Tod an der Tankstelle

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LUXEMBURG - Am Morgen des 23. Dezember 2012 kam es bei der Tankstelle „Terres Rouges“ in Esch/Alzette zu einer Messerstecherei, die der damals 31-jährige Tunesier Hakim M. nicht überlebte.

Am Montag nun standen Ernad D., Tharek G. und Mirsad C.als Mittäter sowie Asmir M.als Haupttäter vor der von Prosper Klein präsidierten Kriminalkammer.

Asmir M. wird vorgeworfen, sein Opfer mit sieben Messerstichen vorsätzlich getötet zu haben, während die drei anderen beschuldigt werden, dem Opfer nicht zur Hilfe gekommen zu sein. Gegen Mirsad C., der die beiden Streithähne trennen wollte, hatte die Staatsanwaltschaft keine Anklage zurückbehalten, was die „Chambre de conseil“ jedoch anders sah.

Gewalttätiges Umfeld

Der Experte Edmond Reynaud, der die Psyche des aus Serbien-Montenegro stammenden Haupttäters untersuchte, sprach von einer Jugend in einem gewalttätigen Umfeld und einer Abhängigkeit von Beruhigungsmitteln während des Kosovo-Krieges. Schon im Jahr 2002 musste er wegen einer Schlägerei vier Monate Haft absitzen. Man habe es mit einem unterdurchschnittlich Gebildeten zu tun.

Der Beschuldigte erklärte dem Psychiater, das Messer aus Angst gezogen zu haben, um seinen Angreifer zu beeindrucken – was aber wohl kaum die sieben Stiche erklärt. Der Vorsitzende sprach die Tat von 2002 an, bei der das Opfer eine dicke Lederjacke trug, ansonsten es damals schon einen Toten gegeben hätte. Man könne also nicht von einem lernfähigen Angeklagten ausgehen.

Erschwerend sei, dass der Beschuldigte nicht mit den Messerstichen aufgehört habe, als er die Polizisten sah. Ob es sich um eine unkontrollierbare Wut gehandelt habe, wollte Prosper Klein wissen, was ihm der Experte bestätigte. Die Angst des Angeklagten, sein Opfer habe eine Schusswaffe gehabt, ließ der Magistrat nicht gelten, ansonsten hätte der Angeklagte die Flucht ergriffen.

Alles beginnt mit nichtigem Streit

Der damals diensthabende Polizist bestätigte im Zeugenstand, dass ihm der Angeklagte in die Augen gesehen habe, während er sein Opfer mit dem Messer weiter traktierte. Es folgte eine abenteuerliche Verfolgungsjagd, bevor man die Flüchtenden in Handschellen abführen konnte. Beim Opfer waren keine Lebenszeichen mehr zu beobachten.

Der PJ-Beamte bestätigte den vom vorigen Zeugen geschilderten Tathergang, Mirsad C. habe danach bei der Kriminalpolizei zu Protokoll gegeben, dass sich die beiden Streithähne vor diesem Abend nicht gekannt hätten. Sie hätten lediglich nach ausgiebigen Sauftouren plötzlich Streit bekommen, bei dem sie anfangs mit Eisenstangen aufeinander losgegangen seien. Als Hakim M. dann zu seinem Wagen gewollt habe, um Asmir Mehovic zu erschießen, sei es zum dramatischen Ende gekommen.

Mirsad C. sei der passivste der Beschuldigten gewesen. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft, Dominique Peters, ließ die Filme der Überwachungskameras an der Tankstelle vorspielen, um u.a. die Rolle des zweiten Tunesiers Tarek G. zu klären.

Es stellte sich heraus, dass der Streit wegen einer Lappalie anfing, nämlich weil es vor der Kasse zu einem Gedränge zwischen stark betrunkenen und bekifften Kunden kam. Bei der eigentlichen Schlägerei schien es jedenfalls so, als ob Asmir M. und Hakim M. den aktivsten Part spielten, während die anderen in dem Film eher mäßig aggressiv bis passiv und beschwichtigend zu sehen waren.

Lunte am Pulverfass

Die Kassiererin sagte am Montag im Zeugenstand aus, dass sie Hakim M. zurückgerufen habe, weil sie ihm das Benzin noch nicht verrechnet hatte, während Asmir M., Ernad D. und Mirsad C. sich schon an der Reihe wähnten. Dies war also die Lunte am Pulverfass. Als das Opfer dann etwas aus seinem Kofferraum nahm, den es hatte aufstehen lassen, nahm das Ganze seinen Lauf.

Man habe öfters Streit wegen Lappalien während der Nachtschicht, so die Zeugin. Der Prozess wird am Dienstag (23.09.14) mit weiteren Zeugen fortgesetzt.