ArmutNeuer Anlauf für eine bessere Welt – UNO will Entwicklungsziele doch noch erreichen

Armut / Neuer Anlauf für eine bessere Welt – UNO will Entwicklungsziele doch noch erreichen
Zugang zu Bildung ist ein Weg, um die Armut in der Welt zu reduzieren Foto: AFP

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Beim UN-Nachhaltigkeitsgipfel in New York wollen Staats- und Regierungschefs aus aller Welt einen neuen Anlauf unternehmen, die selbst gesteckten Ziele für bessere Lebensbedingungen doch noch zu erreichen.

2015 setzten sich die UN-Mitgliedstaaten 17 Entwicklungsziele bis 2030. Dazu gehören die Beseitigung von extremer Armut und Hunger, der Zugang zu Trinkwasser, die Gleichstellung der Geschlechter und eine Gesundheitsversorgung für alle. Doch in ihrer Halbzeitbilanz zogen die Vereinten Nationen ein ernüchterndes Fazit: Bei mehr als 50 Prozent der Zielvorgaben gibt es nur geringe Fortschritte, bei 30 Prozent gibt es keinerlei Besserung oder sogar Rückschritte.

Von der Ausrottung der extremen Armut – laut der Definition der Weltbank liegt die Grenze bei 2,15 Dollar (2,01 Euro) pro Tag – ist die Menschheit weit entfernt. Setzt sich der Trend fort, werden in sieben Jahren noch immer 575 Millionen Menschen unter solch elenden Bedingungen leben, die meisten von ihnen im Afrika südlich der Sahara. Was den Hunger betrifft, ist die Welt wieder auf das Niveau von 2005 zurückgefallen.

1,1 Milliarden Menschen wohnen derzeit in Slums, mehr als zwei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 38 von 1.000 Kindern sterben vor ihrem fünften Geburtstag, und die Auswirkungen des Klimawandels werden immer verheerender.

„Wenn man im 21. Jahrhundert wirtschaftlich erfolgreich sein will, darf man dies nicht länger auf Kosten der Natur oder auf Kosten der Menschen tun, die zurückbleiben“, sagt der Leiter des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP), Achim Steiner. Um die Entwicklungsziele doch noch zu erreichen, sollen sich die UN-Mitgliedstaaten daher dazu verpflichten, ihre Anstrengungen zur Umsetzung der Agenda 2030 umgehend und deutlich zu verstärken.

Verschiedene Krisen, von der Corona-Pandemie bis zum russischen Krieg gegen die Ukraine, haben die Situation vieler Staaten verschlechtert und ihre Schuldenlast erhöht. „Die Länder sind nicht in der Lage, die angestrebte Entwicklung voranzutreiben, sondern können sich nur für eine Erholung entscheiden, bei der sie das Wachstum nutzen, das sie bekommen können“, sagt Steiner. Dies sei jedoch ein riskanter Weg. „Dieses Wachstum führt uns zurück in die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und zu größeren Ungleichheiten“, warnt Steiner.

Erschwinglichen Wohnraum bieten

Deshalb ist in dem Entwurf der Erklärung auch von einer Reform der internationalen Finanzinstitutionen die Rede, über die die UNO jedoch keine Kontrolle hat. UN-Generalsekretär António Guterres rief außerdem dazu auf, bis 2030 zusätzlich 500 Milliarden Dollar pro Jahr zu investieren, um die Ziele zu erreichen. Der jüngste G20-Gipfel unterstützte diesen Plan.

Aus der Armut herauszukommen, Zugang zu Bildung, Trinkwasser, Gesundheitsversorgung oder sauberer Energie zu haben und in Frieden zu leben – all diese Entwicklungsziele bedingen sich weitgehend gegenseitig. Der Klimawandel und dadurch verursachte extreme Wetterereignisse torpedieren die meisten Ziele, da sie Ernten, Infrastruktur und Existenzgrundlagen zerstören.

Deshalb müsse der Wandel umfassend sein, fordert Steiner. „Wenn man beim Zugang zur Stromversorgung ansetzt und das mit dem Ziel der Dekarbonisierung verknüpft, kann man damit gleichzeitig Armut und den Klimawandel bekämpfen“, erläutert Steiner ein Beispiel.

Steiner hat mit 95 Ländern an einem Wachstumsmodell gearbeitet, das andere Prioritäten setzt. So sollen beispielsweise menschenwürdige Arbeitsplätze entstehen und in nachhaltige Städte investiert werden, die erschwinglichen Wohnraum bieten und die Grundbedürfnisse der Bewohner erfüllen. (AFP)