Montag27. Oktober 2025

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UkraineRussische Truppen nähern sich den Großstädten, neue Verhandlungsrunde bringt Hoffnungsschimmer

Ukraine / Russische Truppen nähern sich den Großstädten, neue Verhandlungsrunde bringt Hoffnungsschimmer
Ein Mann geht an den Überresten eines russischen Militärfahrzeugs in Bucha, nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew, vorbei Foto: dpa/Serhii Nuzhnenko

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Zum zweiten Mal wollen sich Unterhändler Russlands und der Ukraine treffen. Auch am siebten Tag des Krieges gehen die russischen Angriffe weiter. Russland hält Zwischenfälle mit der NATO für möglich.

Eine Woche nach Beginn des Angriffs Russlands auf die Ukraine stehen nach Angaben beider Seiten neue Verhandlungen bevor. Der Leiter der russischen Delegation, Wladimir Medinski, sagte der Agentur Ria Nowosti am Mittwochabend, eine mögliche Waffenruhe sei Thema bei den für heute Donnerstag geplanten Verhandlungen. Die Agentur Interfax hatte ihn zuvor mit den Worten zitiert, die ukrainische Delegation sei auf der Anreise. Auch die ukrainische Seite hatte bevorstehende Gespräche bestätigt. Die ersten Verhandlungen am Montag an der belarussisch-ukrainischen Grenze hatten keine greifbaren Ergebnisse gebracht.

Vor den möglichen Verhandlungen forderte das ukrainische Außenministerium Russland zu einer Feuerpause in den östlichen Regionen Charkiw und Sumy auf, um Zivilisten in Sicherheit bringen zu können. 

Die russischen Angriffe dauerten auch am Mittwoch an – dem siebten Kriegstag. Der Sprecher Putins, Dmitri Peskow, unterstrich derweil die Forderungen Russlands für die Verhandlungen: Die Regierung in Kiew müsse die „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk sowie Russlands „Souveränität“ über die Schwarzmeer-Halbinsel Krim anerkennen. Zudem fordert Russland eine „Demilitarisierung“ der Ukraine.

Das Kampfgeschehen

Sowohl die Ukraine als auch Russland berichteten am Mittwoch von militärischen Erfolgen. Das russische Militär erlangte eigenen Angaben zufolge die volle Kontrolle über die seit Tagen umkämpfte südukrainische  Stadt Cherson – die Ukraine wies das zurück. Auch die ostukrainische Millionenstadt Charkiw erlebte erneut Angriffe.

Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums wurden mehr als 5.840 russische Soldaten seit Kriegsbeginn getötet. Dem widersprach das russische Verteidigungsministerium. Nach dessen Angaben wurden bisher 498 russische Soldaten getötet. Zudem seien 1.597 Soldaten verletzt worden. Es waren die ersten offiziellen Zahlen dazu aus Russland seit Kriegsbeginn.

Auf ukrainischer Seite habe es bislang 2.870 getötete „Soldaten und Nationalisten“ sowie etwa 3.700 verletzte Menschen gegeben, erklärte das russische Verteidigungsministerium. Die Ukraine hat zu Verlusten der eigenen Armee keine aktuellen Angaben gemacht, sprach zuletzt aber von mindestens 2.000 getöteten Zivilisten. Die Angaben sind nicht unabhängig zu überprüfen. Die UN sprachen zuletzt von 142 getöteten Zivilisten.

Die russischen Streitkräfte greifen nach Überzeugung von US-Präsident Joe Biden in der Ukraine gezielt auch Gegenden mit Zivilisten an. Der US-Präsident sagte zudem, es sei noch zu früh zu sagen, ob Russland Kriegsverbrechen begehe. Man verfolge die Entwicklungen aber genau. Nach Angaben der USA feuerten russische Truppen bislang mehr als 450 Raketen auf die Ukraine ab. Die Türkei verhinderte den Versuch Russlands, weitere Kriegsschiffe durch die türkischen Meerengen ins Schwarze Meer zu bringen, wie Außenminister Mevlüt Cavusoglu mitteilte.

Zahl der Flüchtlinge steigt

Hunderttausende Menschen aus der Ukraine suchen inzwischen Schutz vor dem Krieg. Bis Dienstag waren nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 835.000 Menschen vor den russischen Angriffen aus dem Land geflohen. 

Die EU setzte ihre Sanktionen zum Ausschluss sieben russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift in Kraft. Die Banken werden keine internationalen Zahlungen mehr vornehmen können. Die größte russische Bank Sberbank sowie die Gazprombank sind nicht betroffen.

Die US-Regierung kündigte weitere Sanktionen gegen Russland und die Einführung strikter Kontrollen für den Export von Hightech-Produkten nach Belarus an. Die neuen Strafmaßnahmen richten sich unter anderem gegen 22 russische Rüstungsunternehmen. Zudem würden Exportkontrollen für Technologien eingeführt, die Russland langfristig für die Raffinerien zur Verarbeitung von Öl und Gas brauche. Sowohl die EU wie die USA verhängten neue Sanktionen gegen Russlands Verbündeten. Betroffen seien in Belarus die Holz-, Kali- und Stahlindustrie. Zudem wurden am Mittwoch Strafmaßnahmen gegen 22 belarussische Offiziere im EU-Amtsblatt veröffentlicht und damit in Kraft gesetzt. (dpa)

Georgien will in die EU

Georgien will bereits an diesem Donnerstag die Aufnahme in die EU beantragen. „Wir fordern die EU-Gremien auf, unseren Antrag einer Notfallprüfung zu unterziehen und Georgien den Status eines EU-Beitrittskandidaten zu gewähren“, sagte der Chef der Regierungspartei Georgischer Traum, Irakli Kobachidse, am Mittwoch. Dies sei eine politische Entscheidung der Partei „unter Berücksichtigung des allgemeinen politischen Kontexts und der neuen Realität“. Der Antrag werde am heutigen Donnerstag im Namen der Regierung in Brüssel übergeben.