Ob Bulgaren oder Griechen, Serben oder Bosnier, Albaner oder Kroaten – die Völker Südosteuropas zählen mit einem Raucheranteil zwischen 35 und 40 Prozent noch immer zu den eifrigsten Paffern des Kontinents und der Welt. Doch die letzten verbotsfreien Refugien für Nikotinliebhaber schwinden. Selbst in den verqualmten Raucherhochburgen auf dem Balkan.
Nicht nur der Tabakanbau ist im Südosten auf dem Rückzug. Die Zeit des unbeschwerten Inhalierens der Suchtstängel scheint selbst auf dem Balkan vorbei. Tabaksteuern und Zigarettenpreise steigen – auch wenn diese im Vergleich zum Westen mit 2,50 bis 3,50 Euro pro Packung weiter niedrig sind.
Es mehren sich in immer mehr Staaten die Auflagen, Einschränkungen und Verbote. Selbst wenn es mit deren Umsetzung oft hapert, ist es die Annäherung an die EU, die in deren Wartesaal den letzten Raucherreservaten zunehmend zusetzt.
Was die Rauchereinschränkungen angeht, mahlen allerdings nicht nur die Gesetzgebermühlen auf dem Westbalkan eher langsam. Bosnien hatte beispielsweise bereits 2009 die Konvention der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Tabakkontrolle ratifiziert. Doch obwohl seitdem Bosniens Tabakproduktion um über 83 Prozent geschrumpft ist, haben konkrete Maßnahmen zur Eindämmung des blauen Dunsts lange auf sich warten lassen.
Erst 2023 wurde zumindest im Teilstaat der Föderation ein Rauchbann auch für die Gastronomie angekündigt – allerdings mit vielen Ausnahmen und der Ankündigung von Würdenträgern, dass dessen Verwirklichung eine gewisse „Übergangszeit“ erfordern dürfte.
Verbote werden konsequent ignoriert
Vor Jahresfrist traten die neuen Bestimmungen zwar eigentlich offiziell in Kraft. Doch erst seit Dezember sind die Kneipen, die über Ausnahmegenehmigungen für Raucherzimmer verfügen, im Prinzip dazu verpflichtet, durch deren physische Abtrennungen und zusätzliche Entlüftungsanlagen für tatsächlich rauchfreie Nichtraucherbereiche zu sorgen. Zuvor hatten sich die Rauchschwaden gleichmäßig über die nur durch Schilder in Raucher- oder Nichtraucherbereiche unterteilten Wirtsstuben verteilt – eine Praxis, die im Teilstaat der Republika Srpska und im nahen Serbien noch immer üblich ist.
Droht der bosnischen Raucherhochburg nun tatsächlich die Ausräucherung? Der halbherzige Kampf des Vielvölkerstaates gegen den blauen Dunst krankt nicht nur daran, dass mit dem Teilstaat der Republika Srpska gut die Hälfte des Landes diesen konsequent ignoriert. Sanktioniert wurden Verstöße gegen den neuen Raucherbann bislang selbst nicht einmal im Teilstaat der Föderation.
Erst am Wochenende trat nun ein Strafenkatalog in Kraft, der die Gastronomen endlich zur nachhaltigen Entlüftung ihrer stickigen Schankstuben animieren soll.
Betrieben drohen bei Verstößen gegen die neuen Auflagen Geldstrafen zwischen umgerechnet 1.500 und 7.500 Euro, während deren verantwortliche Mitarbeiter 500 bis 750 Euros zu berappen haben. Ob Bosniens lustloser Etappenabschied von seinen verrauchten Schänken sichtbare Früchte trägt, dürfte sich allerdings frühestens im Herbst erweisen. Bis dahin können sich die Liebhaber der Glimmstängel vorläufig weiter ungestört auf den Terrassen und an der frischen Luft am teergeschwängerten Nikotindunst laben.
Von unserem Korrespondenten Thomas Roser, Split
De Maart
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