EuropawahlVon der Leyen während TV-Debatte unter Rechtfertigungs-Druck

Europawahl / Von der Leyen während TV-Debatte unter Rechtfertigungs-Druck
Die Spitzenkandidaten Ursula von der Leyen (l.), für die Europäische Volkspartei, und Nicolas Schmit, für die Sozialdemokratische Partei Europas Foto: Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Bei einer offiziellen TV-Debatte im Europaparlament in Brüssel ist die konservative Spitzenkandidatin für die Europawahl, Ursula von der Leyen, am Donnerstag unter Druck geraten.

Die amtierende EU-Kommissionspräsidentin, die eine zweite Amtszeit anstrebt, musste sich für ihre Zusammenarbeit mit Rechtspopulisten und für ein Kooperations- und Migrationsabkommen mit Tunesien rechtfertigen. „Frau von der Leyen, schaffen Sie endlich Klarheit“, forderte der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten, Nicolas Schmit. Die CDU-Politikerin müsse erklären, ob sie nach der Wahl am 9. Juni mit Rechtskonservativen von der EKR (Europäische Konservative und Reformer) oder Rechtsextremen von ID (Identität und Demokratie) kooperieren wolle. Bisher agiere sie in einer „Grauzone“.

Von der Leyen erwiderte, dass sie sich bei ihrer Arbeit von „sehr klaren Prinzipien“ leiten lasse. Wer mit ihr kooperieren wolle, müsse sich zur EU, zur Ukraine und zum Rechtsstaat bekennen. Die AfD und das französische „Rassemblement National“ um Marine Le Pen (bisher beide in der ID-Fraktion, die AfD wurde am Donnerstag ausgeschlossen) kämen nicht infrage, da sie „Putin“ unterstützten.

Von der Leyen distanzierte sich jedoch nicht von Giorgia Meloni, der postfaschistischen Regierungschefin in Italien, und von der rechtskonservativen EKR. Meloni hat angekündigt, im Europaparlament neue Mehrheiten rechts von der Mitte organisieren zu wollen – nach dem Vorbild ihrer eigenen Koalition in Rom. Dort arbeiten Konservative, Rechtspopulisten und Rechtsextreme zusammen. Ausweichend antwortete die deutsche Politikerin auch auf Fragen nach Tunesien. Mehrere Medien, darunter der Spiegel und Le Monde, hatten berichtet, dass das islamisch regierte Land unerwünschte schwarzafrikanische Migranten zurück in die Wüste schicke und dabei EU-Mittel nutze. „Das ist nicht mit europäischen Werten vereinbar“, empörte sich Schmit. „Sie haben ein Abkommen mit einer hässlichen Diktatur geschlossen“, warf er von der Leyen vor. „Wir müssen in Herkunfts- und Transitländer investieren, das ist die beste Politik“, erwiderte die Spitzenkandidatin der Europäischen Volkspartei EVP. Auf die detaillierten Berichte, die auf systematische Menschenrechts-Verletzungen hinweisen, ging sie nicht ein. Vielmehr nutzte sie die fast zweistündige Debatte, die vom Parlament und der Europäischen Rundfunkunion ausgerichtet wurde, um eine Erfolgsbilanz ihrer Brüsseler Arbeit zu ziehen.

Mehr Geld für Rüstung und Verteidigung?

Mit dem „Green Deal“ sei Europa zum Vorreiter im Kampf gegen die Klimakrise geworden, so von der Leyen. Die grüne Spitzenkandidatin Terry Reintke warf ihr hingegen vor, sich von diesem „Deal“ zu verabschieden und das Klima gegen die Wirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit auszuspielen. Walter Baier von der europäischen Linkspartei forderte mehr Investitionen, vor allem in soziale Projekte. Ansonsten drohe der Green Deal zu scheitern.

Der Spitzenkandidat der Liberalen, Sandro Gozi, forderte mehr Geld für Rüstung und Verteidigung. Damit die Ukraine im Krieg gegen Russland obsiege, müsse die EU einen neuen, 100 Milliarden Euro schweren Fonds Auflegen, so Gozi. Dem widersprach der Linke Baier. Die EU-Mitglieder der NATO gäben jetzt schon doppelt so viel Geld für Rüstung aus wie Russland und China zusammen. Die EU müsse sich um eine politische Lösung bemühen, statt weiter aufzurüsten.

Neue Vorschläge brachte die englischsprachige Debatte, an der Zuschauer aus mehreren EU-Ländern beteiligt wurden, nicht. Die Fragen der Moderatoren und die Antworten der Kandidaten gingen kaum über das hinaus, was der „Wahl-O-Mat“ bietet – sieht man von kurzen Show-Elementen ab, die wohl nicht zufällig an den „European Song Contest“ erinnern (der ESC wird ebenfalls von der EBU ausgerichtet). Ärger löste die Entscheidung aus, keine Vertreter der rechten EKR und der rechtsradikalen ID einzuladen. ID sprach von einer „Maskerade“. Die Debatte diene nur dazu, „die Kandidaten von extrem links bis Mitte zu bewerben und die Rechte auszuschließen“. Die Veranstalter erklärten, EKR und ID hätten keine Spitzenkandidaten aufgestellt und sich damit selbst von der Show ausgeschlossen.

RCZ
24. Mai 2024 - 8.37

Volkspartei, von der Leyen, klingt bedrohlicher wie AfD! Europa hat so etwas nicht verdient!🧐🤔😱🫢🤐

Hottua Robert
24. Mai 2024 - 6.16

"Wir haben das alles schon mal erlebt, den ganzen Scheiß". Im "Spiegel"-Talk warnt SPD-Urgestein Franz MÜNTEFERING vor einer Wiederholung der Geschichte, (…). Moderiert von Markus FELDENKIRCHEN, 22.05.2024. ▪ Triumph des Wahns (14.01.2008) Von Georg BÖNISCH und Klaus WIEGREFE, "Spiegel". Vor 75 Jahren wurde ein ehemaliger Obdachloser aus Österreich Reichskanzler: Adolf HITLER. In gut einem Jahr schwang sich der glühende Antisemit und Nationalist zum Diktator der deutschen Großmacht auf. Wie konnte es dazu kommen? Das ist die Königsfrage der deutschen Geschichte. (…) Paul von HINDENBURG und seine Mitstreiter wollten das Parlament entmachten, die Sozialdemokraten ausschalten (die als einzige deutsche Partei von Anfang bis zum Ende die Weimarer Republik verteidigte) und einen "von politischen Rechtskräften beherrschten autoritären Staat" (Historiker Eberhard KOLB) errichten. (…) Mfg, Robert Hottua