Die USA und Kanada haben als erste westliche Industrienationen nach Großbritannien mit Massenimpfungen gegen das Coronavirus begonnen. Am Montag erhielt in New York die Krankenschwester Sandra Lindsay von der Intensivstation des Island Jewish Medical Center unter Applaus die erste Dosis des Impfstoffs von Biontech und Pfizer.
„Es fühlte sich nicht anders an als bei jedem andern Impfstoff“, sagte Lindsay. Sie sei hoffnungsvoll und erleichtert. „Ich hoffe, dass dies der Anfang vom Ende einer sehr schmerzhaften Zeit in unserer Geschichte ist. Ich möchte in der Öffentlichkeit Vertrauen schaffen, dass dieser Impfstoff sicher ist.“
Nur wenige Minuten nach Lindsays Impfung, die in einem Livestream übertragen wurde, meldete sich US-Präsident Donald Trump bei Twitter zur Wort: „Erster Impfstoff verabreicht. Glückwunsch USA! Glückwunsch WELT!“ Auch in Kanada sollten noch am Montag die ersten Impfungen starten. Dort sollen die Provinzen Quebec and Ontario den Anfang machen.
EU am Jahresende
Der Impfstoff des deutschen Biotechunternehmens Biontech und seines amerikanischen Partners Pfizer hatte am Freitag von der US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallgenehmigung erhalten. Es ist damit die bislang erste in den USA verfügbare Covid-19-Impfung. Vor allem Pflegepersonal und ältere Menschen sollen unter den ersten Empfängern sein. Auch in Kanada sollen zuerst die am stärksten gefährdeten Personen geimpft werden, einschließlich älterer Menschen in Langzeitpflegeeinrichtungen und Beschäftigte im Gesundheitswesen.
Großbritannien hatte Anfang vergangener Woche als erstes westliches Land mit Massenimpfungen begonnen, nachdem es dem Impfstoff als weltweit erstes Land eine Notfallgenehmigung erteilt hatte. In der EU wird noch vor Jahresende mit einer Zulassung gerechnet. Der Impfstoff von Biontech und Pfizer wird derzeit als eines der vielversprechendsten Mittel zur Eindämmung der Corona-Pandemie gesehen.
Weltweit sind inzwischen mehr als 1,6 Millionen Menschen an oder mit dem Virus gestorben. Global am stärksten betroffen sind die USA mit fast 300.000 Toten. In Russland und China wurde schon vor einiger Zeit mit Impfungen begonnen. Dort kommen allerdings andere Impfstoffe zum Einsatz, die freigegeben wurden, noch bevor Ergebnisse der entscheidenden Wirksamkeitsstudien vorlagen. (Reuters)
Nächste Etappe für Biden
Rund sechs Wochen nach der US-Präsidentschaftswahl haben die Wahlleute des sogenannten Electoral College mit der Stimmabgabe begonnen. Erwartet wurde dabei am Montag eine klare Mehrheit für Wahlsieger Joe Biden. Die landesweit 538 Wahlleute kommen in den Hauptstädten der 50 US-Bundesstaaten und im Hauptstadtbezirk Washington zusammen. Die Stimmen der Wahlfrauen und Wahlmänner sind entscheidend, weil US-Präsidenten indirekt gewählt werden. Der Demokrat Biden hatte bei der Wahl vom 3. November 306 Wahlleute gewonnen, die auf der Ebene der Bundesstaaten gewählt werden. Für einen Wahlsieg braucht er die Stimmen von mindestens 270 Wahlleuten. Amtsinhaber Donald Trump kam auf lediglich 232 Wahlleute.
Die überwältigende Mehrheit der Wahlleute stimmt in der Regel gemäß dem Wahlausgang in den Bundesstaaten ab, einzelne Abweichler sind aber möglich. Das Gesamtergebnis wird am 6. Januar im Kongress ausgezählt und offiziell verkündet. Biden soll am 20. Januar vereidigt werden. Trump weigert sich nach wie vor, seine Niederlage einzuräumen.
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