Sonntag9. November 2025

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NahostSchwierige Suche nach dem Ausweg: Biden drängt zur Deeskalation, Netanjahu bleibt hart

Nahost / Schwierige Suche nach dem Ausweg: Biden drängt zur Deeskalation, Netanjahu bleibt hart
Einschlag in Rafah im Süden des Gazastreifens Foto: AFP/Said Khatib

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US-Präsident Biden drängt Israel zu einer „signifikanten Deeskalation“. Derweil meldet Israel erneuten Raketenbeschuss aus dem Libanon.

US-Präsident Joe Biden hat bei einem Telefonat mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu auf eine sofortige Deeskalation der Kämpfe gegen radikale Palästinenser gedrungen. Die beiden Männer hätten ein detailliertes Gespräch über die Lage geführt, sagte Präsidialamtssprecherin Karine Jean-Pierre am Mittwoch. „Der Präsident brachte dem Ministerpräsidenten gegenüber zum Ausdruck, dass er heute eine signifikante Deeskalation auf dem Weg zu einem Waffenstillstand erwarte“, sagte sie. Zuvor hatten israelische Medien Netanjahu zitiert, dass es keinen Zeitrahmen gebe. „Wir stehen nicht mit einer Stoppuhr da“, habe er bei einem Treffen mit Journalisten erklärt. Frühere derartige Einsätze hätten „lange gedauert“. Später wies Netanjahu den Aufruf des US-Präsidenten zurück. „Ich bin entschlossen, diese Operation fortzusetzen, bis ihr Ziel erreicht ist“, teilte der Politiker über Twitter mit.

Das Telefonat zwischen Biden und Netanjahu war das vierte, das bekannt wurde. Die USA haben sich in dem seit zehn Tagen dauernden Konflikt hinter Israel gestellt. Biden steht unter Druck auch seiner eigenen Demokraten, stärker einzugreifen und einen Waffenstillstand zu vermitteln. Die Raketen- und Luftangriffe hielten gestern allerdings ungebrochen an. Nach palästinensischen Angaben starben seit dem Beginn der Kämpfe 223 Menschen, während israelische Behörden auf ihrer Seite von zwölf Toten sprachen. Ein Sprecher des israelischen Militärs erklärte, die islamischen Gruppen im Gazastreifen verfügten noch über schätzungsweise 12.000 Raketen und Werfergranaten.

Beschuss aus Libanon

Israel meldete zudem einen erneuten Beschuss aus dem Libanon. In der nördlichen Stadt Haifa wurde Raketenalarm ausgelöst. Eines der Geschosse sei abgefangen worden, der Rest vermutlich auf unbewohntes Gebiet niedergegangen, teilte das Militär mit. Als Reaktion seien Ziele im Libanon unter Artillerie-Beschuss genommen worden. In libanesischen Sicherheitskreisen wurde der Start von vier Raketen bestätigt. Es war der dritte bekannte Vorfall dieser Art seit dem Beginn der Kämpfe am 10. Mai. Israel hatte 2006 einen Krieg gegen die radikal-islamische Hisbollah-Miliz im Libanon geführt. Seitdem ist es an der Grenze vergleichsweise ruhig.

Raketenbeschuss in der Nacht auf Mittwoch von Gaza nach Israel
Raketenbeschuss in der Nacht auf Mittwoch von Gaza nach Israel Foto: AFP/Mahmud Hams

Bei den diplomatischen Bemühungen um eine Waffenruhe war zunächst weiter kein Fortschritt zu erkennen. Der UN-Sicherheitsrat hatte am Dienstag erneut in einer nicht-öffentlichen Sitzung über den Konflikt beraten. Die Generalversammlung will sich am heutigen Donnerstag mit dem Thema befassen. An diesem Tag soll Deutschlands Außenminister Heiko Maas in die Region reisen. 

Die schwersten Kämpfe zwischen Israel und radikalen Palästinensern seit Jahren gingen aus Auseinandersetzungen an der Al-Aksa-Moschee in Ost-Jerusalem hervor. Am Montag vergangener Woche reagierte die Hamas darauf mit Raketenangriffen. Verschärft wurden die Spannungen durch Pläne, Häuser palästinensischer Familien in Ost-Jerusalem zu räumen. Das Land wird von jüdischen Siedlern beansprucht. Jerusalem ist seit jeher umkämpft. (Reuters)

Eine Tote in Hebron

Eine bewaffnete Palästinenserin ist am Mittwoch nach Angaben des israelischen Militärs bei einem versuchten Anschlag im Westjordanland getötet worden. Die Frau sei mit einem Sturmgewehr auf die Zufahrt zur jüdischen Siedlung Kirjat Arba in der Stadt Hebron zugegangen, teilte das israelische Militär mit. Sie habe dabei Schüsse abgegeben und sei in der Folge von israelischen Soldaten außer Gefecht gesetzt worden. Das palästinensische Gesundheitsministerium bestätigte ihren Tod. Unter den israelischen Soldaten kam niemand zu Schaden. (dpa)