Dies würde unweigerlich auch die übrigen internationalen Einsätze betreffen, die sich derzeit in Mali überlappen. An zweien von ihnen, dem UN-Einsatz Minusma und an der EU-Ausbildungsmission EUTM, ist die deutsche Bundeswehr mit derzeit etwa 1.300 Soldaten beteiligt. Und es wird wohl auch das Ende der europäischen Task Force Takuba bedeuten, die Macron als Kernelement der gemeinsamen Verteidigung besonders am Herzen lag. Zu Takuba zählten unter anderem tschechische und estnische Soldaten.
Kurz vor der heißen Phase im Präsidentschaftswahlkampf geht es Macron jetzt vor allem darum, dass der forcierte Abzug nicht als ein solcher wahrgenommen wird. Es wird damit gerechnet, dass die etwa 3.500 französischen Soldaten teils abgezogen werden, teils ins benachbarte Niger verlegt werden. Auch der seit Jahrzehnten bestehende französische Stützpunkt in Abidjan in der Elfenbeinküste dürfte wieder aufgestockt werden.
Die Militärjunta, die durch zwei Putsche in Mali an die Macht gekommen ist, lässt keinen Zweifel daran, dass sie die Franzosen und Europäer gerne loswerden möchte. Zum einen kündigte sie an, die für Februar geplanten Wahlen um mindestens fünf Jahre zu verschieben. Zum anderen holte sie russische Militärberater ins Land, die unter anderem den von den Franzosen verlassenen Stützpunkt in Timbuktu übernahmen. Nach französischen Angaben sind mittlerweile mindestens tausend Söldner der privaten, dem Kreml nahestehenden Wagner-Gruppe im Land.
Russischer Einfluss lässt sich auch hinter antifranzösischen Kampagnen in Online-Netzwerken vermuten. In den vergangenen Monaten verbreiteten sich immer wieder Verschwörungsmythen, nach denen etwa Frankreich die Dschihadisten mit Waffen beliefere. Der Militärjunta in Mali passt es nur zu gut, Frankreich zum Feindbild zu machen.
Die antifranzösische Stimmung breitet sich längst in der Region aus. Ende vergangenen Jahres wurde ein französischer Militärkonvoi zwischen Abidjan und Gao mehrfach blockiert und angegriffen. Im Januar wies Mali den französischen Botschafter aus. Beim Einsatz in der Sahelzone haben inzwischen 53 französische Soldaten das Leben verloren.
Unerwünschter Kollateralschaden
„So kann es nicht weitergehen“, betonen Franzosen und ihre europäischen Partner unisono. Damit der Abzug nicht wie ein Einknicken wirkt, betont Paris nun die Umstrukturierung. Verteidigungsministerin Florence Parly war kürzlich im Niger, wo es vermutlich um die künftige Präsenz französischer Soldaten in dem Land ging. Burkina Faso fällt als Partner aus, da sich dort ebenfalls Militärs an die Macht geputscht haben.
Das mutmaßliche Ende der europäischen Task Force dürfte für Macron ein unerwünschter Kollateralschaden sein. Er hätte sie bei den kommenden EU-Gipfeln gerne als Paradebeispiel für die künftige gemeinsame Verteidigung angeführt. Andererseits kommt es ihm entgegen, dass er den Rückzug nun voraussichtlich mit den europäischen Partnern gemeinsam schultern wird.
Die Zukunft der EU-Ausbildungsmission ist ebenfalls sehr ungewiss. „Wir müssen darüber nachdenken, wie wir Mali als Partner erhalten“, sagte Emanuela Del Re, EU-Beauftragte für die Sahelzone. Insbesondere die russische Präsenz sei ein Problem. „Wir bilden Soldaten aus, die Prinzipien und Werte beachten“, betonte sie. Es sei nicht akzeptabel, dass diese dann eines Tages für private Gruppen arbeiteten. (AFP)
De Maart
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