AfghanistanDie führenden Kandidaten für eine Taliban-Regierung

Afghanistan / Die führenden Kandidaten für eine Taliban-Regierung
Als Politbürochef der Taliban während der Friedensgespräche mit den USA im Emirat Katar war Abdel Ghani Baradar einer der prominentesten Vertreter der Islamistengruppe Archivfoto: Karim Jaafar/AFP

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Der Taliban-Mitbegründer Mullah Abdel Ghani Baradar leitet Insidern zufolge die künftige De-facto-Regierung Afghanistans. Es folgt ein Überblick über die führenden Köpfe der Islamistengruppe, die nach Angaben aus Kreisen der Taliban zentrale Funktionen übernehmen sollen.

Haibatullah Achundsada

Nachdem Haibatullah Achundsadas Vorgänger 2016 bei einem US-Angriff getötet wurde, trifft er als sogenannter „Anführer der Gläubigen“ die endgültigen Entscheidungen über politische, religiöse und militärische Angelegenheiten der Taliban
Nachdem Haibatullah Achundsadas Vorgänger 2016 bei einem US-Angriff getötet wurde, trifft er als sogenannter „Anführer der Gläubigen“ die endgültigen Entscheidungen über politische, religiöse und militärische Angelegenheiten der Taliban Archivfoto: Afghan Islamic Press/AP/dpa

Der oberste Anführer der Taliban soll die Rolle eines geistlichen Regierungsoberhaupts übernehmen, wie ein Insider sagt. Da Achundsada sich seit der Machtübernahme der Taliban in Kabul Mitte August nicht öffentlich geäußert hat, machten allerdings bereits Gerüchte die Runde, er lebe nicht mehr. Der Rechtsgelehrte folgte auf den früheren Taliban-Chef Mullah Achtar Mansur, der 2016 bei einem Drohnenangriff der USA ums Leben kam. Achundsada führte rivalisierende Gruppen innerhalb der Bewegung zusammen und versuchte, mit einer Neubesetzung führender Positionen seine Macht zu konsolidieren. Nach Angaben der Vereinten Nationen war Achundsada oberster Justizchef während der Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001. Einer von Achundsadas Söhnen starb 2017 bei einem Selbstmordanschlag auf einen afghanischen Militärstützpunkt.

Abdel Ghani Baradar

Als Politbürochef der Taliban während der Friedensgespräche mit den USA im Emirat Katar war Baradar einer der prominentesten Vertreter der Islamistengruppe. Während der früheren Taliban-Herrschaft in Afghanistan war er stellvertretender Verteidigungsminister. Anschließend befehligte er nach Angaben der Vereinten Nationen Taliban-Kämpfer bei Angriffen auf die Streitkräfte der USA und ihre Verbündeten in Afghanistan. Von 2010 bis 2018 war er in Gefangenschaft in Pakistan. Er war ein enger Freund des einstigen Taliban-Anführers Mullah Mohammed Omar. Dieser gab ihm den Kampfnamen „Baradar“, auf Deutsch „Bruder“.

Scher Mohammed Abbas Staniksai

Der frühere Vizeaußenminister der Taliban war nach deren Sturz ein Spitzenrepräsentant ihrer politischen Vertretung in der katarischen Hauptstadt Doha. Dort war er Baradars Stellvertreter. Staniksai spricht fließend Englisch und stand in regelmäßigem Austausch mit ausländischen Diplomaten und Journalisten. Er absolvierte eine Offiziersausbildung in Indien, die er 1982 abschloss. Nach Aussagen von Weggefährten ging er damals regelmäßig Wandern und Schwimmen und zeigte keine besondere Neigung zum radikalen Islamismus. „Es gab keine Anzeichen radikalen oder extremistischen Gedankenguts“, sagt der pensionierte indische Generalmajor D.A. Chaturvedi, der seine Ausbildung gemeinsam mit Staniksai absolvierte. Später kämpfte Staniksai im sowjetisch-afghanischen Krieg, der von 1979 bis 1989 dauerte.

Mullah Mohammed Jakub

Der Sohn des Taliban-Mitbegründers Mullah Mohammed Omar hatte ursprünglich dessen Nachfolge angestrebt. Er unterlag jedoch Mullah Achtar Mansur, der von einer Ratsversammlung in die Position gehievt wurde. Später wurde er zum Stellvertreter Achundsadas ernannt. Jakubs Ansehen leitet sich vor allem von dem seines Vaters ab. Er selbst hat mit Anfang 30 nicht die langjährige Kampferfahrung, auf der die Autorität anderer Taliban-Anführer gründet. Seit dem vergangenen Jahr leitete er allerdings als Chef der Militärkommission der Taliban alle ihre Operationen in Afghanistan.

Groebr J-P.
3. September 2021 - 22.49

Bin gespannt auf die Frauenquote in der neuen Regierung der Koranschüler.