiche Auktion, vor allem vor dem Hintergrund der jüngsten Herabstufung durch Moody’s“, sagte ein Analyst. „Der Markt scheint sich derzeit eher auf die Konjunktur und auf die Entwicklung der Schuldenkrise zu konzentrieren als auf Ratings.“

Die Rating-Agentur Moody’s hatte das Land am Vorabend abgestraft und die Bonitätsnote um eine Stufe auf A3 von A2 gesenkt. Spanien büßte gar zwei Ränge ein und landete ebenfalls auf A3 nach zuvor A1. Damit liegen beide Staaten am unteren Rand der Noten für gute Kreditqualität. Die nächstniedrige Stufe ist bereits ein B-Rating.

Spanien überzeugt Investoren

Die Investoren zeigten sich jedoch unbeeindruckt vom Urteil der Bonitätswächter: Trotz des Nackenschlags konnte auch Spanien die Investoren bei der Stange halten. Es deckte sich am Geldmarkt problemlos für ein Jahr mit 2,94 Milliarden Euro ein und musste den Anlegern dafür nur einen Zins von knapp 1,9 Prozent zahlen. Zuletzt waren es mehr als zwei Prozent.

Auch bei einer Emission von anderthalb Jahre laufenden spanischen Papieren im Gesamtwert von 2,5 Milliarden Euro mussten sich die Anleger mit niedrigeren Zinsen zufriedengeben als zuletzt. Folglich ließ auch die Nachfrage nach den nicht mehr ganz so rentablen Anlagen nach: Die Auktion war 2,9-fach überzeichnet. Zuvor hatte die Nachfrage das Angebot noch um das 3,2-fache überstiegen.

EZB belebt Handel

Die Schuldenländer profitieren derzeit davon, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Markt mit billigem Geld geflutet hat und eine weitere Welle Ende des Monats ansteht: Am Schalttag 29. Februar können sich die Banken wieder bei der EZB für drei Jahre mit Euro-Beträgen zum Leitzins von derzeit 1,0 Prozent eindecken. Ein erster Tender hatte im Dezember knapp eine halbe Billion Euro ins Finanzsystem gespült. EZB-Chef Mario Draghi erwartet für den zweiten Tender einen ähnlich gigantischen Betrag. Damit könnten die Banken wieder einen Teil der Summe in Papiere von klammen Euro-Staaten investieren und dem Anleihenmarkt damit Impulse verleihen.

Über Monate hatte die EZB mit Interventionen am Sekundärmarkt praktisch im Alleingang dafür gesorgt, dass sich der Handel belebte und die Zinskosten der klammen Länder de facto gedrückt wurden. Zuletzt haben sich die Frankfurter Währungshüter jedoch merklich zurückgehalten und wöchentlich nur noch Millionen- statt Milliardenbeträge investiert.

Unmut über Madrid

Die EZB kann sich nun etwas zurücklehnen: Die Sorgen schwinden zusehends, dass Italien und Spanien ein ähnliches Schicksal wie Portugal und Irland als abhängige Empfänger internationaler Hilfen droht. In Spanien hat die konservative Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy eine Reform des verkrusteten Arbeitsmarktes eingeleitet und damit Punkte bei den Investoren gemacht. Allerdings droht Ungemach von der EU: Sie wirft Spanien offenbar eine Hinhaltetaktik bei zugesagten Einsparungen und die Vorlage aufgebauschter Defizit-Zahlen für 2011 vor. Das Land müsse daher mit Sanktionen rechnen, etwa einer Geldbuße, erfuhr Reuters von EU-Diplomaten.

Italien hat hingegen unter der Experten-Regierung von Mario Monti an den Märkten auf breiter Front Glaubwürdigkeit zurückgewonnen. In Rom habe ein Umdenken eingesetzt und das Land versuche, verlorene Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen, heiß es.