Blut auf die Mühlen der FPÖ

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Die Facebook-Seite von FPÖ-Chef Heinz Christian Strache quillt über von empörten Kommentaren. Hunderte Poster sehen sich nun darin bestätigt, dass der Islam allen Übels Wurzel und bei der Nationalratswahl am 15. Oktober erst recht die FPÖ zu wählen sei. Denn nur die Rechtspopulisten könnten verhindern, was am Freitag mit einem Brandalarm begonnen hatte: Nachbarn hatten die Feuerwehr gerufen, nachdem in einem Einfamilienhaus im vornehmen Linzer Stadtteil St. Magdalena ein Feuer ausgebrochen war.

Der Zimmerbrand war schnell gelöscht, doch die Helfer entdeckten im Haus zwei Leichen, die nicht an den Folgen des Brandes gestorben waren. Der 87-jährige Mann und seine um zwei Jahre jüngere Frau waren offensichtlich ermordet worden. „Wir gehen von einem Doppelmord aus, die Auffindungssituation lässt gar keinen anderen Schluss zu“, sagte ein Polizei-Sprecher. Schon wenig später war der Täter gefasst. Er hatte sich selbst der Polizei gestellt und ein Geständnis abgelegt. Damit wäre der Fall abgehakt und nur noch einer für die Justiz.

Muslim fühlte sich nicht willkommen

Doch am Wochenende platzte die politische Bombe. Denn beim zuvor von der Polizei als „54-jähriger Linzer“ bezeichneten Täter handelt es sich um einen 1989 nach Österreich gekommenen Tunesier, der sich als Ausländer und Muslim nicht willkommen gefühlt hatte. Laut  Landespolizeidirektor Andreas Pilsl hätte der Tunesier einen zunehmenden Hass auf die Gesellschaft und speziell auf die FPÖ entwickelt. Er machte die Rechtspopulisten dafür verantwortlich, dass er beim Arbeitsamt nicht gut behandelt wurde oder ihm die Sozialhilfe gekürzt wurde. Wenige Tage vor der Bluttat in Linz habe er, so Pilsl, den Entschluss gefasst, an der Gesellschaft ein Exempel zu statuieren.

Der Mann arbeitete im Geschäft seiner Lebensgefährtin, einer österreichischen Konvertitin, als Lebensmittelzusteller. Zweimal wöchentlich belieferte er auch seine späteren Opfer. Am Freitag hatte er unter seiner Schürze einen Holzprügel, ein Messer und einen Benzinkanister versteckt. Da er dem betagten Ehepaar bestens bekannt war, konnte er problemlos ins Haus gelangen. Dort  erdrosselte er zunächst die arglose Frau, anschließend tötete er den Mann mit dem Messer und dem Prügel. Dann legte er Feuer.

Aus Irrtümern erwuchs Mordmotiv

Dass er ausgerechnet an diesen beiden Senioren sein Exempel statuieren wollte, hat mit einem fatalen Irrtum zu tun. Der Täter gab bei der Einvernahme an, er haben bei dem Ehepaar ein nahes Verhältnis zur FPÖ vermutet. Nach Auskunft von Angehörigen gab es ein solches jedoch nicht. Im Gegenteil: Die beiden Alten hätten ihren Mörder sogar finanziell unterstützt. Auch der Hass auf die FPÖ dürfte auf einer falschen Annahme beruht haben: Im Jahr 2011 war der Tunesier bei der Polizei wegen Tierquälerei angezeigt und daraufhin auch verurteilt worden. Er war fest davon überzeugt, von einem FPÖ-Politiker angezeigt worden zu sein, was jedoch nicht der Fall war.

Einen islamistischen Hintergrund der Tat sehen die Sicherheitsbehörden bislang nicht. Der Mann habe zwar ein religiöses Leben geführt, der politische Islam habe ihn jedoch nicht interessiert, betonte Polizeichef Pilsl. Auch sei  er bisher weder durch Radikalisierungstendenzen aufgefallen noch entsprechend vernetzt gewesen.

Für FPÖ eine islamistische Tat

Als „normaler Doppelmord“ lässt sich die Tragödie dennoch nicht abhandeln. Immerhin hat ihm sogar Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) eine politische Dimension gegeben: „Verbrechen wie diese zerstören das Vertrauen in den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und sind auf das Härteste zu verurteilen“, betonte der Regierungschef. „Wenn Menschen – wie in Linz offenbar passiert – wegen einer echten oder fiktiven Nähe zu einer Partei ermordet werden, müssen alle gemeinsam gegen solche Entwicklungen auftreten.“

FPÖ-Chef Strache bemüht sich nicht um eine differenziertes Urteil und entwertet damit sein den Hinterbliebenen der Opfer ausgesprochene „aufrichtige Beileid“. Strache ist „zutiefst entsetzt und schockiert, mit welchem Hass und mit welchem Gewaltpotential der radikal-islamistische Täter vorgegangen ist“. Für die FPÖ steht  entgegen dem Ermittlungsstand fest, dass es sich um einen Islamisten gehandelt hat. Und viele Strache-Fans teilen auf Facebook diese Ansicht…

 

Mr.X
3. Juli 2017 - 11.20

Hass kreiert nur neuen Hass, an diesem unglaublich traurigem Bsp. kann man dies sehen. Die aktuellen Anschlagsserien der IS-Anhänger, bzw., all jene, die Angeben solche zu sein um den dunklen Mytos der Reichweite des IS aufrecht zu erhalten, erzeugt nur Hass und Unverständniss, welches in der Tat Wasser auf die Mühlen solcher Parteien wie der FPÖ sind und dieser Hass trifft alle Muslime, was wiederum neuen Zorn und Hass erzeugt. Dies allerdings als "Entschuldigung" für weitere Gewaltaten zu missbrauchen und diese Teufelsspirale weiter anzufeuern ist das schlimmste Verbrechen und zeugt von der Verleumdung der eigenen Schuld an der jetzigen Situation. Dies sollte nun aufjedenfall nicht missbraucht werden um die Diskussion über den Islam und Populisten bei Meinungsfragen anzuheizen, sondern als trauriges Wahnmal dass dieser Wahnsinn aufhören muss.