SudanSchwere Kämpfe treiben hunderttausende Menschen in die Flucht

Sudan / Schwere Kämpfe treiben hunderttausende Menschen in die Flucht
Mindestens 20.000 Menschen aus dem Sudan sollen sich im benachbarten Tschad in Sicherheit gebracht haben Foto: AFP/Gueipeur Denis Sassou

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Die schweren Kämpfe im Sudan haben UN-Angaben zufolge seit Mitte April hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben.

Allein innerhalb des Landes seien mehr als 330.000 Menschen geflohen, sagte ein Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf. Während Augenzeugen in der Hauptstadt Khartum von neuen Luftangriffen berichteten, verkündete der Südsudan eine Einigung der Konfliktparteien auf eine siebentägige Waffenruhe.

Neben der Fluchtbewegung innerhalb des Landes suchten nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR seit Beginn der Kämpfe mehr als 100.000 Menschen in Nachbarländern des Sudans Zuflucht. Die weitere Entwicklung der Lage sei nicht vorhersehbar, sagte eine UNHCR-Sprecherin. Die Hilfsorganisation schätzt, dass mehr als 800.000 Menschen aus dem Sudan fliehen könnten, sollte der Krieg andauern.

Seit mehr als zwei Wochen kämpfen in dem nordafrikanischen Land Armeeeinheiten unter dem Kommando von Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan gegen die von General Mohamed Hamdan Daglo angeführte RSF-Miliz. Bei den Gefechten wurden nach offiziellen Angaben bereits mehr als 500 Menschen getötet und Tausende weitere verletzt. Bis Mittwoch sollte eine Waffenruhe gelten, die aber immer wieder gebrochen wird.

Wie das südsudanesische Außenministerium am Dienstag erklärte, einigten sich al-Burhan und Daglo in einem Telefongespräch mit dem südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir „grundsätzlich auf eine siebentägige Waffenruhe“, die am Donnerstag beginnen soll. Die beiden Rivalen verständigten sich demnach auch darauf, „Vertreter für Friedensverhandlungen zu ernennen, die an einem Ort ihrer Wahl abgehalten werden“, wie das Ministerium weiter mitteilte.

Kiir vermittelte auf Initiative der nordostafrikanischen Regionalorganisation Igad in dem Konflikt, der neben dem Sudan und dem Südsudan auch Dschibuti, Äthiopien, Kenia, Uganda und Somalia angehören.

In Khartum wurde am Dienstag zunächst weiter gekämpft. „Wir hören vereinzelte Schüsse, das Dröhnen von Kampfflugzeugen und die Flugabwehrschüsse“, berichtete ein Bewohner. Weitere Zeugen sprachen von „Bombardierungen aus der Luft“ in verschiedenen Teilen der Hauptstadt.

Humanitäre Krise verschärft sich

Zusätzlich zu dem Beschuss leiden die Menschen vor Ort an Wassermangel, es fehlt an Strom und Lebensmitteln. Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) fehlen den Hilfsorganisationen 1,5 Milliarden Dollar (rund 1,37 Milliarden Euro), um die durch die Kämpfe verschärfte humanitäre Krise im Land zu bewältigen. Der Konflikt habe das Land in eine „echte Katastrophe“ gestürzt.

Die USA, Saudi-Arabien und Vertreter der Afrikanischen Union (AU) versuchten derweil, die Konfliktparteien zu einer Einhaltung der vereinbarten Waffenruhe zu bewegen. Der UN-Sonderbeauftragte Volker Perthes sagte am Dienstag im arabischen Fernsehsender al-Arabiya, beide Seiten hätten ihre Bereitschaft bekundet, „technische Gespräche zu führen“.

Derweil flog Russland nach eigenen Angaben am Dienstag mehr als 200 Menschen mit Militärflugzeugen aus dem Sudan aus. Nigerias Regierung erklärte, Staatsbürger in 13 Bussen nach Ägypten evakuiert zu haben, von wo aus sie nach Nigeria geflogen werden sollen. 20 weitere Busse sollen demnach von Khartum in die etwa 675 Kilometer entfernte Hafenstadt Port Sudan fahren, von wo aus die Nigerianer in ihre Heimat geflogen werden sollen. Den Behörden zufolge sollen mehr als 3.500 nigerianische Staatsbürger evakuiert werden.

In den vergangenen zehn Tagen wurden tausende Ausländer mit Flugzeugen oder Schiffen in Sicherheit gebracht. Die Evakuierungseinsätze nehmen nun allerdings ab.