Es ist mein Job, den Menschen zu helfen

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(AP)

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Eine Seniorin aus ihrer Wohnung werfen? Roberto Rivas hat sich geweigert, dabei mitzuhelfen. Der spanische Feuerwehrmann ist nun der Retter der kleinen Leute.

Roberto Rivas ist Spaniens neuer Robin Hood: Der Feuerwehrmann weigert sich im wirtschaftlich angeschlagenen Land, Familien und Senioren aus ihren Häusern zu werfen. Dafür erntet er den Zuspruch von Millionen von Spaniern.

Vor wenigen Wochen kettete sich Rivas in einer spektakulären Aktion zusammen mit Aktivisten der Gruppierung „Stop Desahucios“ („Stop Zwangsräumungen“) auf dem Hausdach einer 72-jährigen Frau an. Es war nicht das erste Mal, dass sich Feuerwehrmann Rivas einem Räumungsbefehl widersetzte: Bereits im September hatte er sich geweigerte, eine Seniorin aus ihrer Wohnung zu werfen. Die Stadtverwaltung brummte dem Feuerwehrmann deswegen eine Strafe wegen Störung des öffentlichen Friedens in Höhe von 600 Euro auf.

Rückendeckung

Doch Rivas lässt sich nicht kleinkriegen: „Es ist mein Job, den Menschen zu helfen und ihre Leben zu retten, nicht sie zu ruinieren“, sagt er im Interview mit „Info Libre“. Und weiter: „Jeder Beamte, der an einer Zwangsräumung teilnimmt, sollte sich genau überlegen, was er da macht. Es ist brutal, es ist institutionalisierte Repression gegen die Bürger.“

Die Feuerwehr von A Coruña steht hinter Rivas. „Meine Arbeitskollegen haben mir ihre Solidarität bezeugt,“ sagt er. „Die Aufgaben eines Feuerwehrmannes sind klar definiert. Leute auf die Strasse zu stellen, gehört sicher nicht dazu.“

Räumungen

In Spanien sind Zwangsräumungen mittlerweile an der Tagesordnung. Seit Ausbruch der Wirtschaftskrise im Jahr 2007 wurden über 400.000 Räumungsverfahren eingeleitet. Allein 2013 fanden im Schnitt 184 Räumungen pro Tag statt.

Dahinter stehen in erster Linie die Banken. Jahrzehntelang boomte die Baubranche. Ab 2008 konnten Tausende Familien ihre Hypotheken plötzlich nicht mehr finanzieren und verloren ihre Wohnungen und Häuser.

Doch auch Private machen seit der Krise Geschäfte mit der Not. Kürzlich sorgte der Fall der 85-jährigen Carmen Martinez aus Madrid für Schlagzeilen, als sie aus ihrer Wohnung geschmissen wurde. Die Zeitung „El Mundo“ machte sich auf die Suche nach dem Gläubiger. Dabei stellte sich heraus, dass nicht eine Bank, sondern eine Privatperson hinter der Wohnungsräumung stand: Der Bahnarbeiter Francisco Gómez Montoya hatte mit Wucherkrediten ganze Familien in den Ruin gedrängt.

Wucherzinsen

Im Jahr 2009 gab Gómez der betagten Frau ein Darlehen über 77.100 Euro – zu monströsen Konditionen: 15 Prozent Jahreszins und 27 Prozent Strafzins bei verspäteten Einzahlungen.

Als Garantie diente die Wohnung der 85-jährigen Martinez mit einem geschätzten Wert von 180.000 Euro. Fünf Jahre später schuldete ihr Sohn dem Wucherer 165.760 Euro. Als Luis Martinez die Summe nicht zurückzahlen konnte, zog Gómez vor Gericht – und erhielt Recht. Auf diesem Weg kam Francisco Gómez inzwischen in den Besitz von vier Wohnungen.

Bahnarbeiter Gómez ist bei weitem nicht der Einzige: Laut der Organisation „Stop Estafadores“ („Stop Betrüger“) ließ ein gewisser Antonio Arroyo 3800 Familien in ganz Spanien aus ihren Häusern räumen, nachdem diese ihre Schulden nicht zurückbezahlt hatten.