Dienstag4. November 2025

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Pathetischer Auftritt der Mitangeklagten

Pathetischer Auftritt der Mitangeklagten
(Peter Steffen)

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Der Prozess wegen eines Auftragmordes in Brasilien gegen die 62-jährige aus Laos stammende Brigitte D. und die 54-jährige aus Brasilien stammende Tania M. ging am Montag auf die letzte Zielgerade.

Ebenfalls angeklagt, den 74-jährigen in Berdorf geborenen Immobilienhändler Henri Z. mit Komplizen ermordet zu haben, ist Diego M., der Sohn von Tania M., der die Kreditkarte des Opfers mit mehr als 50 nächtlichen Bancomat-Abhebungen bei 72 Versuchen um stolze 25.000 Euro erleichterte und sich damit ein handfestes Mordmotiv verschaffte.

Es war denn auch dessen Mutter Tania M., die dem Prozess, der bis dahin aus Mangel an Beweisen auf Indizien angewiesen war, den notwendigen Dreh gab, indem sie die Tatbeteiligung ihres Sohnes vor den Richtern eingestand. Und da Diego M. nach der Freigabe der Erbschaft von Henri Z. laut seiner Mutter noch einmal 20.000 Euro an seine Kumpel in Brasilien verteilen konnte, wurde auch der kausale Zusammenhang zwischen Tätern und Angeklagten hergestellt.

Angebot

Am Montag nun machte die Hauptangeklagte Brigitte D. endlich den Mund auf und behauptete, dass Tania M. ihr angeboten habe, mit ihrem Sohn ihren Mann umzubringen. Noch vor ihrer Hochzeit hatten sie und ein gewisser Hervé G. schon ein ähnliches Angebot gemacht. Henri Z. sollte eine Fahrradfahrt in den Vogesen nicht überleben, was aber fehlschlug. G. wollte damals eine Wohnung, als Belohnung für seine Mühe.

Daraufhin hielt sie ihr Mann wie in einem goldenen Käfig. Er besuchte immer öfter die Bar von Tania M. am Eicher Platz und es war dann auch diese, die ihr riet, die gemeinsame Hochzeitsreise in Brasilien zu verbringen, wo ihr Sohn Diego sie erwartete.

Spielball

Auf die Frage des Vorsitzenden, welches Interesse ihr Mann daran hatte, für die hohen Reisekosten von Tania M. aufzukommen, wollte die stolze Laotin kein zweideutiges Bild von „ihrem“ Ehemann zulassen.

Sie sei der Spielball gewesen zwischen Tania M. und ihrem Sohn Diego, so Brigitte D. auf die Frage nach dem zweiten missratenen Anschlag auf sie und ihren Mann am Strand von Porto Seguro. Zum eigentlichen Mord war die Angeklagte etwas zugeknöpfter, doch schälte sich heraus, dass weder sie noch Diego geschossen haben, sondern seine beiden Freunde, die am Straßenrand warteten.

Den genauen Hergang der Hinrichtung konnte sie nicht schildern, weil sie in dem Moment wegschaute. Danach seien sie zusammen ins Hotel zurückgefahren. Sie konnte die beiden Freunde von Diego nicht genau beschreiben, weil es dunkel war, doch müsse man seine Mutter Tania M. fragen, die ihnen vorher schon begegnet war. Die Frage des Vorsitzenden, ob sie keine Angst gehabt habe, ihr Leben lang von diesen Leuten erpresst zu werden, bestätigte Brigitte D. bereitwillig.

„C’est un monstre“

Mit dem Kraftausdruck an die Adresse ihrer Mitangeklagten „C’est un monstre“ verabschiedete sich Tania M. dann in die Pause, nach der dann die Fragestunde mit Brigitte D. begann, bei der weder die Namen noch eine genaue Beschreibung der beiden Komplizen herauskamen, außer dass sie Brasilianisch sprachen. Auch ob sich das Opfer wehrte, konnte nicht geklärt werden, weil sie und Diego das Auto fluchtartig verlassen hatten und sich alles sehr schnell abspielte.

Interessant dann die Aussage von Brigitte D., Tania M. habe die Geheimzahl der Kreditkarte erfahren, indem sie ihrem Mann über die Schulter schaute, wie sie es auch mit den Kunden in ihrer Bar tat. Die Idee zum Mord habe ihr Diego M. erst nach der Hochzeit angetragen, was der Vorsitzende nicht zu glauben schien, weil er davon ausging, dass die drei Attentäter sie vielleicht in die lange abgelehnte Ehe mit Henri Z. hätten zwingen können, um ihre Geldquelle zu sichern.

Mit einem resoluten „Sie lügt!“ trat dann Tania M. erneut vor die Richter. Sie hasse Hervé G. und hätte nie gemeinsame Sache mit ihm gemacht. Sie erzählte dann die hahnebüchene Geschichte, Brigitte D. hätte sechs Jahre vor ihrer Hochzeit schon den Sohn von Henri Z. um die Ecke gebracht, um an die Erbschaft zu kommen. Bei einem weiteren ihrer Mitangeklagten angedichteten Mord stellte der Ermittler fest, dass der genannte Mann eines natürlichen Todes starb.

Unterstützung

Die pathetische Aussage, ihr Sohn werde nun auch sprechen, fand die absolute Unterstützung des Vorsitzenden, der darum bat, er möge dies doch vor der Kriminalkammer in Luxemburg tun. Als er sie dann auch noch darauf hinwies, dass das Geständnis von Brigitte D., sie hätte mit Hervé G. und Diego ein Attentat gegen ihren Mann in den Vogesen geplant, eine Ermittlung nach sich ziehen könnte, wurde sie zusehends nervöser und beschwor ihre Wahrheitsliebe.

Jedenfalls trägt dieses erste Attentat in Frankreich die territoriale Kompetenz zu Grabe, wie dem folgenden Wortgefecht zwischen dem Verteidiger und dem Richter zu entnehmen war. Dies hielt Tania M. nicht davon ab, die Stimme zu erheben und mit abstrusen Argumenten den Richtern beibringen zu wollen, dass die teuflische Brigitte D. sich an ihr rächen wollte, indem sie sie zwang, alle Schuld auf sich zu nehmen – was der Vorsitzende ihr aber nicht abkaufte.

Der Prozess am Dienstag mit den Plädoyers der Verteidigung und dem Strafantrag des öffentlichen Anklägers abgeschlossen werden.

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