18. Dezember 2025 - 6.42 Uhr
SerbienTrump-Familie verzichtet auf Turmbau zu Belgrad
Eine schlechte Nachricht kommt auch für autoritär gestrickte Balkanregenten nur selten allein. Erst hatte Serbiens Sonderstaatsanwaltschaft zu Wochenbeginn Anklage gegen vier ranghohe Gefolgsleute des allgewaltigen Staatschefs Aleksander Vucic erhoben – darunter den amtierenden Kulturminister Nikola Selakovic.
Hernach folgte prompt aus den USA eine weitere für Belgrads Machthaber fatale Kunde: Trump-Schwiegersohn Jared Kushner verzichtet auf das von Vucic forcierte Skandalprojekt zum Bau eines Luxushotels auf dem Gelände des während des Kosovokriegs 1999 von der NATO zerbombten Generalstabs.
Bedeutende Projekte „sollten vereinen und nicht teilen“, zitierte das Wall Street Journal einen Sprecher von Kushners Firma „Affinity Partners“: „Aus Respekt vor der serbischen Nation und der Stadt Belgrad ziehen wir uns zurück.“
Doch weniger die Sorge um die Gemütslage der serbischen Nation als die handfesten Justizvorwürfe gegen seine Belgrader Geschäftspartner haben Kushner den zwei Jahre intensiv verfolgten Plan eines Trump-Doppeltowers in der Donaustadt nun wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Der Grund: Die Angeklagten sollen sich laut der Anklage gar der Fälschung von Dokumenten schuldig gemacht haben, um der Kriegsruine für den anvisierten Abriss den Status als denkmalgeschütztes Kulturgut abzuerkennen.
Angeblich 500 Millionen Euro wollte Kushner im Herzen der serbischen Hauptstadt in den Bau von zwei Wolkenkratzern samt Nobelhotel und Luxusapartments investieren. Im Gegenzug sollte Belgrad seiner Firma den kontaminierten Grund 99 Jahre lang kostenfrei zur Nutzung überlassen – und zuvor für den Abriss der Generalstabsruine sorgen.
Schwerer Schlag für Präsident Vucic
Zwar hatte Serbiens Parlament im November im Schnellverfahren ein Sondergesetz durchs Parlament gepeitscht, um dem umstrittenen Bauprojekt den Weg zu ebnen. Doch obwohl Vucic letzte Woche noch getönt hatte, dass er alle angeklagten Würdenträger nach einer Verurteilung sofort begnadigen wolle, scheint der wenig transparente „Deal“ mit Belgrad nach den Anklageerhebungen selbst dem Trump-Schwiegersohn zu anrüchig geworden zu sein.
Während den Angeklagten bis zu fünf Jahre Haft drohen, ist das Scheitern des Belgrader Babelturmbaus noch vor dem ersten Spatenstich vor allem für Vucic ein schwerer Schlag: Mit der Morgengabe des Gratisgrunds hatte der international zunehmend isolierte Strippenzieher sich via Kushner bessere Kontakte zu US-Präsident Donald Trump verschaffen wollen.
Der „verzweifelte Versuch“ von Vucic, sich Trump anzunähern, sei zu einer „Korruptionsfarce“ mutiert, ätzt Filip Svarm, der Chefredakteur der unabhängigen Wochenzeitschrift Vreme: Während Kushner erkannt habe, dass er mit dem Projekt nur seine internationale Kreditwürdigkeit gefährde, hätten die Belgrader Machthaber „völlig den Kompass verloren“.
De Maart
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