Mittwoch22. Oktober 2025

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UmweltDie indische Hauptstadt Neu-Delhi kämpft weiter gegen den Smog

Umwelt / Die indische Hauptstadt Neu-Delhi kämpft weiter gegen den Smog
Am vergangenen Montag war die Feinstaubbelastung in Neu-Delhi 60-mal höher als die von der Weltgesundheitsorganisation festgelegte Tagesobergrenze Foto: AFP/Arun Sankar

Im Kampf gegen die Luftverschmutzung in Neu-Delhi hat das Oberste Gericht Indiens eine strengere Durchsetzung von Fahrverboten angeordnet.

Das Gericht forderte Stadtverwaltung und Polizei am Freitag auf, an allen 113 Zufahrtsstraßen Kontrollpunkte einzurichten, um besonders umweltschädliche Fahrzeuge an der Einfahrt in die Hauptstadt zu hindern. Neu- Delhi ächzt schon seit Tagen unter giftigem Smog. 

Um den Verkehr zu reduzieren, schlossen die Behörden alle Schulen und verhängten Fahrverbote für Diesel-Lastwagen und andere Nutzfahrzeuge. Mit der Durchsetzung der Fahrverbote ist das Oberste Gericht bisher aber „nicht zufrieden“, wie es am Freitag auf der indischen Justiz-Website Livelaw hieß.

Ein Beamter hatte demnach eingeräumt, dass bisher nur 13 der 113 Kontrollpunkte besetzt sind. Das Gericht wies Stadtverwaltung und Polizei daher an, „dafür zu sorgen, dass auch an den verbleibenden 100 Zufahrtsstraßen umgehend Kontrollposten eingerichtet werden“.

Schulen wegen Smog geschlossen

Wegen alarmierender Höchstwerte bei der Luftverschmutzung sind in Indiens Hauptstadt die Schulen geschlossen worden. Bis auf Weiteres werde der Unterricht online abgehalten, hatte die Regierungschefin der Hauptstadtregion am Montag erklärt. Der ganze Norden Indiens sei „zu einem medizinischen Notfall geworden“, kritisierte sie vor Journalisten. 

Die Behörden hoffen, dass der Verkehr erheblich reduziert wird, wenn die meisten Schülerinnen und Schüler zu Hause bleiben. Ausnahmen gelten laut Ministerin Atishi für die Klassenstufen zehn bis zwölf. Die Grundschulen in Neu-Delhi waren bereits am Donnerstag geschlossen worden. Zudem wurden eine Reihe weiterer Maßnahmen verhängt, darunter Beschränkungen für Diesel-Lastwagen und Bauarbeiten.

Die Luftverschmutzung in der Metropole mit 30 Millionen Einwohnern hat unterdessen neue Höchstwerte erreicht: Zu Beginn der vergangenen Woche war die Feinstaubbelastung 60-mal höher als die von der WHO festgelegte Tagesobergrenze, wie die Gesellschaft IQAir mitteilte. An einigen Messstationen lag die Konzentration bei 1.117 Mikrogramm pro Kubikmeter – das 74-fache der WHO-Tagesobergrenze.

Feinstaubpartikel der Kategorie PM2,5 sind so klein, dass sie in den Blutkreislauf des Menschen und tief in die Lunge eindringen können. Der WHO zufolge kann dies zu Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie zu Lungenkrebs führen. Der Smog betrifft weite Teile Nordindiens. Auch im Nachbarland Pakistan leiden die Menschen unter der Luftverschmutzung.

Gesundheitsschädlicher Cocktail

Neu-Delhis Regierungschefin Atishi warf den umliegenden Bundesstaaten vor, die Bauern nicht am Abbrennen ihrer Stoppelfelder zu hindern. „Die Menschen in Delhi haben wirklich ein Problem, sie können nicht atmen“, sagte sie bei ihrer Pressekonferenz. Sie habe die ganze Nacht über Anrufe von Menschen erhalten, die ihre alten Eltern wegen Atemproblemen ins Krankenhaus bringen mussten oder die Inhaliergeräte für ihre Kinder brauchten, führte sie aus.

Kritikern zufolge haben Streitigkeiten zwischen rivalisierenden Politikern einzelner Bundesstaaten sowie zwischen Zentralregierung und Bundesstaaten das Problem verschärft. Politikern wird vorgeworfen, zu viel Rücksicht auf mächtige Bauernverbände in ihren Wahlkreisen zu nehmen.

Jeden Winter vermischen sich in der indischen Hauptstadtregion die kühle Luft, der Rauch der von den Bauern nach der Ernte abgebrannten Felder und die Abgase von Industrie und Verkehr zu einem gesundheitsschädlichen Cocktail. Neu-Delhi wird häufig als eine der weltweit am meisten verschmutzten Städte eingestuft. Experten machen die Luftverschmutzung für Tausende verfrühte Todesfälle in Neu-Delhi und Umgebung verantwortlich.  (AFP)

Bild von vergangener Woche aus Neu Delhi
Bild von vergangener Woche aus Neu Delhi Foto: AFP/Money Sharma