Spanien„Mallorca ist nicht zu verkaufen“: Tausende protestieren gegen Massentourismus-Folgen

Spanien / „Mallorca ist nicht zu verkaufen“: Tausende protestieren gegen Massentourismus-Folgen
Tausende haben am Samstag auf Mallorca gegen Massentourismus protestiert. Unter dem Motto „Sagen wir basta!“ versammelten sich die Menschen im Zentrum der Inselhauptstadt Palma. Foto: dpa/Clara Margais

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Es war eine der größten Demonstrationen gegen die Folgen des Massentourismus, die Mallorca bisher gesehen hat. Tausende von Menschen zogen am Wochenende durch die Inselhauptstadt Palma und forderten, die Zahl der Urlauber zu begrenzen, keine Hotelbauten und Ferienapartments mehr zu erlauben und den Verkauf von Immobilien an Ausländer zu verbieten. „Mallorca ist nicht zu verkaufen“, lautete das Motto des Protestmarsches, zu dem mehrere Bürgerinitiativen und Umweltverbände aufgerufen hatten. Auch auf der Nachbarinsel Ibiza wurde demonstriert.

12,5 Millionen


2023 reisten 12,5 Millionen in- und ausländische Feriengäste nach Mallorca – ein Zuwachs von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr

Die Veranstalter bezifferten die Zahl der Teilnehmer auf 25.000, die Polizei sprach von 10.000 Menschen. Bereits in den letzten Wochen war es auf Mallorca zu mehreren Protestaktionen gegen das stetige Wachstum der Touristenzahlen gekommen, die jedes Jahr neue Rekordmarken erreichen. 2023 kamen 12,5 Millionen in- und ausländische Feriengäste – ein Zuwachs von 8,5 Prozent. Mehr als 40 Prozent stammen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. 2024 dürfte es nach den vorliegenden Buchungszahlen noch voller auf der Insel werden.

Die Protestschilder trugen klare Botschaften: „Tourismus ja, aber nicht so“, „Weniger Tourismus, mehr Leben“ oder „Genug Gedränge“. Für Zündstoff sorgt auch, dass durch die ungezügelte Ausbreitung der Tourismusindustrie die Miet- und Immobilienpreise auf der spanischen Mittelmeerinsel explodieren. Dies spiegelte sich in Protestsprüchen wie „Jede Airbnb-Wohnung ist eine Familie ohne Zuhause“, „Ich habe zwei Jobs und kann keine Miete zahlen“ und „Dein Paradies ist mein Elend“. Auch die zunehmende Umweltbelastung war ein Thema: „Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht“, riefen die Demonstranten.

Für eine Wachstumsbremse

Zu den Kernforderungen an die Politiker gehört, eine Wachstumsbremse zu beschließen. Also eine Obergrenze für den Tourismus, mit der die Zahl der Gästebetten eingefroren oder sogar reduziert wird. Vor allem die sich ausweitende Vermietung von Ferienwohnungen und -häusern müsse in verträgliche Bahnen gelenkt werden. Offiziell ist für diese Vermietung eine Tourismuslizenz notwendig, doch Tausende von Eigentümern vermieten illegal. Auch der Erwerb von Wohnimmobilien durch Nicht-Residenten und Großinvestoren müsse reglementiert werden, um das Wohnraumangebot für die Einheimischen nicht weiter zu verknappen.

Wir sehen jeden Tag, wie das Tourismusgeschäft weiter floriert, während die Einwohner mit zunehmender Prekarität, mangelndem Zugang zu Wohnraum und steigenden Lebenshaltungskosten konfrontiert sind

GOB, Umweltverband Mallorca

„Diese Forderungen sind unverzichtbar, um sicherzustellen, dass Mallorca und die anderen Balearischen Inseln ein lebendiger, vielfältiger und einladender Ort bleiben“, heißt es im Protestmanifest. „Dieses Territorium muss ein Platz sein, an dem unsere Kinder in Sicherheit und Würde aufwachsen können – mit einem kontrollierten Tourismus, der nicht unser gesamtes Leben bestimmt.“ Mallorcas großer Umweltverband GOB erklärte: „Wir sehen jeden Tag, wie das Tourismusgeschäft weiter floriert, während die Einwohner mit zunehmender Prekarität, mangelndem Zugang zu Wohnraum und steigenden Lebenshaltungskosten konfrontiert sind.“

Der Ärger vieler Einheimischer, die sich vom Tourismus an den Rand gedrängt fühlen, kam inzwischen auch bei der konservativen Inselregierung an. Die regionale Ministerpräsidentin Marga Prohens, die seit einem knappen Jahr im Amt ist und es bis vor Kurzem noch ablehnte, dem Tourismus- und Immobilienmarkt Zügel anzulegen, vollzog in den letzten Wochen einen bemerkenswerten Kurswechsel: „Dieses Modell des Wachstums ist an seine Grenzen gekommen“, erklärt Prohens neuerdings. Man darf gespannt sein, ob die Inselchefin ihren Worten nun auch Taten folgen lässt und tatsächlich beim Tourismus auf die Bremse tritt.