AfghanistanTaliban erobern sechste Provinzhauptstadt

Afghanistan / Taliban erobern sechste Provinzhauptstadt
Taliban-Kämpfer in der nordafghanischen Stadt Kundus  Foto: Abdullah Sahil/AP/dpa

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Die radikalislamischen Taliban haben am Montag die sechste afghanische Provinzhauptstadt binnen weniger Tage erobert.

Die Miliz habe nunmehr die „volle Kontrolle“ über Aibak in der nordafghanischen Provinz Samangan, sagte Vize-Gouverneur Sefatullah Samangani. Gestern zogen die Radikalislamisten kampflos in die Stadt ein. Die Stammesältesten hätten die Behörden nach den wochenlangen Gefechten in den Randbezirken der Stadt gebeten, weitere Gewalt zu verhindern, erklärte Vize-Gouverneur Samangani. „Der Gouverneur hat das akzeptiert und alle Truppen aus der Stadt abgezogen.“ Ein Taliban-Sprecher bestätigte die Einnahme der Stadt.

Die Islamisten rückten laut einem Taliban-Sprecher zudem auf Masar-i-Scharif vor, die größte Stadt im Norden des Landes. Sollten die Taliban auch die wirtschaftlich bedeutende Hauptstadt der Provinz Balch einnehmen, wäre dies ein harter Schlag für die Regierung. Damit würde Kabul die Kontrolle über den Norden des Landes endgültig verlieren. Ein Taliban-Sprecher erklärte, die Kämpfer seien bereits in Masar-i-Scharif eingedrungen. Behördenvertreter und Bewohner bestritten dies jedoch. Demnach begrenzten sich die Gefechte auf die umliegenden Bezirke. „Der Feind versucht, durch seine Propaganda die öffentliche Meinung zu verfälschen und die Zivilbevölkerung in Angst zu versetzen“, erklärte die Provinzpolizei von Balch. Der Ex-Gouverneur von Balch, Atta Mohammed Noor, der großen Einfluss im Norden hat, kündigte Widerstand „bis zum letzten Tropfen Blut“ an. „Ich ziehe es vor, in Würde statt in Verzweiflung zu sterben“, schrieb er auf Twitter.

Seit Freitag haben die Taliban insgesamt sechs Provinzhauptstädte erobert. Ihr größter militärischer Erfolg war am Sonntag die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt Kundus. Gestern aber haben afghanische Kommandoeinheiten einen Gegenangriff gestartet. Ziel sei, die Aufständischen aus der Provinzhauptstadt zu vertreiben, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Zahlreiche Familien, darunter kleine Kinder und Schwangere, flohen vor der Gewalt aus der im Norden gelegenen Stadt.

Kämpfe auch in anderen Landesteilen

Anwohner berichteten von Explosionen und ununterbrochenen Schusswechseln in Kundus. Die Kämpfe seien nicht einmal für zehn Minuten unterbrochen worden. Viele der Menschen, die vor der Gewalt flohen, wollten in die mehr als 300 Kilometer entfernte Hauptstadt Kabul gelangen. Es sei das Beste, Kundus zu verlassen, bis feststehe, ob dort künftig die afghanische Regierung oder die Taliban das Sagen hätten, sagte ein Ingenieur, der versuchte, für seine Familie eine Busfahrt zu organisieren. „Vielleicht müssen wir bis Kabul laufen, aber wir wissen nicht, ob wir womöglich unterwegs getötet werden.“

Auch im Süden des Landes lieferten sich die Taliban heftige Kämpfe mit dem afghanischen Militär. Seit Wochen versucht die Miliz im Süden Kandahar und Laschkar Gah einzunehmen. „Wir räumen Häuser, Straßen und Gebäude, die von den Taliban besetzt sind“, sagte General Sami Sadat von der afghanischen Armee, der mit seinem Korps in Laschkar Gah kämpft. Auch aus der Umgebung von Herat im Westen wurden heftige Kämpfe gemeldet. Der Leiter einer Klinik in der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz sagte, in den vergangenen elf Tagen seien 36 Menschen getötet worden, darunter Frauen und Kinder

Hunderte Taliban-Kämpfer wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums in den vergangenen 24 Stunden getötet oder verletzt. Allerdings übertreiben beide Seiten die kaum überprüfbaren Opferzahlen für gewöhnlich. (AFP/Reuters)

J.C. Kemp
11. August 2021 - 20.23

Was hat Trump den Taliban 2020 bei den Verhandlungen versprochen? Hinter dem Rücken der Nato-Partner und ohne ihr Mitwissen?

Observer
11. August 2021 - 12.13

Was haben die Auslandseinsätze gebracht? Außer Geldverschwendung gar nichts.