15. Oktober 2025 - 20.14 Uhr
NATODie Militärallianz will den Aufbau ihrer Drohnenabwehr beschleunigen

„Unsere heutige Erwartung ist, dass mehr Länder noch mehr Geld geben, dass sie noch mehr kaufen, um die Ukraine zu unterstützen“, sagte US-Verteidigungsminister Pete Hegseth am Rande des Treffens in Brüssel am Mittwoch. Hegseth bezog sich damit auf ein Programm von USA und NATO, mit dem die Verbündeten Waffen aus US-Beständen kaufen können, welche die Ukraine im Kampf gegen Russland benötigt. Die zusätzlichen Waffen seien nötig, um den Krieg in der Ukraine zu einem „friedlichen Abschluss“ zu bringen, sagte Hegseth. „Man erlangt Frieden, wenn man stark ist“, betonte der US-Verteidigungsminister, „wenn man über starke und echte Fähigkeiten verfügt, die von Gegnern respektiert werden“.
Im Juli hatten US-Präsident Donald Trump und NATO-Generalsekretär Mark Rutte den Mechanismus der sogenannten Priorisierten Anforderungsliste für die Ukraine (PURL) ausgearbeitet. Mit diesem Instrument sollen andere NATO-Länder Waffen aus US-Beständen für die Ukraine kaufen. Bisher wurden so Waffen im Wert von rund 1,9 Milliarden Euro finanziert.
Auch Rutte sagte, er erwarte während des Treffens „viele neue Ankündigungen von Ländern“, die an dem Programm teilnehmen werden. Bisher haben Deutschland, die Niederlande, Schweden, Norwegen, Dänemark und Kanada hohe Beiträge zur Finanzierung der Waffenpakete beigetragen. Andere Alliierte wie Großbritannien, Frankreich oder Spanien sind bisher zurückhaltend mit größeren Zusagen. Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte dazu, es gebe „Waffen und Systeme“, die gebe es „nur in den USA zurzeit – und wir sind froh, dass wir sie kaufen können“.
Nach russischen Luftraumverletzungen und mysteriösen Drohnenvorfällen über Nato-Gebiet hat das Verteidigungsbündnis Pläne für eine effizientere Drohnenabwehr angekündigt. Die Nato werde eine „Reihe zusätzlicher Maßnahmen zur Drohnenabwehr umsetzen, die unsere Fähigkeit, Drohnen abzuwehren, erweitern und beschleunigen werden“, sagte Mark Rutte weiter. An der Ostflanke würden bereits „integrierte Systeme“ getestet, die helfen sollen, Bedrohungen aus der Luft „zu erkennen, zu verfolgen und zu neutralisieren“. Die Maßnahmen sind demnach Teil der Initiative Eastern Sentry, die die Nato nach dem Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum im September ins Leben gerufen hatte.
Verteidigungsfähigkeit der Ukraine erhöhen
Dabei blieb zunächst unklar, inwiefern dieser Plan in Konkurrenz zu dem von der EU-Kommission vorgeschlagenen „Drohnenwall“ steht. Rutte sagte am Mittwoch, es gebe „keine Dopplung“ bei der Bemühung um eine effektive Drohnenabwehr in Europa. Die NATO sei gut „bei harten Dingen“ der „militärischen Seite“, während die EU die Fähigkeit habe, sicherzustellen, „dass das Geld vorhanden ist“ und „dass die Nationen der EU abgestimmt sind“, verdeutlichte er. Diese Kombination sei „entscheidend“ für die Zusammenarbeit.
Neben der Verteidigungsfähigkeit sucht die NATO auch nach Lösungen, um die Ukraine zu härteren Gegenangriffen gegen Russland zu befähigen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will am Freitag in Washington mit Präsident Trump über eine mögliche Lieferung von weitreichenden US-Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk diskutieren.
EU-„Drohnenwall“ soll bis Ende 2027 stehen
Die EU will ihr neues, als „Drohnenwall“ bekannt gewordenes Drohnenabwehr-System bis Ende 2027 komplett einsatzbereit haben. Das inzwischen in „Europäische Drohnen-Verteidigungsinitiative“ (EDDI) umbenannte Projekt soll bereits Ende 2026 betriebsbereit und ein Jahr später dann voll funktionsfähig sein, wie die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch aus EU-Kreisen erfuhr. Die Initiative ist eines von mehreren Vorzeigeprojekten, die die EU-Kommission am Donnerstag als Teil ihres Fahrplans auf dem Weg zur Verteidigungsfähigkeit der EU bis 2030 vorstellen will. Neben der Drohneninitiative soll das Programm „Eastern Flank Watch“ (Ostflankenwacht) die Luftverteidigung an den EU-Grenzen nahe Russland stärken. Es wird erwartet, dass die EU-Verteidigungsminister bei ihrem Arbeitsessen am Mittwochabend erstmals über den Kommissionsfahrplan diskutieren werden. Beim EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs kommende Woche könnten die Mitgliedstaaten dann ihre Unterstützung für das Vorhaben beschließen. (AFP)
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