Dank „Enkeltrick“ ein Leben im Luxus

Dank „Enkeltrick“ ein Leben im Luxus

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mangels gutgläubiger polnischer Rentner wich die Bande auf Deutschland, die Schweiz und Luxemburg aus.

Sie lebten in Saus und Braus. „Hoss“, „Susek“ und „Adam“ fuhren in Warschau die teuersten Autos und prassten in den besten Casinos der polnischen Hauptstadt. Die drei Roma mit polnischem Pass und bürgerlichem Namen Arkadiusz L., Jan K. und Adam P. erschlichen sich ihr Geld nach Angaben der Warschauer Stadtpolizei unter Einsatzes ihrer weit verzweigten Familie sowie Helfershelfern mit dem „Enkeltrick“.

Kopf der Bande war der 46-jährige Arkadius L., genannt „Hoss“, dem die polnische Staatsanwaltschaft allein eine Betrugssumme von umgerechnet knapp 500.000 Euro vorwirft. Er ging der Polizei nach monatelanger Zusammenarbeit der polnischen und deutschen Beamten am vergangenen Dienstag zusammen mit den zwei Bandenführern in Warschau ins Netz.

Alleine in Hamburg nahm die Polizei nach polnischen Angaben gleichentags zehn Helfer der Bande fest. „Hoss“ gilt in Polens Unterwelt als Erfinder des später oft kopierten „Enkeltricks“. „Zur Absicherung künftiger Strafen haben wir zwei Ferraris und je einen Mercedes und Volkswagen“, konfisziert, berichtete der Warschauer Stadtpolizei-Sprecher Mariusz Mrozek. Dazu kommen laut dem Polizeisprecher noch rund 25.000 Euro in bar sowie Schmuck und Porzellan im Wert von rund 60.000 Euro.

Überweisungen kontrollieren

Ab 1999 soll die Bande zuerst in Polen alleinstehende ältere Bürger angerufen und sich als Verwandte in Geldnot ausgegeben haben. Aufklärungsarbeit von Polizei und Lokalzeitungen in Polen habe die Bande zusehends ins Ausland ausweichen lassen, heißt es in der Hauptstadtbeilage der polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Zu den bevorzugten Jagdgründen der „Hoss“-Bande gehörten Deutschland, die Schweiz und Luxemburg. „Die Geschädigten übergaben den Tätern Summen zwischen 10.000 und 100.000 Euro“, sagte der Sprecher der Warschauer Bezirksstaatsanwaltschaft, Przemyslaw Nowak. Die Warschauer „Hoss“-Bande mag aufgeflogen sein, doch der mutmaßlich von „Hoss“ erfundene „Enkeltrick“ hat sich längst verselbstständigt. Glück im Unglück hatte dabei eine 80-jährigen Oma in der mittelpolnischen Kleinstadt Starachowice. Ein „Enkel“ meldete sich und wollte von seiner Oma umgerechnet 2.000 Euro, um gewalttätigen Schuldeintreibern zu entgehen.

Die Rentnerin jedoch überwies laut Polizeiangaben ihrem richtigen Enkel die Hälfte der Summe und erkundigte sich danach bei ihm, ob das Geld eingetroffen sei. Dabei erfuhr sie, dass dieser nie bei ihr angerufen hatte.

„Die Polizei appelliert erneut, solche Fälle, bei denen Geld im Spiel ist, genau zu kontrollieren und vor der Überweisung in der Familie zu konsultieren“, schreibt die Polizei auf dem Stadtportal von Starachowice.

Erst am Mittwoch wurden zwei 58-jährige Frauen aus Dobre Miasto bei Olsztyn mit dem Enkeltrick um je umgerechnet 7.000 bzw. 750 Euro erleichtert. Bei der einen rief nach einem angeblichen Cousin noch ein angeblicher Polizist an und bat um Überweisung der Summe auf ein bestimmtes Konto, um so die Betrügerbande auffliegen zu lassen.