Frauen wurden aus dem öffentlichen Dienst verdrängt, dürfen nicht mehr alleine reisen und müssen sich gemäß einer strengen Auslegung des Korans kleiden. „Wenn Ihnen die Rechte der Frauen am Herzen liegen – egal, an welchem Ort –, dann sollten Sie Afghanistan mit großer Sorge beobachten“, sagte Heather Barr von der Organisation Human Rights Watch. „Es ist schockierend zu sehen, wie schnell die Fortschritte der vergangenen 20 Jahre zurückgeworfen wurden und wie wenig die internationale Gemeinschaft getan hat, um sich für die afghanischen Frauen einzusetzen.“
Den Internationalen Frauentag haben die Taliban zumindest offiziell anerkannt. Das Außenministerium der Taliban-Führung bezeichnete ihn als „glückverheißend“ und fügte hinzu, den Frauen in Afghanistan werde „ein ehrenvolles und gewinnbringendes Leben im Lichte der edlen Religion des Islam“ ermöglicht.
Es ist schockierend zu sehen, wie schnell die Fortschritte der vergangenen 20 Jahre zurückgeworfen wurden und wie wenig die internationale Gemeinschaft getan hat, um sich für die afghanischen Frauen einzusetzen
Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid schrieb im Kurzbotschaften-Dienst Twitter, der Tag sei „eine großartige Gelegenheit für unsere afghanischen Frauen, ihre legitimen Rechte einzufordern“. Dies dürfte in der Praxis allerdings schwierig sein, zumal die Taliban Proteste ohne eine Genehmigung unter Strafe gestellt haben und in den vergangenen Monaten hart gegen Demonstrantinnen vorgegangen sind, die sich dennoch auf die Straße gewagt hatten.
Kurz nach ihrer Machtübernahme schaffte die Taliban-Regierung zudem das Ministerium für Frauenangelegenheiten ab und ersetzte es durch die gefürchtete „Religionspolizei“: das Ministerium zur Förderung der Tugend und zur Verhinderung des Lasters.
Blutspenden durch Frauen nicht erlaubt
Am Dienstag fand auf einem UN-Gelände am Stadtrand von Kabul eine von der UNO und der afghanischen Industrie- und Handelskammer für Frauen organisierte Ausstellung statt, auf der Waren ausgestellt wurden, die von Frauen hergestellt wurden. „Es ist eine Hoffnung und eine positive Sache“, sagte die 47-jährige Tajeba Maschal, die Inhaberin eines solchen Unternehmens ist, in dem Frauen beschäftigt werden. „Wir hoffen, dass die Frauen, die sich aus Angst vor der Unsicherheit in ihren Häusern verstecken, in der Gesellschaft wieder Fuß fassen.“
Weitere von Frauengruppen geplante Veranstaltungen mussten aufgrund eines Verbots durch die Taliban ausfallen: Die Aktivistinnen der Woman’s Unity and Solidarity Group hatten ursprünglich angekündigt, gemeinsam Luftballons steigen zu lassen. „Wegen der uns auferlegten Beschränkungen konnten wir das nicht tun“, sagte ein Mitglied. „Jetzt wird es jede für sich zu Hause machen.“
Einige Mitglieder einer weiteren Gruppe namens Afghanistan’s Powerful Women Movement wollten eigenen Angaben zufolge in einem Krankenhaus Blut spenden, doch die Taliban verweigerten ihnen die Genehmigung. „Der Direktor des Dschamhuriat-Krankenhauses sagte, Blutspenden durch Frauen sei nach der Scharia nicht erlaubt“, sagte die Aktivistin Sakia Sahadat. (AFP)
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können