Zehn Kilometer neben DonezkUkrainischer Abzug aus Awdijiwka: Symbolischer Sieg für Putin vor der Wahl

Zehn Kilometer neben Donezk / Ukrainischer Abzug aus Awdijiwka: Symbolischer Sieg für Putin vor der Wahl
Neue Verteidigungslinien werden unweit der Stadt Awdijiwka errichtet   Foto: AFP/Anatolii Stepanov

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der ukrainische Rückzug aus Awdijiwka ist ein Triumph für Wladimir Putin kurz vor der Präsidentschaftswahl in Russland.

Die Stadt im Osten der Ukraine „hat einen hohen symbolischen Wert“, sagt Ivan Klyszcz vom Internationalen Zentrum für Verteidigung und Sicherheit (ICDS) in Estland. Die Niederlage kurz vor dem zweiten Jahrestag des russischen Angriffskriegs macht den Mangel an Waffen und Soldaten in der Ukraine deutlich.

Das Institut für Kriegsstudien ISW in Washington spricht von einem „bedeutenden Sieg vor der Präsidentschaftswahl“. Am 17. März möchte sich Kreml-Chef Putin bei der Wahl in Russland erneut im Amt bestätigen lassen.

Die kleine Industriestadt Awdijiwka war für die Ukraine ein Symbol des Widerstands gegen die Angreifer. Awdijiwka liegt etwa zehn Kilometer von der Regionalhauptstadt Donezk entfernt und ist größtenteils zerstört; die meisten der einst 34.000 Einwohner sind längst geflohen. Sie hat auch deshalb große Bedeutung für die Ukrainer, weil die von Moskau gesteuerten pro-russischen Separatisten Awdijiwka bereits im Juli 2014 eingenommen hatten, ukrainische Einheiten sie aber kurz darauf wieder unter ihre Kontrolle brachten.

„Strategisch gesehen ist Awdijiwka unbedeutend“, urteilt Klyszcz. Die Stadt wäre allerdings ein guter Ausgangspunkt für eine ukrainische Offensive zur Befreiung der Stadt Donezk gewesen, sagt Gustav Gressel von der Denkfabrik European Council on International Relations (ECFR) in Berlin. Die Ukraine werde jedoch erst frühestens in zwei Jahren zu solch einem Vorstoß in der Lage sein. „Es hat also keinen Sinn, jetzt Soldaten zu opfern“, sagt Gressel.

Nach monatelangen erbitterten Kämpfen hatte die ukrainische Armee in der Nacht zum Samstag mit dem Rückzug begonnen. Die Entscheidung sei getroffen worden, „um so viele Leben wie möglich zu retten“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Münchner Sicherheitskonferenz. „Das bedeutet aber nicht, dass Russland etwas erobert habe, es hat nichts gewonnen“, sagte Selenskyj.

Noch schwieriger als die Schlacht um Bachmut

Der Kampf um Awdijiwka sei noch schwieriger gewesen als die Schlacht um die Stadt Bachmut, die die russische Söldnertruppe Wagner im Mai eingenommen hatte, sagt Oleksandr Borodin, Sprecher der 3. Sturmbrigade, eine der besten ukrainischen Einheiten. Hauptgrund dafür seien der massive Einsatz von schwerem Gerät und Angriffe aus der Luft von russischer Seite gewesen. Die Wagner-Truppe hingegen „schickte in Bachmut hauptsächlich Männer“ an die Front.

Awdijiwka wurde seit 2014 befestigt und die ukrainischen Verteidigungsstellungen waren stark und fügten den russischen Angreifern seit Oktober sehr schwere Verluste zu. Doch Mitte Januar „gelang es den Russen, ins Innere der Stadt vorzudringen“, sagt Gressel. „Zudem dauert die Lieferung von F16-Kampfflugzeugen viel zu lange und der ukrainischen Luftwaffe fehlen Luft-Luft-Raketen“, analysiert der Militärstratege. „Die Ukraine hätte viel mehr Artilleriemunition gebraucht, um die Stadt halten zu können.“

Die Entscheidung, aus Awdijiwka abzuziehen, sei keine Überraschung gewesen, sagt Mark Cancian vom US-Thinktank Center for Strategic and International Studies (CSIS). „Die Ukrainer zogen sich zurück, um der katastrophalen Gefahr zu entgehen, dass die Truppen eingekesselt und zerstört werden. Auch der Rückzug wird nicht einfach, der Korridor, der aus der Stadt führt, ist eng und unter Beschuss.“

Die Truppen ziehen sich auf Stellungen im Westen und Südwesten der Stadt zurück, doch die Schlacht ist noch nicht vorbei. „Die Ukraine geht in die Defensive, um langfristig durchzuhalten“, verlautet aus einer europäischen Militärquelle. „Sie will die vorhandenen Kapazitäten nicht verschwenden, bis die vom Westen, insbesondere den USA, angekündigte Hilfe eintrifft.“

Beobachter
19. Februar 2024 - 20.11

Wenn Selenskyj soviele Leben wie möglich retten will, sollte er die Niederlage der Ukraine akzeptieren und auf die von Russland annektierten Gebiete verzichten! Andernfalls wird er sein ganzes Volk vernichten...