Wie die Nachrichtenagentur Sana am Donnerstag unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, richtet sich die vom Innenministerium und der Abteilung für militärische Einsätze ausgeführte „großangelegte Razzia in den Vierteln der Stadt Homs“ gegen „Kriegsverbrecher“. Aktivisten zufolge zielte der Einsatz auch auf Organisatoren von Protesten ab, die der Bevölkerungsgruppe der Alawiten angehören.
Im Visier stehen dem Bericht zufolge außer mutmaßlichen „Kriegsverbrechern“ auch „an Verbrechen Beteiligte, die sich weigern, ihre Waffen abzugeben und sich in die Siedlungszentren zu begeben“ sowie Menschen, die vor der Justiz auf der Flucht seien und zudem Munition und Waffen versteckten.
In dem Bericht wurde zudem ein Aufruf des Innenministeriums zitiert, in dem die Bewohner der Stadtteile Wadi al-Dhahab und Akrama aufgerufen werden, „nicht auf die Straße zu gehen, zu Hause zu bleiben und mit unseren Streitkräften zu kooperieren“.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte leben in beiden betroffenen Vierteln von Syriens zweitgrößter Stadt mehrheitlich Alawiten. Der religiösen Minderheit gehörte auch der gestürzte Machthaber Baschar al-Assad an.
Die laufende Aktion ziele darauf ab, „nach ehemaligen Schabiha und denjenigen zu suchen, die die alawitischen Demonstrationen der vergangenen Woche organisiert oder daran teilgenommen haben“, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien, Rami Abdel Rahman, am Donnerstag. Die neue Staatsmacht betrachtet dies nach seiner Einschätzung als „Aufwiegelung gegen ihre Autorität“.
Die Schabiha sind berüchtigte regierungsnahe Milizen, die unter Assad zur Unterdrückung Andersdenkender beitragen sollten.
Kämpfer unter Führung der islamistischen HTS-Miliz hatten am 8. Dezember Damaskus erobert und die jahrzehntelange Herrschaft von Machthaber Assad in Syrien beendet. Seit ihrer Machtübernahme vor dreieinhalb Wochen begannen die neuen Machthaber mit der Registrierung ehemaliger Wehrpflichtiger und Armeeangehöriger.
Furcht vor Vergeltung
Waffen dürften sich „nur in der Hand des Staates befinden“, sagte der neue Machthaber Ahmed al-Scharaa am Sonntag. „Wer bisher bewaffnet war und qualifiziert ist, sich dem Verteidigungsministerium anzuschließen – wir werden ihn willkommen heißen.“
Am 25. Dezember hatten tausende Menschen in mehreren Gebieten Syriens protestiert, nachdem ein Video aufgetaucht war, welches einen „Angriff von Kämpfern“ auf einen wichtigen alawitischen Schrein in Syriens zweitgrößter Stadt Aleppo zeigt. Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur AFP von Protesten in Tartus, Latakia und Dschableh an der Mittelmeerküste. Die Beobachtungsstelle meldete auch Proteste in Homs.
AFP war nicht in der Lage, das Video oder das Datum des Vorfalls unabhängig zu überprüfen. Das Innenministerium in Damaskus erklärte indes, das Videomaterial sei „alt“ und stamme „aus der Zeit der Befreiung“ Aleppos unter der HTS-Miliz.
Seit ihrer Machtübernahme hat die neue syrische Führung wiederholt versichert, die Minderheiten zu schützen. Die Alawiten fürchten jedoch Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre Gemeinschaft – sowohl als religiöse Minderheit als auch wegen ihrer Treue zur Assad-Familie. (AFP)
De Maart
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